Bürgermeister rettet den letzten REH – 72er Ford Consul. Mit viel Glück begegnest du einem Consul heute nur noch bei Messen oder Oldtimer-Treffen. Dieser 1972er 1,7 Liter Consul fällt vor allem durch sein Kennzeichen auf. Der letzte PKW mit REH-Kennzeichen landete bei Rehaus Bürgermeister Michael Abraham in guten Händen.
Im März 1972 stellte Ford die beiden englisch-deutschen Gemeinschaftsentwicklungen Consul und Granada vor, die die in die Jahre gekommenen Modellreihen 17M, 20M und 26M ersetzen mussten. Ein langes Leben war dem Consul nicht beschert, denn Ford hatte das Profil beider parallel auf dem Markt lancierten Neuvorstellungen nicht eindeutig definiert. Der Consul sollte zwar die Rolle eines Einsteigermodells spielen, dennoch stand er wie der Granada auch mit 3 Liter V6 Motor im Programm. Beide Schwestermodelle unterschieden sich lediglich in geringen Ausstattungsmerkmalen. Belastend kam dazu, dass die schwere und ausladend gezeichnete Karosserie bei den Käufern nicht den erhofften Anklang fand. Ab Januar 1975 übernahm der „kleine Granada“ den Platz des Consuls, wobei die schlappen 1,7 Liter Motoren (65 und 75 PS) nun unter Granada-Flagge weitersegeln durften.
Die heftigen Winter Oberfrankens hat wahrscheinlich nur dieser Consul überlebt, zudem Fords Verschrottungsaktion in den 90ern den Bestand mit Vehemenz dezimierte. Zugelassen im Landratsamt Rehau am 8. Juni 1972, verrichte der Consul 1,7 seinem Besitzer über 35 Jahre treue Dienste.
Die vorhandenen Papiere weisen darauf hin, dass der letzte Kundendienst am 9. August 2005 bei 54.656 Kilometer (in Worten Vierundfünfzigtausendsechshundertsechsundfünfzig) durchgeführt wurde. Wie das Kennzeichen beweist, hatte der Besitzer den Consul weder ab-, noch umgemeldet. Bei der im Jahr 1972 in Bayern durchgeführten Landkreisreform wurden die „Kleinen“ den „Großen“ zugeteilt, dabei zerfiel der Landkreis Rehau in zwei Hälften. Der Süden ging im Landkreis WUN auf, der Norden wurde in den Landkreis HO integriert. Nach und nach verschwand das REH von den Straßen. Abgesehen von landwirtschaftlichen Fahrzeugen hielt nur ein weißer Consul tapfer die Stellung. Dessen Besitzer starb im Frühjahr 2007.
Seine erste gute Tat verrichte der neu gewählte Bürgermeister Michael Abraham kurz vor seinem Amtsantritt. Er setzte sich mit den Erben in Verbindung und rettete das REH, bevor im Landratsamt Hof die Zulassung aus dem Verkehr gezogen werden konnte. Michaels Beziehung zum Consul ist nicht nur wegen dem Kennzeichen nachvollziehbar. Seine Eltern besaßen das Modell in auffallend gelber Lackierung. Nach dem Kauf unternahm er eine Bestandsaufnahme, wobei er einige Schwachstellen an der unrestaurierten Karosserie entdeckte. Der Consul wurde die letzten Jahre 35 Jahre lediglich „getüvt“ und auf Grund des vergleichsweise guten Zustands verbrachte er Rehaus Winter wahrscheinlich nur in der Garage. Natürlich hätte es einige Fragen an den Vorbesitzer gegeben, die leider nicht mehr beantwortet werden können. Michael hat sich vorgenommen, das Auto von Grund auf restaurieren zu lassen. Es wäre auch Schade um den letzten PKW mit originalem REH-Kennzeichen der Realität
TYP: Ford Consul GGCL, Baujahr 1972
MOTOR: Reihenvierzylinder, 1680 ccm, Typ MYC, 75 PS bei 5000 u/min
AUSPUFF: Serie
GETRIEBE: 4-Gang Serie
FAHRWERK: Doppelquerlenker mit Schraubenfedern (va), Schräglenker, Schraubenfedern (ha)
BREMSEN: Zweikreis Hydraulik, Scheibenbremsen 262 mm (va), Trommelbremsen 228,7mm (ha)
RÄDER: Stahlfelgen in 6,45×14 Zoll mit 165/14 Dunlop
KAROSSERIE: Unrestaurierter Originalzustand, Originallack
INTERIEUR: Rotes Kunstleder in Serie