Dieser Manta A gehört zu meinen Wild West Shootings nach dem Motto: erst schießen, dann fragen. Eigentlich wollte ich immer nur Autos fotografieren, die vom Besitzer selbst aufgebaut wurden. Diesmal lag ich voll daneben: Der Manta ist ein „Weidenberger“ gewesen. Glücklicherweise kannte ich einen Kumpel des Vorbesitzers, der mir fehlende Infos nachliefern konnte. So wurde dann eine plausible Geschichte daraus, von der ich allerdings, soweit ich es erkennen kann, keine Korrekturversion zurück erhalten habe. Da in OC&T 2/2005 der gekürzte Text erschienen ist, habe ich die nicht redigierte Originalversion eingepflegt.
Über Geschmack lässt sich vortrefflich streiten. Dies gilt insbesondere für die farbliche Gestaltung dieses Manta A, die an Marius Müller-Westernhagens Frühwerk „mit Pfefferminz bist du mein Prinz“ erinnert. Richard Löbig ist das vollkommen egal, denn er kaufte den Manta im Prinzip genauso wie er dasteht.
Um im Vorfeld etwaige Missverständnisse zu eliminieren – Richard ist niemand, der sich mit fremden Federn schmücken möchte. Seit Aushändigung seines Führerscheins kennt er als bekennender Motorradfahrer nur ein Auto, nämlich Manta A. Vor 23 Jahren suchte er ein günstiges Winterauto und fand seinen ersten Manta A 1600 SR für schlappe 800 Mark. Da einige Ersatzteile übrig geblieben waren, nahm Richards persönliches Manta A Schicksal seinen Lauf. Dem zweiten Winterauto folgte das Dritte, doch Ende der Achtziger Jahre war der Manta A einfach viel zu schade zum Verheizen. Ein Breitbau wurde zum Restaurationsobjekt auserkoren, doch mangels Zeit endete das Projekt zehn Jahre später in den Verkaufsanzeigen im Internet. Die Prioritäten verlagerten sich. Bereits restauriert sollte der Manta A sein, also reinsetzen und losfahren, ohne die eh nicht vorhandene Zeit am Schweißgerät zu vergeuden. Mit dieser Vorgabe machte er sich auf die Suche nach einem geeigneten Objekt. Eine Kleinanzeige führe ihn im Jahr 2001 nach Ulm, wo ein top-restaurierter Manta zum Verkauf angeboten wurde. Auf Nachfrage erfuhr Richard, dass der ehemalige 1,9 Liter mit Automatic vor vielen Jahren im Landkreis Bayreuth aufgebaut wurde.
An Hand von Gutachten lässt sich die Geschichte ab 1994 nachvollziehen. Doch was war vorher? Meine Recherchen führten mich zum OSC Weidenberg e.V., dem bekanntesten Opelclub in der Bayreuther Region. Der im Herbst leider bei einem Unfall verstorbene Marco H. konnte mir weiterhelfen, da der Manta direkt in seiner Nachbarschaft stand.
Die marode Basis wurde von einem gewissen Jörg B. komplett restauriert und später an Matthias H. weiterverkauft. Im Mittelpunkt stand die Erprobung verschiedener Motoren. Der originale 1,9 S mit Automatik musste zunächst einem 3 Liter Sechszylinder Reihenmotor von Friedrich Motorsport weichen, der später um eine Renneinspritzung erweitert wurde. Nicht genug der Kraft, denn dem 3 Liter Aggregat folgte ein 4 Liter Irmscher Motor, dem ersten „Big Block“ in einem Manta A, der sogar mit einer funktionierender Lachgasanlage ausgestattet gewesen sein soll. Als der Manta wegen Familienzuwachs zum Verkauf anstand, wurde er auf einen 3 Liter 24V Motor zurückgerüstet, da das 4 Liter Irmscher-Aggregat für ein neues Projekt vorgesehen war.
Auch die Lackierung und Innenausstattung stammt aus der „Fränkischen Zeit“. Die farbliche Gestaltung wurde dem Porsche-Lack von dem in der Ford Scene bekannten Sattler Michael Igl angeglichen. Heutzutage mag man über die ziemlich tuntige Kombination aus Pink und Pfefferminz schmunzeln, doch vor weit über 10 Jahren galt dies bei den Mädels als absolut angesagt. Das Armaturenbrett wird allerdings erstmals in einem 99er Gutachten erwähnt. Vor der Nase des Piloten tanzen die Zeiger in einem Cockpit des BMW E30, dessen Anschlüsse mit denen des Opels in akribischer Kleinarbeit verheiratet wurden.
Richards Hauptinteresse gilt der Erhaltung des Autos, obwohl er mit mehr Problemen zu kämpfen hat, als ihm recht sein kann. Drei Kupplungen und vier Getriebe verheizte er im ersten Jahr. Lagerschäden an Antriebswelle und ausgeriebene Kupplungsscheiben kamen noch dazu, weil die Getriebewelle nicht mit der Schwungscheibe in einer Flucht saß. Die Bordelektrik kann sogar Spezialisten zum Weinen bringen, da drei Kabelbäume von Manta A, Senator und BMW verstrickt wurden. In der freundlichen Opelwerkstatt zuckt man nur die Schulter, weil dort ohne Diagnosestecker eh nichts mehr geht. Da die auf 8×15 und 9×15 Zoll BBS gespannten Dunlops am Radlauf schabten, wurde deren Verlauf nochmals geweitet. Nach einem Frontschaden erneuerte man Teile des Vorderbaus, wobei die Schwierigkeiten in der Logistik lagen. Deshalb mussten der zerknautschte Kotflügel und die Frontstoßstange mangels Ersatz von einem Karosseriebauer zurechtgedengelt werden. In diesem Zuge wurde das Auto komplett abgeschliffen und wieder im gleichen Porsche-Farbton „Mint“ nachlackiert. Warum Richard diese Gelegenheit nicht zu einem zeitgemäßen Anstrich genutzt hat, klingt durchaus nachvollziehbar. Der Charakter des Autos sollte unverändert bleiben, zudem natürlich auch das Interieur hätte neu bezogen werden müssen.
So trifft man den im Stil der Achtziger erhaltenen Manta heute noch bei Opel Treffen an und nach wie vor polarisiert er die Opelaner. Der eine mag ihn, der andere mag ihn halt nicht.
reloaded für Tuningcars am 28. März 2022