Mike Mäuser ist Opel Fan aus Leidenschaft. Ihm genügte nur ein winziger Anschub, um aus seinem ehemals blauen Vectra ein handwerkliches Kunstwerk zu schaffen. Der Anblick der Seriensitze im ansonsten komplett durchgestylten Vectra löste einen einzigartigen Umbau aus, der mit Hilfe seines Bruders Marcel und dem 05er Team aus Schweinfurt in nur zwei Jahren auf breite Alu-Räder gestellt wurde.
Mag sein, dass du dezent veränderte Serie mit Felgen und Fahrwerk bevorzugst, Mag sein, dass du kein Freund davon bist, einen Opel mit diversen Bauteilen fremder Marken zu bestücken. Bleib trotzdem hier, denn bei diesem Vectra musst du unbedingt die handwerkliche Leistung der „05er“ anerkennen. Sollte sich dir die Gelegenheit einer persönlichen Begegnung bieten, dann schau dir die verstärkten Dachholme an, prüfe die Mechanik und staune über die geringen Spaltmaße. Und dann stell dir diese bitterböse Hondafront im Rückspiegel des Merivas deiner Mutter vor.
„Dabei war der Umbau überhaupt nicht eingeplant“, beginnt Mike. Dass die Stoffsitze nicht zum Auftreten seines Vectra passen, war ihm schon vor Veröffentlichung in der Flash 3/2010 aufgefallen. Und tatsächlich ist es kein 999.999 Scherz, dass der Blaue nur deshalb komplett auseinandergelegt wurde, damit das Layout des Fahrzeugs mit den neu angefertigten Sitzen übereinstimmt. Das Gestühl in beigem Leder und braunem Alcantara gab Mike bei König in Auftrag.
Türverkleidungen und Cockpit brachte er eigenhändig mit jeweils einer 10 Meterbahn aus Leder und Alcantara in farblichen Einklang. Die Rücksitze fanden sich bei Sattler Polstergeist ein, einer Koryphäe an der Schnittstelle von Thüringen zu Bayern. Weitere Kleinteile, beispielsweise alle Säulen, sowie Dachhimmel, Armaturenbrett und Kofferraum verarbeiteten die 05er in Eigenregie. Nicht für Leder geeigneten Teile wie Lüftungsdüsen wurde an die Lackpistole weitergereicht.
Die Frage „warum hast du nicht …“ kontert Mike: „LSD-Scharniere hat doch jeder“. Ohne jegliches Sponsoring, nur auf die Unterstützung seiner Kumpels zählend, bereitete Mike die gewissenhafte Planung der Gullwings á la Mercedes 300 SL in doppelter Ausführung vor. Der Tatort „4 Doors up“ beginnt in Grafenrheinfeld bei Schweinfurt mit dem Kauf eines Vectra B Abwrackers. „Den ersten Schnitt durfte mein Bruder Marcel machen, da ich nicht ins Dach flexen wollte“ fährt Mike fort. Das im Schrotti auf einem Holzbock lagernde Dach wurde versteift und vorgefertigt, wobei die Crew ungefähr 48 Meter von 30×30 4-Kantrohr mit einer gestückelten 300x250er Blechtafel verschweißte. Nachdem ein TÜV Ingenieur die Konstruktion begutachtet hatte, ging’s voll ins Eingemachte. Das von dem Schrottvectra an den Holmen geflexte Dach ersetzte das Dach des Zielfahrzeugs, in dem ebenfalls ein Gestell zur Versteifung eingebaut war. Zum Einpassen arbeiteten 5 Mann eine Woche pro Tür. Verstellt man oben um 1 mm, verstellt sich der untere Spalt um 1cm.
Die Frontpartie kommt aus dem Land der Samurai. Böse und gefährlich schmeißt der Vectra giftige Blicke wie Godzilla in seinen besten Tagen. „Es sind originale Honda Teile des Accord CN2“ erklärt Mike, der die Schürze zum Asphalt hin verlängerte. Vielleicht ist es gar nicht so erstaunlich, dass die Breite der Schürze mit der des Vectra exakt übereinstimmt. „Es war keine Anpassung notwendig, nur kleine Detailarbeiten wie das Wegoperieren des Honda Logos“ bestätigt Mike.
