Mit Opel aufgewachsen. Bei einem Opel-Händler gelernt. Meisterbrief, Serviceberater und nun selbstständiger Tuner für Opel Old- und Youngtimer. In Robert Beimels C Coupé steckt der Lebenslauf eines Opelaners.

Robert Beimel beim Opel Treffen Königsfeld im Juni 2014

Parallel zur beruflichen Karriere feiert Robert Erfolge auf dem Slalomparcour, wobei der Einstieg in die bayerische Slalomszene 1981 stattfand. 1989 feierte er den 1. Platz bei der Nordbayerische ADAC Slalom-Meisterschaft und 1991 wurde er Bayerischer Slalom-Meister. Das Präsentationsauto der seit 2011 bestehenden Firma Power Engines und Parts steht für über 30 Jahre Erfahrung im Motorsport.

Traubenbildung beim Opeltreffen Königsfeld. Dazwischen lugt etwas Gelbes hervor, das wohl auch für das Spektakel verantwortlich zu sein scheint. Ein brachiales Unikat begeistert die Opel-Fans, unter denen die meisten den Erbauer als Motorsportler und Opeltuner kennen und schätzen. Der Beimels Robert hat sozusagen eines seiner Meisterstücke nach Königsfeld mitgebracht:  Ein C Coupé, in dem alles steckt, was für Slalom oder auch Bergrennen wichtig und richtig ist. Obwohl er alle Heckantriebler von Opel in sein Herz geschlossen hat, er persönlich fährt am liebsten C Coupé. Das einst in violett-metallic lackierte Coupé stand vor über 10 Jahren als Kaufangebot im Kleinanzeigenteil der Flash. „Kein Rost“, versprach der Besitzer und nachdem Robert das Fahrzeug in Baden-Baden inspiziert hatte, zog er es mit gutem Gewissen auf dem Hänger nach Hause.

Unter der Haube erinnert Nichts an den originalen 2 Liter Motor. Als neuer Grundstock dient der Block aus einem 2,4 Liter Omega, dessen Hubraum dank 95,50er Schmiedekolben der Firma Omega erhöht wurde. Robert kürzte den 24v-Zylinderkopf des Omega 3000, womit er die Basis für einen leistungsstarken 16-Ventiler schuf. Wo Gewicht gespart werden konnte, griffen Roberts Bearbeitungsmaschinen ein. Stahlpleuel, Kurbelwelle sowie das Schwungrad verloren unnötige Gramm. Die Fütterung des Triebwerks übernimmt eine kennfeld-gesteuerte Zünd-Einspritzanlage mit 46er Durchlass. Der 4 in 1-EdelstahlFächerkrümmer so wie die sich direkt anschließende 2,5 Zoll Edelstahlanlage mit Jetex-Töpfen halten den Rückstau so gering wie möglich. Bei optimaler Einstellung der frei programmierbaren Einzelspulenzündung werden ungefähr 250 PS über die verstärkte Hauptantriebswelle an die mit 75% gesperrte Hinterachse durchgereicht. „Ohne Sperre wäre der Kadett im Alltagsbetrieb so gut wie unfahrbar“, erzählt Robert aus Erfahrung.

Dieses Auto sucht die Kurve. Wenn die fetten 275er Kumhos des kleinen Quertreibers vollen Grip erhalten, geht das gelbe Teil ab die Post. Was einem BMW M3 zum knackigen Gangwechsel verhilft, kann für einen Kadett nicht verkehrt sein. „Eigentlich braucht man nur die Glocke des Monzas installieren, Aufhängungen umschweißen und den Durchlass für den Ganghebel anpassen“ summiert Robert, um sofort anzuhängen. „Die Kardanwelle mit Schiebeausgleich muss freilich einzeln angefertigt werden“. Die Welle endet an der Hinterachse des serienmäßigen C Coupé GT/E. Serienmäßig bedeutet: Bewährte Technik auf Uniball neu gelagert und besser als das Original ausgestattet. Freilich ist auch die Antriebswelle für mehr als die doppelte Serienleistung ausgelegt: Das Deichselrohr besteht aus Stahl und die bei Kurvenfahrt an der Hinterachse auftretenden Kräfte versucht ein Wattgestänge zu bändigen. Glück auf, den Berg hinauf.

