So perfekt wie kalifornische Sonne und Wind und Sand –so perfekt bekommen garantiert weder Lackierer, noch Folierer das raue Design auf die Reihe. Peggy Brabec ist mit dem ungeschweißten und rostfreien „Fastback“ der große Wurf gelungen. Das nachträglich installierte Luftfahrwerk lässt den Fastback schier auf dem Asphalt kleben.

Als Fan luftgekühlter Fahrzeuge kaufte die damals 19-jährige Peggy zunächst einen Käfer. Nicht dass sie damit unzufrieden gewesen wäre, doch ihr Herz schlug für ein heutzutage besonders seltenes Fahrzeug. In Volkswagens Palette der Luftgekühlten befinden sich einige „Exoten“, deren Bestand auf wenige Fahrzeuge im Vergleich zum Käfer geschrumpft ist: Zum Beispiel der  Typ3 „Fließheck“, ein Derivat der Limousine, in Deutschland TL spöttisch „Traurige Lösung“ genannt. „Den will ich unbedingt haben“, setzte sie sich in den Kopf.

Anstatt in Deutschland einen einigermaßen rostfreien „Fließheck“ zu finden, beauftragte sie Robin von Strahlwerk, sich mit Mario Steinhäuser in Verbindung zu setzen. Mario, Inhaber von „type3 headquarter“, hat sehr gute Kontakte nach Kalifornien, wobei er sich drüben auf seinen Kumpel David hundertprozentig verlassen kann. Squareback, Fastback, Notchback nennt man in Übersee die drei Varianten des Typ3. David stöberte im Großraum San Francisco einen Fastback auf, dessen Lack im Lauf der Jahrzehnte unglaublich an Patina zugelegt hatte: „Sunburned“, von der Sonne verbrannt und von den sandhaltigen Winden geschliffen. Einzelbilder, sowie ein Fahrvideo mit freihändigem Fahren zur Dokumentation des Geradeauslaufs, huschten über den Ozean. Ja, Ja, Ja! Hellauf begeistert von der optischen Performance des Kaliforniers gab Peggy dem Fastback ihr Ja-Wort. Auch der Spitzname war schnell gefunden: Sie nennt ihn „Fasti“.

Die Zeitschrift „Die Automodelle 1965/66“ schrieb damals: „Vermutlich wurde die Fließheck-Limousine eingeführt, um endlich in Amerika das Geschäft mit dem großen Volkswagen erfolgsträchtig starten zu können. Wie der 1500S hat der auf 1584 ccm gebohrte Motor ebenfalls 54 PS, kommt jedoch mit weniger Drehzahl und wegen niedrigerer Verdichtung mit Normalbenzin aus. Peggys „Fasti“ besitzt noch die originale Maschine, der lediglich die Atmung dank 40er Weber Doppelvergaser leichter fällt. Die „over the top“ Anlage der US-Firma tri-mil beschaffte ebenfalls Mario. Vorteil der Anlage, dessen Schlange in einem Kollektor mündet, ist die Keramikbeschichtung. Der hinter dem Abschlussblech versteckte Topf ist von außen kaum sichtbar.

Die originalen 4,5 x15 Zoll Stahlfelgen sind wahrlich nicht der große Bringer, weshalb Peggy ihren Bekannten Maximilian Zickhardt von ClassicConstruction Pößneck ins Spiel brachte. Max drehte von South African Sprintstar Felgen den Stern aus und veränderte die Anbindung von 4×130 auf 5x205er Lochkreis. Die Sterne kombinierte er mit verschieden breiten Schüsseln, so dass vorne nur noch 4 Zoll  und hinten 5,5 Zoll Breite anliegen. Schmal genug für extrem tiefes Eintauchen in die Radkästen. Um maximalen Tiefgang in Parkposition und dennoch Fahrbarkeit zu gewährleisten, gibt es nur eine praktikable Möglichkeit: Luftfahrwerk. Da es für den Typ 3 weder für Geld noch gute Worte ein derartiges Fahrwerk auf dem Markt zu finden ist, löste ClassicConstruction auch dieses Problem. Mit Ventilen von Accuair, sowie Luftbälge und Dämpfer von Volksprojects baute Maximilian das individuelle Airride für Peggys Typ3. Die optische Wirkung ist Granate. In tiefster Stufe erreichen die tief eingetauchten Hinterräder einen derartig negativen Sturz, dass die 195/65 R15 Toyos nur auf der innersten Lauffläche Kontakt zum Asphalt finden. Die vorderen „Asphaltschneider“ tauchen dank der geschmälerten Achse bis zum oberen Felgenhorn ins Radhaus ein. Auf dem Fahrfoto erkennt man die Differenz von über 10 cm von der Parkposition zur Fahrbereitschaft.

Sportsitze? Sportlenkrad? Krawallanlage? Nein, Danke! Die „alte Schule“ des Volkswagen-Innenraums verströmt das unbehelligte Gefühl der späten Sechziger. Es ist alles so geblieben, wie es bei VW von Band lief, außer einer unter dem Cockpit von Tür zu Tür durchgehenden Ablage. Für Peggy ist ein Traum wahr geworden. Sie und ihr von der Sonne verbrannter „Fasti“ sind an Wochenenden zu Treffen unterwegs, immer in Begleitung mit der lockeren Gemeinschaft „The Rolling Birds“.

fotografiert bei Classic Love am „Flughafen“ Zell/Haidhof, 8. Juli 2017

VW 1600 TL (Typ 3) Schrägheck “Fastback”, Bautag:  1. Juli 1967

Motor:  4-Zylinder Boxer, luftgekühlt, 1584 ccm, 40er Doppel Weber Vergaser

Auspuff:  Tri-Mil „over the Top“ Anlage, Karamikbeschichtet

Leistung:  54 PS

Getriebe:  4-Gang Schaltgetriebe

Fahrwerk:  Eigenbau Airride, Ventile von „Accuair“, Dämpfer von Volksprojects, gekürzte Vorderachse

Bremsanlage:  Trommeln, Trommeln (auf 5×205 Lochkreis umgebaut)

Felgen:  South African Sprintstar (von Classic Construction) mit Lochkreisänderung auf 5×205, 4×15 Zoll, 5,5×15 Zoll

Reifen:  Toyo, 135/50 R15, 195/65 R15

Karosserie:  Original, rostfrei, Granadarot, Patina, vor 2 Jahren nur aufpoliert

Interieur:  Serie, zusätzliche Ablage unter Armaturenträger

HiFi:  nicht notwenig

Danke an: Strahlwerk Deluxe (Robin Seifarth), ClassicConstructions (Maximilian Zickhardt), type3 headquarter (Mario Steinhauser), The Rollin Birds

Text und Fotos: Michael Kolb für VW Scene 5/2018. reloaded für Tuningcars am 25. April 2021