Es ist nun mal so, dass ich helle Autos lieber fotografiere als dunkle. Gelb und Orange kommen eben in einer Zeitung am besten heraus. Konturen versumpfen nicht im Dunklen und die Fotografiererei funktioniert sogar unter einer Autobahnbrücke. Wenn dann auch noch ein „gscheider Motor“ eine Geschichte garantiert, bin ich dabei. So wie in Oberwildenau 2017

Heinz Bauriedel für Flash Opel Scene 09-10/2018 (erste 2-monatliche Ausgabe). Bayerwerk lautet der Originaltitel, der in der Redaktion geändert wurde

Die im Osten Bayerns gelegene Oberpfalz ist ein starkes Land, zumindest was die Leistung der Heck angetriebenen Opels betrifft. Man könnte fast vermuten, 24V-Sechszylinder wären serienmäßig in Ascona, Rekord oder Manta verbaut worden. In Oberwildenau traf sich 2017 – vermutlich zum letzten Mal – die Garde der bärigen Sixpack-Opels. Peters „Jägermeister“ Ascona B mit der 3 Liter Maschine aus einem Omega wurde ursprünglich vom regional bekannten Motorsportler Manfred Bayer aufgebaut.

Oberwildenauer TIR-Ascona Parade

Der Bayers Manfred, Kfz-Mechaniker und Motorsportler des AC Waldershof, hilft immer wieder mit Ersatzteilen aus und kümmert sich auch um die Aufrüstung mit starken Motoren. So wie bei diesem Ascona S Automatic mit Varajet II Vergaser, der mit flotten 100 Pferdchen vom Band purzelte. Die gut erhaltene Rohkarosse bereitete Vorbesitzer Marco eigenhändig vor. Diese zeigte nach dem Sandstrahlen nur wenige Schwachstellen“, erinnert sich Manfred. Lediglich die Endspitzen, Radläufe, doch vor allem die Roststellen rund um das Schiebedach zählten zu den Einsatzgebieten des Schweißgeräts. Letzteres Problem wurde durch eine neue Dachhaut gelöst. Im Mittelpunkt stand freilich der Motorumbau mit leistungsgerechter Anpassung der Technik.

Dank Opel Baukasten konnte der aus einem Omega A kannibalisierte 3 Liter 24V (C30SE) ebenso verwendet werden, wie das dazu passende R25-Getriebe. An der Vorderachse bot sich zunächst die Bremsanlage des Omega V6 an. Notwenige Adapter für die hinteren Scheibenbremsen drehte Manfred eigenhändig. Im komplett ausgeräumten Innenraum verschweißte er zudem unnötige Löcher, um wiederum neue Aufnahmen für den Eigenbau-Käfig zu bohren. Die Bohrungen für die Seitenverkleidungen der Türen blieben unangetastet, um im Falle des Falles ursprüngliche Verkleidungen verwenden zu können.

Die „wie Porsche” aussehenden Uhren im umgestalteten Cockpit stammen tatsächlich vom 911er Typ 964. Relativ einfach konnte dessen elektronischer Tacho angeschlossen werden. Im Kurztext: Den Impulsgeber ins Getriebe eingebaut, drei Kabel hochgezogen und geeicht. Mit dem nun 204 PS starken Ascona B in attraktiver Jägermeister-Optik war Marco ungefähr ein halbes Jahr unterwegs, als eines Tages Peter Schaumberger bei Manfred Bayer auftauchte

Peter Schaumbergers Beruf und Hobby drehen sich mehr oder weniger um ältere Opel. Obwohl er im Alltag einen flotten Benz vorzieht, zählt der Ascona B nach wie vor zu seinen Lieblingsfahrzeugen. Auf der Suche nach einer rechten Tür für seinen Ascona stattete er Manfred einen Besuch ab. Man kam ins Quatschen über Gott und die Welt und Ascona. „Der auffallend orange 3-Liter Ascona B gehört Marco “, verriet Manfred. Peter setzte sich alsbald mit Marco in Verbindung, um dem letztendlich den Ascona B abzukaufen. Der Kreis schließt sich.

Allerdings entsprach der Ascona nicht in allen Details Peters Vorstellungen. Es gab genügend Luft nach oben, um die von Manfred freigelassenen Lücken auszufüllen. Im Mittelpunkt lag zunächst der Motorraum. Nach Ausbau der Maschine verschweißte Peter unnötige Öffnungen und versteckte alle Kabel soweit wie möglich. Die Wasserkühlung wird nun durch entsprechenden Kühler eines 5er BMW gewährleistet, weil ein befreundeter BMW-Mechaniker zufällig einen Kühler auf Vorrat hatte. Das auf einem Drehgestell festgezurrte Fahrzeug konnte problemlos von allen Seiten bearbeitet werden. Peter entfernte Schmutz und Flugrost, um den Unterboden in Wagenfarbe zu lackieren. Die Federn des Mercedes W123 Diesel bringen zwar keine Oldschool-mäßige Tieferlegung, dafür stehen sie für Stabilität, was bei Verwendung eines starken Sechszylinders nicht zu verachten ist.

Die von Manfred installierte Calibra 16V Hinterachse ersetzte der durch die gesperrte Achse eines Omega B. An der Vorderachse rüstete er auf die Bremsanlage des Omega A 24V um. Bewegliche Fahrwerksverbindungen versah er mit PU-Buchsen. ATS oder BBS? Günstig erstandene 9×16 Zoll Lenso Felgen in BBS-Optik lösten die von Manfred montierten ATS Felgen ab. Auch der Innenraum erfuhr dezente Überarbeitung. Um auf Grund seiner Größe die langen Haxen unterzubringen, tauschte er FK-Sitze gegen tiefer angebrachtes Sparco Gestühl.

Peter bewegt den Ascona B entweder mit 07er Kennzeichen, oder auch mit seiner Werkstattnummer. Und um der Frage wegen der abgebildeten 06er-Werkstattnummer zuvorzukommen: Beim Treffen in Oberwildenau hatte er zwei Fahrzeuge im Einsatz. Mit dem regulären 07er Oldtimer-Kennzeichen stand ein weiterer Opel auf dem Platz, der allerdings in Sachen Attraktivität dem Ascona nicht das Wasser reichen konnte

Typ: Opel Ascona B (1979)

Motor: Reihensechszylinder, 3 Liter 24V (C20SE) Motorraum clean, Wasserkühler 5er BMW

Auspuff: Jetex Halbanlage

Leistung (max): 204 PS

Kraftübertragung: 5-Gang Getriebe R25

Fahrwerk: Mercedes W123 Federn, kurze Koni gelb, PU- Buchsen

Felgen: Lenso 9×16 Zoll

Bereifung: Pirelli P Zero, 215/40 ZR 16

Bremsen: Scheibenbremsen Omega A 24V / Omega B, Eigenbauadapter aus dem Vollen gefräst

Weitere Extras: Lackierung Jägermeister-Orange

Interieur: Sparco Sitze (Fahrersitz tiefergelegt), Dino Raid Lenkrad, Porsche 911 (964) Armaturen, Eigenbau-Käfig auf OMP-Basis

Dieser Manta parkte in der Nähe der Asconas, Also hab ich ihn mitgenommen (obwohl er schwarz ist). Doch das ist eine andere Geschichte – Klick auf Bild

bearbeitet für tuningcars am 15. März 2023