Stammt von BMW die Transmission, so setzt an der Vorderachse die 6-Kolben Anlage des Porsche 956 dem Vortrieb ein jähes Ende. Die Verteilung der an den Achsen gewünschte Bremskraft ist manuell einstellbar. Hinten verzögert die Anlage des Omega A, natürlich ebenfalls mit gelochten Scheiben. Was den selbst gedrehten  5-Loch Aufnahmen montiert wurde, lässt aufhorchen. Zufällig wurden Robert Felgensterne eines Ford GT 40 angeboten. Verschraubt mit BBS-Betten zählten die Dreiteiler zu den individuellen Raritäten unter den Radläufen auf diesem Planeten. Auch am selbst entwickelten Cockpit begegnet man dem Material Alu, in das Rundlöcher zur Aufnahme der zahlreichen Instrumente geschnitten wurden. Bemerkenswert ist der Motorrad-Tacho von Koso, sowie die Instrumenten-Sammlung in der Mittelkonsole im Helikopter-Look. Gestartet wird freilich per Knopf und die Bremskraftverteilung manuell verteilt.

In den frühen Achtzigern startete Rennkollege Michael Wensorra auf diversen Opels,  unter anderem im KW-Berg Cup. Dank seiner Fertigkeiten als Konstruktionsmechaniker konnte er alle abnehmbaren Fahrzeugteile in Eigenarbeit durch Teile aus Kohlefaser ersetzen und so ein optimiertes Leichtbau-Fahrzeug bauen. Frontspoiler, Seitenschweller sowie die Verbreiterungen stammen aus seiner Fertigungslinie für Bergrenner. Das im Diffusor schwingend gelagerte Endrohr erhält Stabilität von beidseitig angebrachten Alu-Kästen, die mit einem Alu-Rohr verbunden sind. Für Heckflügel und Alu-Diffusor ist Metallbauer und Freund Reinhard Fett verantwortlich. Die  Aufschrift „Rentner Racing Team“ ist die Hommage an einen verstorbenen Freund und Wegbegleiter Günter Schmidt, der leider nicht mehr in den Genus kam, dieses Coupé im rennbereiten Zustand fahren zu können.

Opel Kadett C Coupé (1978)

Motor:  2,4 Liter Reihenvierzylinder (C24NE aus Omega A), gekürzter 24V-Zylinderkopf (C30SE Omega A 3000), frei programmierbare Einzelspulenzündung, (2 verschiedene Kennlinien), Einspritzanlage mit 46er Durchlass, erleichterte und feingewuchtete Kurbelwelle mit 85mm Hub, Schmiedekolben 95,50 in Formel 1 Qualität (Fa. Omega), gewogene und gewinkelte Stahlpleuel, erleichtertes und gewuchtetes 9 Zoll Alu-Schwungrad, elektrische Wasserpumpe, Elektro-Kühlgebläse

Auspuff: EdelstahlFächerkrümmer 4 in 1, 2,5 Zoll Edelstahlanlage mit Jetex-Töpfen

Leistung (max): 250 PS

Kraftübertragung: Getrag 5-Gang Getriebe (BMW M3 E30), 9 Zoll Kupplung (BMW M3 E30), Gelenkwelle Sonderanfertigung mit verstärkter Lagerung, verstärkte Hauptantriebswelle in Deichselrohr (bis 300 PS)

Vorderachse:  Einzelradaufhängung an Doppel-Querlenkern, neu gelagert,

Hinterachse: Zentralgelenk-Starrachse, Wattgestänge Eigenbau, Stabi, 75% Sperre

Fahrwerk (va/ha):  welche Federn / Dämpfer

Felgen (Herst./Größe):  Ford GT40 Felgensterne mit BBS-Betten, 3-teilig,  gefräste Nabendeckel, / 9×17 Zoll ET 0 , 12×17 Zoll ET -20

Bereifung (Herst./Größe):  Kumho Intermedia (Straßenzuglassen) / 235/40 R17 90 W, 275/40 R17 89W

Bremsen(vo/hi): Porsche 956 6-Kolben Anlage, Sättel mit 5-Loch Eigenbauaufnahmen, Scheiben 320 mm / 5-Loch-Sättel mit gelochten Omega A-Scheiben, Bremskraftverteilung manuell einstellbar

Weitere Extras: Frontspoiler, Schweller, und Kotflügelverbreiterungen Gruppe H Bergrennsport (Basis Wenzorra), Eigenbauschwert, Alu Heckflügel und Diffusor Eigenbau,

Interieur:, geschüsseltes 36cm RMD-Sportlenkrad mit Schroth Gurten, xy-Schalensitze neu aufgepolstert, Instrumententafel Eigenbau mit Koso-Tachometer, FK-Drehzahlmesser mit Warnlicht, Mittelkonsole Eigenbau mit VDO und Tim Rennsportinstrumenten, digitale Anzeige Lamdawert, Notaus, erweiterter Heigo Käfig,

Danksagung: Günter Schmidt, Reinhard Fett, Michael Wensorra

Text & Fotos: Heinz Bauriedel für Opel Flash 3/2016, reloaded am 3. August 2021

Text & Fotos: Heinz Bauriedel