“Weil der Commodore A das geilste Auto ist, das in Deutschland je gebaut wurde” beantwortet Thomas Reifenberger die erste Frage. Ein Inserat in der Opel Flash Juni 2002 bescherte ihm seinen Traum: dieses 1971er Commodore Coupé im unverbastelten Zustand.

Eine Restaurationsgeschichte unter Blut, Schweiß und Tränen dürft ihr von diesem 71er Commodore nicht erwarten. Drei Vorbesitzer wussten um das Schätzchen und hielten es dementsprechend in Schuss, was neben der unrestaurierten und gut erhaltenen Karosserie auch das Serviceheft unter Beweis stellt. Thomas ist nicht nur ein Opel-Fan, sondern steht vor allem auf Oldtimer aus den Siebzigern. Neben Senator und Kadett C besitzt er einen der „letzten aufrechten Benz“ Typ W114, im Volksmund unter Strich-Acht bekannt. Die TV-Kultserie „Dukes of Hazzard“ (ein Duke kommt selten alleine) gehört zu seinen Lieblingssendungen – natürlich wegen General Lee, dem in Hemi-Orange lackierten 1969er Dodge Charger R/T.

Der gedankliche Schritt von Mopar (Chrysler) zu GM Deutschland muss kein großer sein. Vergleicht man die zu jener Zeit gebauten deutschen Coupés mit dem Dodge Charger, kommt dem “Duke” die Silhouette des Commodore A/Rekord C mit dem Buckel an der C-Säule und den Seitenscheiben ohne störenden B-Pfosten am nahesten. Der Weg zum vermeintlichen Traumauto ist manchmal von Zufällen gepflastert. Thomas` Commodore ist sozusagen ein Parkplatzfund. Zur Technorama 2001 in Ulm parkte das Fahrzeug in den Besucherreihen und Thomas fand ausreichend Zeit, um zumindest den sichtbaren Zustand ausreichend zu prüfen. Der Ergebnis überzeugte. Ungefähr ein Jahr später traute erseinen Augen nicht, denn in unserem Kleinanzeigenteil fiel ihm ein gelber Commodore auf. Der Anruf unter der angegebenen Rufnummer bestätigte: Der Commodore ist tatsächlich das identische Fahrzeug wie auf dem Technorama-Parkplatz gesehen. Also nix wie hin.

Der Vorbesitzer erklärte, dass er das Auto in diesem Zustand wiederum von seinem Vorbesitzer übernommen hatte. Der Nachlackierung im Farbton “Citrusgelb” (Code 446) fielen die beiden schwarzen Seitenstreifen zum Opfer, was Thomas sowieso besser gefällt. Die schwarzen Haubenstreifen im Rallyedesign der 60er Opels blieben glücklicherweise ebenso erhalten wie das wunderschöne Vinyldach, dessen gepflegter Glanz hervorragend mit dem Citrusgelb harmoniert. Als zeitgemäß klassisches Tuning trifft der Vögele Frontspoiler auf allgemeines Zugeständnis. Schließlich war der originale Frontspoiler beim besten Willen nicht mehr aufzutreiben. Oldtimer-Tuning beschränkt sich im sichtbaren Bereich meist auf dezente Tieferlegung und zeitgemäß klassische Räder. In beiden Fällen gingen die Vorbesitzer zu Werke, wobei vor allem die verchromten Stahlfelgen auffallen. Die American Racing des Typ Smoothie VN31 in 7×15 Zoll erweisen sich als leidensfähig. Diverse Kontakte mit Bordsteinen hinterließen ihre Spuren, sei`s drum, das Stufenbett sowie das schnörkellose Design passt zum 40 Jahre alten Coupé.

Mit Höchstgeschwindigkeit wollte der betagte 2,5 Liter Reihensechszylinder nichts zu tun haben. Bei 200 km/h Tacho verabschiedete sich das Pleuel des ersten Zylinders, was im Block „das volle Programm“ auslöste. Originale Optik mit moderneren Block veranlasste Thomas zu einem Griff in den Opel Baukasten mit der Aufschrift „Senator 3 E“. Kumpel Manuel vereinigte Senator-Block mit Kopf und Einspritzung des Commodore GSE. Der Umbau war dank Opel Baukasten kein Problem. Lediglich die  Beschaffung einer neuen Ölwanne brauchte einige Telefonate, da die Wanne wegen dem abgerissenen Pleuel nicht mehr zu retten war. Die geschätzte Leistung aufgrund der höheren Verdichtung soll sich  irgendwo bei 180 PS bewegen. Volldampf bleibt tabu. Im Vordergrund steht der Genuss eines stets vorhandenen Drehmoments jenseits eines serienmäßigen Commos

Kein Minimal-Lenkrad, kein modernes Radio, keine sportlichen Sitze. Nur die gelben Borden der Teppiche durchqueren den Fußraum eines ansonsten im Original erhaltenen Interieurs. GSE-Standard erklärt Thomas den Drehzahlmesser und die Zusatzinstrumente, auf die der „kleine Commo“ verzichten musste. In den Produktionsjahren 67/68 konnte man den Commodore sogar mit der 2239 ccm Reihensechser des Rekord Coupé 2200 erhalten, womit sich beide Schwestermodelle nur marginal unterschieden. Dieser Commodore zählt zu den letzten der Baureihe „A“, die zum Jahresende 1971 nach 156330 Fahrzeugen eingestellt wurde. Das H-Kennzeichen des Vorbesitzers ließ Thomas auf sein bereits bestehendes 07er Kennzeichen umschreiben. Zum Opel Treffen in Langenau durfte der Commo endlich die Garage verlassen. Vor lauter Freude darüber stieß er auf dem Parkplatz des Treffens Kühlwasser ab. Nur die übliche Inkontinenz: Wasserpumpe!

Fotografiert am 27. September 2009 bei Opel Treffen in Langenau

Opel Commodore Coupé GS/E 2500E (1971)

Motor:  3 Liter Reihensechszylinder (Tauschmotor) mit 2,5 Liter Kopf, elektronische Bosch Einspritzanlage

Auspuff: Serienanlage, Endrohrblenden von Höfele

Leistung (max): 110kw/150PS (lt. ehem. Fz-Schein)

Kraftübertragung: 4-Gang Schaltgetriebe

Vorderachse: Einzelradaufhängung, doppelte Dreiecksquerlenker, Stabi

Hinterachse: Starrachse, Längslenker, Panhardstab, Stabi

Fahrwerk:  Spax Dämpfer / ca. 40mm gekürzte Federn, Herkunft unbekannt

Felgen (Herst./Größe): American Racing Smoothie / 7×15 ET 6

Bereifung (Herst./Größe): Continental Sport Contact / 195/50-15

Bremsen(vo/hi): Scheiben (271 mm)/Trommeln (230 mm)

Weitere Extras: in Original-Farbe nachlackiert, Frontspoiler Vögele Motorsport

Interieur: original

ICE: nicht notwendig

Danksagung: Manuel Pfänder mit Vater

Text & Fotos: Heinz Bauriedel für Opel Flash 4/2010, reloaded für Tuningcars am 5. Juni 2021
Miniaturansicht, die jeder Besitzer zur Kontrolle meiner Bildunterschriften bekommt (soll ja kein Scheiß veröffentlicht werden)