Opel Kadett C Coupé von Andreas Reichel, erschienen in Opel Scene Flash 3/2022.

(Nicht korrigierter und redigierter Originaltext, Rechtschreibfehler dürfen behalten werden): Spätestens nach den Werksferien 1977 hatten alle Opel Kadett C-Versionen die seitlich an den Scheinwerfern platzierten Blinker. Andreas Reichels GT/E gehört noch zur intern genannten Serie 1 mit unter der Stoßstange angebrachten Blinkern. Nie und nimmer würde er seinen ehemaligen Motorsportler umrüsten. Dass Lackierung, Motor und Mechanik nicht mehr dem Originalzustand entsprechen, hat mehrere Gründe.

zum Vergleich: C Coupé Modellpflege „Blinker oben“ (Version Graue Phase). Besitzer: Herbert Geyer

Nach diversen Opel Coupés, vom 1200er Winterauto bis Manta B i200, erhielt der Industriemeister einen heißen Tipp. Nach Öffnen der Scheunentür entdeckte er ihn, den ehemaligen GT/E Gruppe G des leider mittlerweile verstorbenen regionalen Motorsportlers Freddy Schütz. Die originale gelb-schwarze Lackierung hatte einem unattraktiven Kackbraun weichen müssen. Im Motorraum befand sich das leicht modifiziere 1,9 Liter Triebwerk mit 105 PS, zur damaligen Zeit eine durchaus überdurchschnittlich gute Motorisierung. Um dem Treiben der Motorsportler in geordnete Bahnen zu lenken, führte die ONS im Jahr 1984 die seriennahe Gruppe G ein, Nicht unbedingt die Leistung war entscheidend, sondern man unterteilte die Untergruppen in Leistungsgewicht. Jetzt konnte Jeder mit seinem seriennahem Alltagsauto mitmischen. Regionaler Motorsport wurde zur Leidenschaft.

Detaillierte Beschreibung der aufwendigen Karosserie Restauration ersparen wir uns mit dem Hinweis auf die „üblichen Verdächtigen“: Einstieg, Radläufe Schweller, A-Säulen, Türen ….. „Anfang der Neunziger waren fast alle Bleche noch zu erschwinglichen Preisen verfügbar“, erinnert sich Andreas. Er entfernte die komplette Schnauze, um mit Hilfe der von Manfred Köstler geliehenen Rahmenlehre einen neuen Vorderbau zu schaffen. Eigentlich wären alle Bleche der Modellpflege mit den seitlichen Blinkern in seinem Teilelager verfügbar gewesen. Umrüsten? Nein! Umrüsten kommt nicht in Frage.

Motorwechsel schon. Günstige 2,4 Liter gab es immer wieder auf dem Markt. Aus den Beständen des ebenfalls verstorbenen Motorsportlers Gerhard Süß ergattere Andreas 1998 einen 2,4er, dessen Luftfilter, Ansaugbrücke und Vergaser allerdings die beste Zeit hinter sich hatten. Beim Neuaufbau der Maschine legte er Wert auf Standfestigkeit und Leistung. Letzteres wurde noch nicht gemessen. Die auf Erfahrungswerten basierende Schätzungen liegen bei über 200 PS, die im Laufe der Vergangenheit mehr oder weniger brachial an die Hinterachse geleitet wurden.

Das serienmäßige 4-Gang Getriebe verabschiedete sich bei einer der ersten Testfahrten. Also zog ein 240er Getrag 5-Gang Getriebe aus dem Manta B ein, was 1991 fast schon als Sensation im C-Kadett galt. Nach Kürzen der Kardanwelle bei Elso-Elbe in Hofheim folgte die Vollabnahme und eine 18-monatige Stilllegung. Das darauf folgende 265er 5-Gang Getrag aus der Monza/Senator Baureihe hatte eine unglückliche Abstufung von 2. auf 3. Gang, ähnlich wie das serienmäßige 4-Gang oder das Getrag 240 Getriebe. Die Lösung lieferte ein gebraucht gekauftes 0,87er ZF, dass nach Neulagerung, Abdichtung und Austausch zweier Synchronringe schnurrt wie am ersten Tag. Dass die Hinterachse noch ohne Sperre auskommen musste, mag sich mittlerweile erledigt haben.