Selbst die Heckpartie entspricht nicht mehr der bekannten Ansicht, da die Schürze des Facelift-Models mit Rieger Ansatz den Vorzug erhielt. Als Kennzeichenmulde bot sich die eines Golf 4 an. Neben den szeneüblichen Cleanings fällt auf, dass die Seitenschweller dem Asphalt ziemlich habe kommen. Kein Wunder, da Mike die Schweller horizontal aufgeschnitten und um 3 cm aufgefüllt hat. Zufällig vorbeikommende Ford Kenner haben längst registriert, dass der Lack einer der ihren ist. „Focus nicht abgemischt“ kann Mike die Fordler bestätigen. Die Punkte für die Auswahl der Räder gehen in die Schweiz, wo die Barracuda Voltec ihre Heimat haben. Die Weite der Radhäuser war bereits beim vorherigen Umbau großzügig ausgefallen.
Die günstiges Möglichkeit einen C20let Turbomotor zu erobern, scheint die Beschaffung eines kompletten Fahrzeugs zu sein. Auch Mike teilt diese Erfahrung mit dem Kauf eines angerosteten Calibras. Nachdem er selbst den Motor neu gelagert und abgedichtet hatte, reichte er ihn an RPM (Rex Prasser Motors) zur Steigerung von Standfestigkeit und der Motorleistung von 300 PS weiter. Der Ladeluftkühler wurde auf Maß gefertigt und das Ladeluftsystem mit 63mm Rohren bestückt. Ohne die Motivation, an die Grenzen zu gehen und ein ganz besonders Auto zu schaffen, würde es im privaten Bereich derartige Fahrzeuge nicht geben. Ganz großes Dankeschön an Marcel, Thomas und Michael, die sich 4 Wochen vor Fertigstellung des Fahrzeugs mit mir zusammen nochmal „richtig“ gas gegeben haben. Ohne solche Freunde wäre so ein Projekt nicht umsetzbar gewesen.
Opel Vectra B (1998)
Motor: 2-Liter 16V Turbo (C20LET), Digitec Chip, Jamex Sportluftfilter, großer Ladeluftkühler, WIESECO Schmiedekolben, H-Schaft-Pleuel, Kolbenbodenkühlung, verstärkte Hauptlager & Pleuellager, große Ladeluftverrohrung 63 mm, Popoff-Ventil, Eigenbau Motorhalter & Schaltumlenkung
Auspuff: Friedrich Motorsport Gruppe A 63 mm, Duplex-Endrohre Eigenbau in Trapezform
Leistung (max): ca. 300 PS
Kraftübertragung: F28-Getriebe (Calibra Turbo)
Fahrwerk: AP-Racing Gewindefahrwerk
Felgen (Herst./Größe): Barracuda Voltec in 9×19 ET 30 und 10×19 ET 30
Bereifung (Herst./Größe): Dunlop Sportmax 215/35/19, 245/30/19
Bremsen(vo/hi): Scheiben / Scheiben (Calibra Turbo)
Weitere Extras: Eigenbau-Gullwings, versetzte Vectra A Türgriffe, modifizierte Honda Accord (CN2) Schürze, Honda Accord CN2 Scheinwerfer und Kühlergrill, Rieger Seitenschweller tiefer gesetzt, Vectra B Facelift Heckschürze mit verspachteltem Rieger Ansatz; Golf 4 Kfz-Kennzeichen-Mulde, Rieger Heckscheibenspoiler, Facelift Kofferraumdeckel und Rückleuchten Vectra B, Lackierung: Ford Focus RS Grün, Motor- und Kofferraum in braun
Interieur: 32er Raid Silberpfeil in beigem Leder und braunem Alcantara, König Sportsitze K5000 G6, beiger Teppich, Dachhimmel braunes Alcantara, Hochtöner in der A-Säule, umgebautes Armaturenbrett für Öltemperatur und Ladedruckanzeige, Doorboards vorne, Heizungsbedienung versetzt, Rücksitzbank in beiges Leder / braunes Alcantaraleder, sämtliche Verkleidngen / Armaturenbrett / Hutablage wurden in in beiges Leder / braunes Alcantaraleder eigengefertigt
ICE: Alpine 2DIN-DVD-Radio, Empire Monoblock, 4-Kanal Empire Endstufe, 7-Kanal Em-Phaser Endstufe, 2 30er-Audio-System Subwoofer (Leistung 750 W/rms), 4x Rockford Fosgate 16-er Koaxialsysteme auf der Hutablage, 2x Rockford Fosgate 16-er Koaxialsysteme im Kofferraumdeckel, 7-Zoll-Monitor im Kofferraumdeckel, in den vorderen Doorboards je 2x 16er Empiresysteme, NSP 90 Zusatzbatterie, Trennrelais, GFK-Ausbau Kofferraum
Danksagung: an meinen Bruder Marcel, meinem Vater Rainer, Thomas, Michael, den Freundinnen Nicole und Carina