In den frühen 60ern verkaufe GM in den USA die Marke Opel über das Buick-Händlernetz. „Holly Hopper“ Kai-Ingo Weule entdeckte einen erbarmungswürdigen US-Rekord in Dänemark und kreierte aus dem Wrack ein Fahrzeug im Stil des tödlich verunglückten Rock’n’Rollers
Buddy Holly war ein Texanischer Rock’n’Roll Musiker, der durch Songs wie „Peggy Sue“, „That’ll Be the Day“ und „Rave On“ internationale Bekanntheit erlangte. Buddy Holly starb am 3. Februar 1959 bei einem Flugzeugabsturz. Heute erinnern Beate und Kai-Ingo Weule als „The Holly Hoppers“ mit ihrem Tanzprogramm an den legendären Musiker. Das Gefährt für die Fahrten zu Tanzauftritten durfte dem in Nichts nachstehen.
Es ist nicht er erste P2, der im Leben der Weules eine Rolle spielte. Diente ihnen doch ein teilrestaurierter Opel Rekord P2 als Hochzeitsauto, der allerdings wegen des Kaufes eines Hauses geopfert werden musste. Doch die Erinnerung an den geliebten P2 blieb stets präsent. Auf einem Schrottplatz in Dänemark entdeckte Kai das passende Projekt: Ein für den US-Markt produzierter 61er Opel Rekord, den der amerikanische Besitzer bereits mit außen liegendem Reserverad á la Lincoln Continental umgerüstet hatte. „Ich hatte keine Ahnung von Autos“, gibt der Verwaltungsbeamte freimütig zu. Nach Feierabend belegte er einen Schnellschweißkurs, kaufte sich Werkzeug sowie einen Kompressor fürs Sandstrahlen und ließ sich von seinem Schwager direkt am Objekt in die Autoelektrik einweisen. Eine beheizbare Doppelgarage im eigenen Haus ist Gold wert. Das Projekt „Buddy Holly Rekord“ konnte somit in einer Wintersaison zügig abgewickelt werden.
Eine kleine Anekdote zwischendurch: Hätte Kai beim Import aus Dänemark die Ausfuhrbescheinigung von 1961 vorlegen können, hätte er die aktuelle Mehrwertsteuer vom Neupreis über 6.500 DM zurückerhalten. So blieb es bei der prozentuellen Einfuhrsteuer auf 800 DM und der Leuchtmittelsteuer auf die addierte Wattzahl aller Glühbirnen.
Erst nach dem Sandstrahlen stellte sich die „schlechter-als-gedacht“ Substanz des Wracks heraus. Die einzig noch auf dem Markt erhältlichen Blechteile waren die Seitenschweller. Doch es gab nun keinen Weg mehr zurück. Marodes Blech fertigte Kai an Hand von Pappschablonen, die im Wohnzimmer auf Metall übertragen wurden. Während er die Karosserie auf Vordermann brachte, bezog ein Sattler Sitze und Türinnenschalen mit rot-weißem Leder. So sollte sich auch die Außenhaut präsentieren: In knallroter Basislackierung und weißem Design an den Flanken. Auf dem Schrott lagerte das Auto nämlich in gelb-weißer Garagenlackierung, alle Chromleisten in silberner Ofenfarbe überpinselt. Abbeizen nimmt deshalb in Kais Resto-Ranking den zweiten Platz der Drecksarbeiten nach Schweißen ein. Ein Auto hatte er ebenfalls noch nie lackiert. Beim ersten Versuch mischte er zuviel Verdünner ein, beim Zweiten zuviel Härter. Orangenhaut war der Effekt des letzten Lackierversuchs. Daraufhin beauftragte er einen Profi, der dem Rekord einen Rock’n’Roll-würdigen Auftritt verlieh.
Ganz und gar nicht geht das imposante Aussehen des Autos mit dem kleinen Motor konform. Ist es doch der originale Opel-Vierzylinder mit 1488 Kubikzentimeter und sagenhaften 50 PS. Als der TÜV zum ersten Mal das glänzend aufbereitete Gebilde im Motorraum erblickte, wollte er Kai mit den Worten „da fehlt die Spritzwand“ vom Hof jagen. Doch die Herkunft dieser Maschine geht konform mit den Hardlinern der Oldtimerbranche: Matching Numbers, es ist das mehrfach mit Dichtungen und Lagern aufbereitete Original von 1961.
Glücklicherweise befanden sich im Rekord Papiere, mittels deren sogar der Kontakt bis zum ersten Vorbesitzer in den USA aufgebaut werden konnte. Nach dreijährigen Recherchen erhielt Kai unter anderem die Bestätigung, dass der Rekord in den 60ies zum Showfahrzeug mit Continental Kit aufgerüstet wurde. Allerdings hatte dessen amerikanische Substanz so stark gelitten, dass er sich beim Mitsubishi Pajero bedienen und den Unterbau aus verchromtem Edelstahl selbst kreieren musste. „Ich besitze noch einen 51er Chevy Sedan Deluxe“ erfahren wir auf die Frage nach der Herkunft der seitlichen Radverkleidungen, die sich harmonisch in das Gesamtbild des um 47cm längeren Opels einfügen. Diese fertigte er nach Vorlage seines „Bel Air“-Vorgängers an. Mit Buddys Konterfei auf der Abdeckung des Reserverads führt der Weg am liebsten dorthin, wo Rock’n’Roll und Oldtimer miteinander verschmelzen: bei den Golden Oldies in Wettenberg an erster Stelle genannt.
Opel Rekord P2 (1961)
Motor: 1,5 Liter OHV-Vierzylinder (1488ccm), Opel Lizenz Carter Fallstromvergaser
Leistung (max): 50 PS bei 4000 U/min
Kraftübertragung: 3-Gang Schaltgetriebe
Vorderachse: Doppel-Querlenker, Schraubenfedern, Teleskop-Stoßdämpfer, Querstabilisator
Hinterachse: Starrachse mit Dreiblatt-Halbfedern
Felgen: Opel Stahlfelgen mit Gitter-Radkappen (Opel Zubehör) 5×13 Zoll
Bereifung: Maxxis MA-1 (Cheng Shin Taiwan) 165/80 SR13
Bremsen: hydraulische Trommelbremsen vorne und hinten
Weitere Extras: Scheinwerfer Austin Mini, Continental Kit Eigenbau, Grillstreben á la „Christine“ (58er Plymouth Fury), Reserveradabdeckung Mitsubishi Pajero, Heckbumper verchromter Edelstahl, Radabdeckung Chevrolet Deluxe 1951 (Vormodell des Bel Air), Standlicht an B-Säule (Export-Version)
Interieur: Sitze und Seitenteile in rot-weißem Leder, Teppichboden Mercedes, Radioblende Eigenbau
ICE: Kassettenradio, 6-Volt Bordelektrik