Mit dem Kackbraun wäre Andreas nicht glücklich geworden. Mit den üblichen Kunststoff-Verbreiterungen ebenfalls nicht. Die Reparaturbleche für Golf 1 passen dem Kadett nach gewissen Anpassungsarbeiten. Aus historischer Sicht wären Irmscher Verbreiterungen korrekt gewesen, die waren jedoch aus Kunststoff gewesen. Dennoch, um gewisse Zugeständnisse kommt man nicht herum. Der einteilige KHG Heckspoiler besteht laut 78er Albrecht Zubehörkatalog aus nachgiebigen Gummi. Welche Lackierung für einen GT/E? Unten Schwarz, oben Gelb oder unten Gelb und oben Weiß? Nachdem ein Arbeitskollege viel Zeit in Recherchen investiert hatte, fiel die Entscheidung auf die „Opel Euro Händlerteam“ Lackierung, ähnlich wie sie Walter Röhrl bei der 1976er Rallye Monte Carlo auf seinem C Coupé (4. Platz) gefahren hat.

Die originale Innenausstattung Code 362, bekanntes gelb-schwarzes Karomuster, war nicht mehr vorhanden. Andreas orientierte sich an beiden Farben, eine Schwarz-Rote Kunstlederrückbank wurde mithilfe von Kunstlederfarbe an die Außenfarbe angepasst. Die Sitze stammen aus einem Ascona 400, erkennbar an der schwarzen Umrandung anstatt in Grau, wie im Manta B I200 oder 400. Um eine H-Strebe erweitert, wurde der modifizierte Matter Käfig von Freddy auf den Einstiegen verschraubt. Und wie in einem Sportler üblich, befinden sich hier mehr Instrumente als in einem „normalen“ Kadett. Wobei nicht nur die Instrumententafel, sondern sogar das gesamte Cockpit aus dem unbeliebten Kadett Chevette stammt. Der Grund dafür lässt den C Coupé Fan schmunzeln: „Mir hat die Taucherbrille damals wie heute nicht gefallen“

Opel Kadett C Coupé (1977)

Motor: Reihenvierzylinder, 2,4 Liter, K&N Luftfilter, 45er Weber DCOE Doppelvergaser, 320 Grad-Nockenwelle Kennzeichnung „GK“ (Gerd Knupperts), Transistorzündung, Schwungscheibe erleichtert, Tropenkühler, E-Lüfter

Auspuff: Jetex Gruppe A

Leistung (max): 200 PS

Kraftübertragung: 5-Gang ZF-Getriebe (0,87er), 9Zoll-6-Punkt Kupplung

Vorderachse: Doppelquerlenker, Schraubenfedern, Drehstab-Stabilisator

Hinterachse: Zentralgelenk-Starachse, Längslenker, Panhardstab, Übersetzung 1:3,89

Fahrwerk: Mattig 005, Koni Dämpfer

Felgen: 3-teilige PLS Typ Hockenheim 9×13 ET 1 vorne, ET –16 hinten

Bereifung: Riken Radial, 215/50×13

Bremsen: VorneKadett GSI 16V 256x24mm, hinten Serie

Weitere Extras: Hella Zusatzscheinwerfer auf Irmscher-Bügel, Blech-Verbreiterungen Golf 1, KHG2 Heckspoiler von Albrecht, Serien Kadett C Schweineohren-Außenspiegel, Opel-Euro-Händler Lackierung (Original war L445 C1 gelb schwarz)

Interieur: 35er Momo-Lenkrad, Ascona 400-Sitze, Schroth Gurte, Matter-Käfig, Kadett C Chevette Armaturenbrett und Tachoeinheit, Zusatzinstrumente, Original war 362 (Karo gelb/schwarz)

ICE: Die Vergaser machen die Musik

Danksagung: Manfred Köstler (Moister) angefangen bei der Rahmenlehre über Teile usw., Uve (kein schreibfehler) Hoffmann für die Recherche der Lackierung, Winfried Lang vom FOH für Teileversorgung, Herbert Geyer und Werner für Rat und Tat., Gerhard Wolfrum für seine Engelsgeduld mit mir in seiner Werkstatt

aufbereitet für Tuningcars Mai (Version 1) und November 2022