19 Zoll Räder in verbreiterten Radkästen des gechoppten 78er Škoda Rapid Garde sind die eine Sache. Dass unter der Heckklappe ein getunter VR6 seinen Dienst verrichtet, macht den Škoda von Adam doppelt so interessant.
Zum besseren Verständnis sei ein kurzer Ausflug in die Škoda-Historie angebracht: Mit dem Škoda 105 und 120 (Typ 472) brachte der damalige CSSR-Hersteller im Jahr 1976 zwei seiner populärsten Limousinen auf den Markt. Ab 1981 bot Škoda ein 2-türiges Coupé an, das vor allem im nationalen Motorsport für Aufsehen sorgen. Der in Serie 55 PS starke Škoda Typ 743 erhielt in der damaligen CSSR die Bezeichnung „Garde“, die Exportversionen nannte man „Rapid“.
Wo auch immer dieser gechoppte Bolide auftaucht, sorgt er für Traubenbildung. Das tiefergelegte Dach, der enorme Breitbau und sein aggressives Gesicht mit freundlichem Halbmond-Lächeln polarisieren. Das Auto wurde sozusagen um die Räder herum gebaut. 19 Zoll Räder und die bodennahe Tieferlegung dienten als Richtlinie für den Blechbau.
Adam drehte die Xenon-Scheinwerfer des Skoda Octavia um 90 Grad mit der Spitze nach unten zeigend, eingebettet in einer Schürze Marke Eigenbau. Kaufteile an der Karosserie? Fehlanzeige. Im Prinzip besteht der Garde von Kopf bis Fuß, von der Front bis zur Heckpartie aus selbst geformten Blechteilen, deren Spalt sorgsam verschlossen wurde. Niemand soll erkennen, wo die Verbreiterungen beginnen oder die Heckschürze seitlich abschließt. „Topchop“, das Tieferlegen von Dächern ist mittlerweile in Tschechien an der Tagesordnung. Meist sind es Skoda Coupés, deren Gesamthöhe um ungefähr 8 cm verringert wird. Bleibt der Winkel der Säulen bestehen, muss die Dachfläche vergrößert werden. Adam kappte die Holme, stückelte das Dach in einzelne Partitionen und schweißte es auf einem Hilfsrahmen mit zusätzlichen Blechstreifen neu zusammen. Auch die Heckansicht lässt nichts an Spannung missen. Tatsächlich können 188 cm Breite nachgemessen werden, in Blech verpackt mit optisch ansprechenden Details wie den kleinen Hella Rückleuchten.
Die Geschichte der Räder klingt exotisch. Der hintere Radsatz im Gardemass von 11×19 Zoll entstand aus vier einzelnen 9×19 Rädern. Von zwei wurde die Sternseite abgetrennt, von den anderen die hintere Seite. Die Hälften wurden mit einem breiten Zwischenstück zusammengeschweißt. Die exakte Beschreibung des Verfahrens scheiterte leider an der Sprachbarriere.
Die seitlichen Lufteinlässe unterhalb der B-Säule muten schon fast italienisch an. Notwendig sind sie allemal, weil der einströmende Fahrtwind ein Aggregat kühlen muss, das normalerweise vorne verankert ist. Der Exportmotor des Volkswagen VR6, ein in Serie 174 PS starker 2869 ccm 6-Zylinder, verhilft dem Garde zu außergewöhnlichen Fahrleistungen. Motor und 5-Gang Getriebe sitzen auf einem Schemel auf Höhe der Hinterachse. „Der von Motor war günstig, weil mit Motorschaden gekauft“, berichtet Adam, der nach Instandsetzung des Lagerschadens einen Chip von Pitpower einsetzte. Die Auspuffanlage ohne Kat ist nur mit einem sichtbaren Resonator bestückt. Geschätzte 200 Pferde haben ein leichtes Spiel mit dem Flachmann, der sich nur zu gerne auf dem Catwalk von Extreme Tuning Příbram und der Viertelmeile bei „Mimoňské Valky“, einem der größten Tuningtreffen in der Tschechischen Republik sehen lässt.
Škoda Garde Rapid, Baujahr 1979
Motor: 6-Zylinder-VR-Motor, 2861 ccm, K&N Filter, Pitpower Chiptuning, Leistung: 200 PS
Auspuffanlage: Edelstahl-Eigenbauanlage mit zwei ovalen Endrohren (Motorrad-Zubehör)
Felgen: MAKM7, 9×19 Zoll (VW-LK 5×100), 11×19 Zoll
Reifen: Nankang 215/35×19, 255/35×19
Bremsen: AP Racing 4 Kolben-Anlage, 330mm Scheiben,
Fahrwerk: KW Gewindefahrwerk
Karosserie: Skoda Octavia II Scheinwerfer, Top-Chop, Motorhaube und Schürzen Eigenbau, Motorhaube Eigenbau, Verbreiterung in Blech (1,88 cm Gesamtbreite), Hella Heckleuchten, Heckscheibe und Seitenscheibe aus Plexiglas, Formel I Rückspiegel
Lackierung: Lamborghini-Orange, Airbrush Detlef-Design
Innenraum: Subaru Imprezza Sitze, Leder komplett, 32cm Momo Lenkrad, Kevlar Türschalen, Gfk-Cockpit