Fünf Jahre nach dem “Hechtsprung“ präsentiert sich das Cabrio von Doreen Hecht völlig neu gestaltet. Sicht und Licht bestimmen Astra G Scheinwerfer und Polo 6N Rückleuchten. Doch vor allem begeistert die Breite.

Langjährigen Ford Drive Lesern empfehlen wir einen Griff ins Archiv. In Ausgabe 5/2003 parkt ab Seite 36 Doreens Cabrio, soeben von der „Ratte zum Showstar“ befördert und in frischer „Blue Sky Gold“ Lackierung getüncht. Weder ein Unfall, noch aufkommender Rost gaben Veranlassung für einen durchgreifenden Umbau.

aus Ford Drive Mai 2003

Nennen wir es familieninterne Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, was Doreen und ihren Mann Dirk bewegte, die kalte Jahreszeit kreativ zu gestalten. „Ich habe das Harzen gelernt“ bemerkt Doreen stolz. Hauptsächlich bei den Karosseriearbeiten unterstützte sie den Aufbau ihres eigenen Autos, und wenn es ihre Zeit als Mutter zuließ, griff sie auch beim Beziehen des Interieurs beherzt mit ein. Ihr Mann – Dirk Hecht ist ein total Verrückter im positiven Sinne. Ein Perfektionist, der erst Ruhe gibt, wenn auch das kleinste Detail seinen eigenen Vorgaben entspricht. Seinen persönlichen Stil kann und will er nicht verheimlichen. „Typisch Hechts Tuningschmiede“ gilt in der Szene als Qualitätsmerkmal, sei es in Anbetracht der Karosseriearbeiten oder beim Anblick des Interieurs. Der nochmalige Umbau des vor über 5 Jahren restaurierten und für Treffen flott gemachten Cabrios zählt zur logischen Konsequenz des ständigen Unruheherds namens „Dirk“. Schließlich legte sein Escort eine ähnliche Karriere hin.

aus Ford Drive Mai 2006 – leider sind alle meine Dias von Dirks Escort im Dia-Bermuda-Dreieck verschollen

Zurück zu Doreens Cabrio:

Das Konzept einer spannenden Optik mit Breitbau, modifizierten Schürzen und Leuchten von Fremdfabrikaten reifte im Jahr 2005. Ausgehend von den 9,5×16 und 10,5×16 Zoll breiten Schmidt Modern Line konstruierte Dirk die Anbauten aus Blech und Gfk. Dabei umschließen die Blechabdeckungen die Räder wie der Rahmen das Bild. Exakt zugeschnittene Seitenschweller des BMW E30 finden nahezu spaltfreien Kontakt mit den Radläufen.

Front und Heckschürze nehmen den Steilpass an und verwandeln die bündige Flucht der Seitenlinie zum erfolgreichen Abschluss. Das Gesicht ist nicht das Gesicht eines Escorts und bleibt im Rückspiegel des vorausfahrenden Verkehrsteilnehmers unidentifizierbar. Opel und VW treffen auf Ford. Erstens reduzieren sich die sichtbaren Flächen der Astra G Scheinwerfer zum kleinsten gemeinsamen Nenner von Dirk und Dekra. Zweitens ist die RS-Frontschürze dem Golf V Piloten keine Unbekannte. Die seitlichen Rachen der Schürze fallen größer aus und sogar die kleine Stufe an der Flanke harmoniert mit der Höhe und Form der Schweller. Dennoch, das Sahnestück des Hechts ist das Heck.

Brachiale Breite gepaart mit geglätteten Flächen stellt sogar den zu dicht auffahrenden Hintermann vor Rätsel. Des Rätsels Lösung: LED-Rückleuchten des VW Polo 6N! „Die Einschweißbleche von VW waren mir zu teuer“, erinnert sich Dirk, dessen geschickte Hände die Einbaurahmen sowie die Konturen der Rückleuchten auf Blechtafeln nachformten. Nicht kaufbare Teile sind die besten Teile. Dirks Rezeptur für die Heckschürze lautet: man nehme eine Suzuki Baleno Heckschürze, gebe ihr die Aufhängungspunkte des Escort und die notwendige Breite für diesen Escort mit auf dem Weg. Die Eigenbau-Edelstahlanlage endet weit vor dem unberührten Racing-Gitter. Auch die Heckklappe darf als Meisterwerk der Blechbearbeitung gelten. Neben der Anpassung für die Polo-Leuchten füllte Dirk die Serien-Sicke mit Blech auf und bettete das Kfz-Kennzeichen nach oben abgeschrägt ein. Die Adapter der Rückspiegel Spiegel im M3-Look zeigen sich bündig mit der A-Säule vereint. Von den Türgriffen des Peugeot 306 konnte nur die Klinke, nicht der Öffnungsmechanismus verwendet werden. Die unsichtbare Fusselarbeit zählt er zu den schwierigsten Detailprojekten am Escort.

