Eigentlich beabsichtigte Mario Mattick den Porsche Cayman nach zwei Jahren zu verkaufen. Eigentlich. Er konnte sich einfach nicht von seinem Firmenprojekt trennen, entnahm ihn aus dem Geschäftsfuhrpark und gestaltete ihn zu einem der exklusivsten Cayman Deutschlands.

Es gibt nichts an diesem Porsche, was nicht nachträglich geändert, erweitert, modifiziert beziehungsweise verbessert wurde: Eine sprichwörtliche einmalige Karosserie, gesteigerte Leistung sowie Luftfahrwerk und nicht zuletzt die hauseigenen Rad48 Wheels heben den Cayman aus der Masse hervor. Doch zunächst der Reihe nach.

Zur Präsentation der eigenen Felgen suchte Mario den Kompromiss zwischen Hyper- und Alltagssportler. „Ich war nie Porsche-Fan“ gibt er zu, stieß jedoch bei der Suche nach einem geeigneten Projekt auf den einzigen Cayman, den er auf einem Internetportal fand. Der  Kauf war ein wahrer Glücksgriff. Ein älterer Herr pflegte und hegte  den einst bordeauxroten Cayman, dessen Kilometerzähler bei knapp 90.000 verweilte. Sein Konzept konnte in die Tat umgesetzt werden. Die Demontage des Fahrzeugs schloss einzig den Motor aus, dessen Lust zum Laufen später mit einer GT3-Drosselklappe und optimiertem Steuergerät nachgeholfen wurde. Auch die wie Cayman Cup verwendete M&M exhaust Rennsportauspuffanlage Cayman Cup verhilft dazu, dass serienmäßige 295 Pferde übertroffen werden.

Karosseriebausätze aus dem Katalog für Cayman gibt es nicht, zumindest keine so aufwendig konstruierten Anbauteile. Mehrfach musste G Performance die Verbreiterungen überarbeiten, bis Mario Zufriedenheit signalisierte. Das Aufwand war gewaltig, um die Karosse hinten um 8cm und vorne um 6 cm zu erweitern. Die von form und function aus Chemnitz gestylten Seitenschweller nehmen den Schwung der hinteren Verbreiterungen auf und leiten ihn zum Stoß der vorderen Verbreiterung weiter. Genial: Die variablen Seitenschweller lassen sich je nach Einsatz herausziehen. Die ebenfalls in Chemnitz gestaltete Frontschürze verleiht dem Cayman das Gesicht eines Supersportlers. Nenne es Sprungschanze oder Entenarsch: Auch der Duck-Tail ist eine Einzelarbeit aus Gfk, die dem Porsche seine besondere Note verleiht. Unglaublich, wie gut die von verschiedenen Firmen geformte Performance den als Außenseiter gebranntmarkten Porsche in höhere Sphären befördert. Rot lasierte Rückleuchten und gelb lasierte Scheinwerfer komplettieren das Gesamtkunstwerk „Cayman“

Luftfahrwerk für Porsche – muss das sein? „Das Auto sollte ja nie auf die Rennstrecke“, erklärt Mario, „sondern bei Ausstellungen und am Messestand überzeugen“. Dennoch ist das „hp drivetech airride“ mit Bilstein Dämpfer mehr als nur alltagstauglich, da ein höher gepumpter Porsche schlechte Straßen ausgezeichnet meistern würde. „Man könnte sogar Offroad damit fahren“, scherzt Mario, der auch bei schnellem Fahren keine Nachteile gegenüber einem konventionellen Fahrwerk spürt. Das Management des Luftfahrwerks verbirgt sich in der Mittelkonsole.

Weil Mario von denen am Markt angebotenen Felgen nicht überzeugt war, setze er den Cayman als Ausstellungsfahrzeug für seine eigenen Räder ein. Seine Firma „Rad48“ fertigt exklusive Kleinauflagen in verschiedenem Design für exklusive Kunden. Am Cayman verbaute er das 3-teilige Rad48 RSI mit einem selbst entworfenen Stern in geschmiedetem Aluminium. Die Schüsseln werden je nach Kundenwunsch dazugekauft. Bei dieser Version des Rad48 RSI verwendet er Bubble-Lips aus den USA. An der Vorderachse stehen 10×20 Zoll ET20 an, hinten sind es 12,5×21 Zoll ET-3. Der Performance  des Cayman mit diesem Radsatz ist relativ jung. Vor geraumer Zeit lockte das Auto im Racing Design Besucher bei Ausstellungen an. Heute trifft man den Cayman im „Show&Shine „ Outfit nicht selten bei markenoffenen Tuningtreffen. Die Stufe 3 ist vollendet. Was noch kommt, wird die Zukunft zeigen

Porsche Cayman S Typ 987C (2008)

Karosserie: Stahlblech, selbsttragend, Coupé, 2 Türen, vorne um 6cm, hinten um 8 cm verbreitert (G Point Performance Rheineck CH), Anbauteile von form and function: GT3-Frontschürze, variabler Gfk-Seitenschweller, Heckschürze ( Duck Tail), Lackierung: modifizierter Volkswagen Golf III Lackierung, Rückleuchten und Frontscheinwerfer im French-Look lasiert

Interieur:  nachträglich abgeflachtes Serienlenkrad, Steuerung des Luftfahrwerks in Mittelkonsole

Motor: Sechszylinder-Boxer (Typ MA1, 21), wassergekühlt, 4 Ventile pro Zylinder, Variocam Plus (Nockenwellenverstellung und Ventilhubabschaltung), GT3-Drosselklappe, Steuergerät optimiert

Abgasanlage: Rennsportauspuffanlage aus Cayman Cup von M&M exhaust, Hubraum: 3387 ccm Motorleistung: ca. 320 PS

Kraftübertragung: 6-Gang-Schaltung, Heckantrieb

Radaufhängungen (vorne): Einzelradaufhängung an McPherson-Federbeinen, Querlenker, Stabilisator, Bilstein Dämpfer, hp drivetech airride (200 mm Verstellbereich), (hinten): Einzelradaufhängungen an Schräglenkern, Stabilisator, Bilstein Dämpfer hp drivetech airride

Bremssystem: hydraulisch betätigtes Zweikreis-Sicherheitssystem, innenbelüftete Stahlscheiben, 

Räder:  3-teilige Rad48 RSI, Stern  in geschmiedetem Aluminium, US-Schüsseln, 10×20 Zoll ET20, 12,5×21 Zoll ET-3, Reifen: Falken, 235/30 R20 und 295/25 R21

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h +, Beschleunigung:  5,6 sek, Leergewicht: ca. 1010 kg

Text & Fotos: Michael Kolb für Porsche Scene 10/2017, reloaded für Tuningcars am 21. April 2021