Vor 5 Jahren begab sich Daniel Weigelt auf die Suche nach einem Heck-angetriebenen Opel. Egal war ihm das Modell. Hauptsache der Zustand entsprach seinen Vorstellungen und ein bisschen Leistung wäre ja auch nicht schlecht. Ein 74er Ascona A machte das Rennen

Das Auto parkte in Niederbayern, was global gesehen, nicht allzu weit entfernt von Daniels Oberfränkischem Heimatort Gefrees ist. Abgesehen von fehlenden Stoßstangen und einigen Lackschäden hinterließ der weiße Ascona einen guten Eindruck. Auch der Blick auf den Unterboden, der ihm dank Hebebühne gewährt wurde, brachte keine negativen Überraschungen. Bei der 12 Jahre zurückliegenden Restauration hatte der Eigner einen 1,9 Liter mit Einspritzung eingebaut, der mittels 240er Getrag-Getriebe mehr als 100 Pferde an die Hinterachse leitete. Mattig Fahrwerk, 7×13 ATS Felgen waren inklusive. Nachdem die Probefahrt positiv endete und auch der Preis sich im grünen Bereich bewegte, wurden Daniel und der Noch-Besitzer handelseinig. Dass der Ascona mit frischen TÜV und Bestätigung für das H-Kennzeichen frei Haus geliefert wurde, erlebt man auch nicht alle Tage. Opel Fan was willst du mehr?

„Leistung“, hört man die Opelaner rufen. Doch fahren wir zunächst  in der chronologischen Zeitleiste fort. In der zweiten Hälfte des Jahres 2012 tauchte Daniel mit seinem Neuerwerb bei Opeltreffen auf. Zur Vorbereitung auf die Saison 2013 fehlte ihm die Zeit, obwohl er einige Mängel entdeckt hatte. Die Mittelkonsole Marke Eigenbau störte seinen Augen immer mehr. Das 240er Getrag wurde zu heiß und roch unanständig, zudem nervte der Auspuff mit ständigem Geklappere. Am Ende der Saison verabschiedete sich der Öldruck, was auf einen baldigen Exitus des tapferen 1,9 Liter Triebwerks hindeutete. Nun nahm sich Daniel mehr Zeit für seinen Ascona.

Der ständig gegen die Achse schlagende Auspuff gehört eigentlich zum Ascona B, stellte er fest. Mit einer Ray Gruppe A Auspuffanlage liß sich das Problem lösen. Als schwerwiegender Fall stellte sich der Motor heraus. Nach dessen Demontage entdeckte er, dass ein Pleuellager auf der Kurbelwelle mitdrehte. Stößel, Nockenwelle und selbst die Kolben gingen ihrem Ende entgegen. Es war ein Wunder, dass der Motor überhaupt noch lief. Doch wenn schon Neuaufbau, dann mit Vergaser anstatt einer Einspritzanlage. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Im Nachbarort kannte er seit Jahren den Motorbauer Macht Rallye Technik, der sich auf rennfähige Motoren für Motorsport spezialisiert hat.

Roland Macht machte sich zunächst über den Block des 1,9ers, der dank Honen und Aufbohren der Zylinder mehr Hubraum erhielt. Derweilen besorgte Daniel einen 2.0 CIH, dessen Zylinderkopf er zunächst röntgen ließ. Weiterhin beschaffte er Kurbeltrieb, sowie  Steuergehäuse und die Ölpumpe, die er ebenfalls auf Funktion überprüfte. Macht bearbeitete den Kopf nach klassischem Muster, setzte größere Ventile ein und verwendete Schmiedekolben, sowie die 304 Grad Imotec Nockenwelle. Anstatt der ungeliebten Einspritzung gab Macht auf Wunsch von Daniel den 40er Webern mit offenem Luftfilter den Vorzug, die mit kurzen dBilas Brücken Anschluss an den Motor finden. Wo vorne mehr angesaugt wird, muss auch hinten mehr herauskommen. Ein fettes Hosenrohr minimiert den Rückstau so gut wie möglich. Macht stimmte das komplette Ensemble ab, setzte einen großen Wasserkühler ein und selbstverständlich verlor die Schwungscheibe an Gewicht.

Stück für Stück näherte sich der Ascona Daniels Wunschzustand. Folgendem Winter stand der Innenraum im Visier, für dessen Rückführung in den Urzustand sogar der originale Getriebetunnel eingeschweißt werden musste. Im Zuge dessen wanderte das verschlissene Getriebe auf den Müll und schuf Platz für ein knackiges 240er Getrag mit gekürzter Schaltkulisse. Optisch tat sich einiges zwischen den Türen, da neben der originalen Mittelkonsole auch der ehemalige Fleckerlteppich passend zum Gestühl einem roten Teppich weichen musste. Dass der Ascona heute noch, beziehungsweise wieder mit ATS Classic unterwegs ist, begründet sich mit diversen Felgen Irritationen von 7 über 8 bis 9 x 14 Zoll. Als Daniel von seinem Nachbarn die ATS in 8×13 ET 1 angeboten bekam, kehrte er zu den  Klassikern zurück.

Es gibt immer etwas zu tun an einem über 40 Jahre alten Oldtimer. Die zu investierende Zeit betrifft nur den Erhalt des Fahrzeugs, weil keinesfalls soll der optische Zustand verbastelt werden soll. Wie gut der Ascona ankommt, hat ihn einen Einladung zum größten Treffen in Franken bewiesen: eine VIP Einladung bei Street Culture im Nürnberger Grundig Stadion.

Fotografiert am 30. August 2015 am Airport Speichersdorf beim „performance on wheels“ Treffen
bei Classic Love 2019, verbunden mit dem Hinweis, dass Classic Love für 4. September 2021 geplant ist –> siehe FB classiclove

Opel Ascona A (1974)

Motor:  aufgebohrter 1,9 Liter Block (CIH) mit 2 Liter Kurbelwelle, Pleuel und Schmiedekolben,  2.0N CIH-Zylinderkopf mit bearbeiteten Ein- Auslasskanälen, 46/41er Ventile, Imotec-Nockenwelle 304 Grad mit starren Stößeln, 40 DCOE Weber Doppelvergaser mit kurzen DBilas-Brücken, offener Luftfilter, Schwundrad erleichtert,

Auspuff:  Hosenrohr mit 2x50mm Durchmesser, Ray Gruppe A Auspuffanlage

Leistung (max): 140 PS

Kraftübertragung:  240er Getrag 5-Gang Getriebe, gekürzte Schaltkulisse

Vorderachse:  Einzelradaufhängung

Hinterachse: Zentralgelenk Hinterachse, (Übersetzung 3:67)

Fahrwerk (va/ha):  Mattig 022 Federn, gelbe Koni Dämpfer (verstellbar)

Felgen (Herst./Größe):  ATS Classic / 8×13 ET1

Bereifung (Herst./Größe):  Yokohama / 175/50R13

Bremsen(vo/hi): Irmscher 246er innenbelüftete Scheiben/ große Trommeln

Weitere Extras: Opel Frontspoiler, vorne weiße Blinkergläser

Interieur: Original außer VDO Zusatzinstrumente, Opel Sportlenkrad

Danksagung: Freundin Julia, Sven und Familie, Macht Rallye Technik, Opel Classic Forum

Text & Fotos: Heinz Bauriedel für Opel Flash 11/2016, reloaded für Tuningcars am 13. Juni 2021