Zwischen den Türen präsentiert sich der Escort als „typischer Hecht“ in hellbeigem Leder. Die Schnittmuster für Armaturenbrett, der Recaros-Sitze und Seitenteile fertigte Dirk selbst an und gab sie zum Vernähen an einen Raumausstatter weiter. Das elastische Leder wurde mit Kleber auf dem Armaturenträger und der eigens konstruierten Mittelkonsole fixiert, wobei die glatten Flächen ohne Knöpfe und Schalter die Verarbeitung erleichterten. Die Funktion von Heizung und Lüftung ging nicht verloren, nur deren Regler wurden unsichtbar versteckt. Die Formation der Tribals in der Mittelkonsole entstand dank eingeklebtem Moosgummi. Die Perfektion des Interieurs resultiert unter anderem aus der Einschätzung der Fähigkeiten. Den Schaltknauf und das 30er Raid ließ Dirk bei einem Sattler anfertigen, weil er das Vernähen der Rundungen seiner Meinung nach nicht hundertprozentig hinbekommen hätte.

Wie beim „Hechtsprung“ vor sechs Jahren angekündigt, tauschte Dirk den 1,6 Liter gegen einen günstig erstandenen 1,8 Zetec. Problemlos, wie er sich erinnert. Im gleichen Durchgang wurden Bremsen und Auspuffanlage erneuert. Optisch spektakulär winden sich die Rundungen des Fächerkrümmers wie Nattern ein Schlangennest, bevor sie in den Katalysator und in die 2 Zoll Edelstahlanlage münden. 1+1=2. es ist die doppelte Chance, der Familie Hecht gemeinsam bei Ford-Treffen zu begegnen.

fotografiert am 28. Juli 2007 …
… beim Ford Treffen in Mainleus

Ford Escort Cabrio MK IV, Baujahr 1989

MOTOR: Reihenvierzylinder 1796 ccm, Zetec, 16V, dohc, K&N Filter, Karbon-Airintake, Ventildeckel poliert

AUSPUFF: Eigenbau Edelstahl-Fächerkrümmer (42mm), 2 Zoll Edelstahlanlage mit versteckten Endrohr

GETRIEBE: 5- Gang (1,8 Liter)

FAHRWERK: Jamex Komplettfahrwerk (60/40)

BREMSEN: Geschlitzte Scheiben / Trommeln

RÄDER: Schmidt Modern Line mit polierten Außenbetten in 9,5×16 Zoll ET15 mit 225/40 Dunlop SP2000, 10,5×16 Zoll ET0 mit 255/35

KAROSSERIE: Frontpartie an Astra G Klarglasscheinwerfer angepasst, Eigenbaugrill, modifizierte Golf III RS-Frontschürze, Eigenbau Blech-Verbreiterungen in DTM Optik (6/8 cm), verbreiterte BMW E30 Seitenschweller, Bonrath Einarmwischer, M3 Spiegel (Adapterplatte verspachtelt), Tankdeckel in Kofferraum, Peugeot 306 Türgriffe mit Eigenbau-Mechanik, modifizierte Suzuki Baleno Heckschürze (Fibersports), VW Polo 6N LED-Rückleuchten,  Heckklappe modifiziert, Nummernschildeinbuchtung mit Citroen Beleuchtung, Lackierung: Catalunya Splash (modifizierte Vorlackierung)

INTERIEUR: Armaturenbrett MK V Optik, Eigenbau Mittelkonsole, 30er Raid Lenkrad, Recaro Halbschalensitze mit beigen Gurten, Türpappen Eigenbau, elektrisches Verdeck, Kofferraumausbau mit GFK, Tribals eingearbeitet,

Text & Fotos  Achim Jaeger für Ford Drive 6/2008, re-reloaded am 20. Juni