Cult Style entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einem der größten markenoffenen Tuningtreffen. Man begann in Großhennersdorf, anschließend ging’s weiter in Markersdorf, um letztendlich tief im Osten in Rothenburg/OL auf dem dortigen Ex-Militärflugplatz das Optimum gefunden zu haben. Dank der Nähe zu Polen entwickelte sich die Veranstaltung zu einem deutsch-polnischen Freundschafts-Treffen, bei der am 19. April 2008 dieser Ascona B auftauchte.

michael kolb für Opel Tuning 7/2008 (Verwerfungen resultieren aus der Wölbungs-Umrechnung des „Langhals“-Scanners

Nicht nur wegen der verrosteten Karosserie zählte Tomek „Pevo“ Stanczyks Ascona B Ratte zu den Sensationen beim 5. cult-style Treffen in Rothenburg. Vor allem die unglaubliche Tiefe der polnischen Ratte warf einige Fragen auf.

Wahnsinn, wie tief der Ascona B in Parkposition auf dem Asphalt klebt. Ein derartiger Tiefgang lässt sich doch nur mit einem Luftfahrwerk erreichen, oder? Gibt es ein Airride für Ascona B zu kaufen? Pevo hat nie bei einem offiziellen Anbieter nachgefragt, sondern seinen Kumpel Robert, einen LKW-Mechaniker, mit dieser absurden Idee überfallen. Robert schlachtete daraufhin aus einem verunfallten LKW den Kompressor für die Anhebung der Fahrerkabine, sowie die Luftbälge aus. Leider hat er uns nicht verraten, aus welchem Laster die Komponenten kannibalisiert wurden. Wahrscheinlich, weil sich das System mit Kenntnis über Fahrwerkstechnik relativ einfach in den Ascona installieren lässt. Ein einfacher Schalter für  „vorne“ und „hinten“, sowie ein Hebel zum Verändern des Luftdrucks verändern die Höhe des Asconas. In Parkposition tauchen die Flächen der 195er Toyo Proxes in die vorderen Radkästen ein. Hinten liegen die verchromten Radläufe direkt auf den Laufflächen auf, dass kein Stückchen Papier mehr dazwischen passt.

Eine perfekte Ratte rollt auf perfekten Rädern. Hier vertreiben klassische Mehrteiler von BBS die Luft aus dem Radhaus. Die vorne in 8×15 und hinten in 9×15 Zoll montierten BBS RS Räder sind das einzige, was an diesem Auto wirklich glänzt. Neben den golden lackierten Sternen ließ Pevo alle Schrauben von deren mit goldenen Spitzen ersetzen. Zudem wurden die  Schüsseln hochglanzpoliert, was ein ziemlich kontroverses Bild im Vergleich zur Karosserie ergibt. Ein Monat genügt, berichtet unser polnischer Rostexperte. Er schliff die ehemals grün lackierte Karosse bis aufs Blech komplett blank. Nur ein Monat in freier Wildbahn genügte, um dieses unglaubliche rotbraune Layout entstehen zu lassen.

Was wäre der Anblick dieses Asconas ohne Dachgepäckträger vom Flohmarkt und der Sonnenschute über der Frontscheibe? Die perfekt sitzende Sonnenschute gibt es in den Maßen für den Ascona B bei cornett.de zu kaufen. Ehre wem Ehre gebührt. Die Rückspiegel befördern die Ratte in den Rang eines Ehrenkreuz-Trägers. Dass die Nummernschilder schief hängen und die hintere Stoßstange auf „halbZwölf“ sitzt, sind Deteils, die einer „guten Ratte“ zustehen

Der brachiale Sechszylinder-Sound würde wohl jedem TÜVler die Nackenhaare steil aufstellen lassen. Eine ziemlich unverfrorene, nahezu ohne Dämpfung montierte Auspuffanlage, knallt voll auf die Ohren. Vorschalldämpfer? Mittelschalldämpfer? Beides sind Fremdworte für den polnischen Ascona. Pevo montierte direkt ab Hosenrohr eine durchgehende Anlage mit einem kastrierten Endtopf vom Schrottplatz.

Um den Motorraum des Asconas standesgemäß zu bestücken, beschaffte sich Pevo einen 1990er Senator mit 3 Liter 24V Maschine. Die Karosserie des Dickschiffs war noch vollkommen in Ordnung, doch manchmal muss eben „Gutes“ dem „Schlechten“ weichen. Um ein bisschen Glanz in die Hütte zu bekommen, polierte Pevo Brücke und Ventildeckel auf Hochglanz. Wenn es sein muss, rennt die 204 PS starke Ratte weit über 200 km/h. Stellt Euch mal vor, so ein Teil zieht auf der Autobahn links an Euch vorbei! Kann der eigentlich dann noch bremsen? Im Gegensatz zur rattigen Optik befindet sich die Technik auf Stand der Dinge. Ein verunfallter Omega 3000 opferte Achskomponenten inklusive der Bremssättel mit Scheiben. Auch das Getriebe stammt vom Omega. Im Innenraum gibt es allerdings nichts, was für Aufmerksamkeit sorgen könnte. Neben den Zusatzgeräten für das Luftwahrwerk entdecken wir ein 34er Raid Sportlenkrad. Ansonsten hinterlässt de Innenraum den Eindruck, seit Jahren nicht mehr gesäubert worden zu sein. Auch das gehört zu einer richtigen Ratte.

Opel Ascona B (1980)

MOTOR: 3 Liter Sechszylinder (Senator Bj 1990), 24V, 204 PS, Ansaugkrümmer und Ventildeckel poliert

AUSPUFF: Eigenbau, keine Vorschall, Mitteldämpfer, Endtopf ohne Endrohr

GETRIEBE: 5-Gang Omega

FAHRWERK: Eigenbau Luftfahrwerk aus LKW Komponenten (Luftbälke und Steuerung der Kabinenanhebung)

RAD/REIFEN: BBS RS va: 8×15 ET15, ha 9×15 ET16, Toyo Proxes 195/45/15

BREMSEN: Scheiben Omega 3,0 (vo und hi)

KAROSSERIE:  angerosteter Originalzustand, Motorrad-Rückspiegel, Cornett Sonnenschute

INTERIEUR: Serie außer 34 cm Raid Sportlenkrad, Manometer und Steuerungsinstrument

CARAUDIO: nicht notwendig

reloaded für Tuningcars 16.Februar 2021 /überarbeitet !3.Februar 2022