Seine Motivation holte sich Alexander Bunke bei VW Treffen. „Was die können, kann ich auch“, dachte sich der Mitarbeiter von Custom Styler aus Hof und legte für die Phase 3.5 seines Lupos noch eine Schippe drauf

Ob man den individuellen Stil der Mannschaft von Custom Styler mag oder nicht, an diesem Lupo kommt man nicht vorbei. Auf öffentlichen Straßen sorgt er genauso für Aufsehen wie bei VW Treffen für Traubenbildung. Das auffallende Design entstand in Zusammenarbeit von Alexander mit Firmenchef Mattias Vogel. Beide durchkämmten Tuningmagazine und Internetseiten, um sich von Designelementen verschiedenster Autos inspirieren zu lassen. Alexander verrichtete alle Vorbereitungen. Lackiert hat der Chef persönlich.

Vor dem Einfahren in die Lackierkabine standen erst einmal durchgreifende Karosseriearbeiten auf dem Plan. Zunächst vereinigten Alexander und Matthias die originale Lupo-Stoßstange mit dem Rieger Spoiler zu einem Ganzteil, teils durch Kunststoff verschweißen, teils durch Verharzen. Nach stundenlanger Schleifarbeit brillierte die Schürze mit aalglatter Fläche. Kurz nach dem Fototermin im Herbst 2008 krachte es. Ein rückwärts einparkender Verkehrsteilnehmer hatte „die Länge des Lupos“ unterschätzt und die Eigenbaufront beschädigt. Den gleichen Aufwand ein zweites Mal kam nicht in Frage. Alexander beschaffte von CSR die Schürze für Lupo mit integriertem Single frame. Nachdem er den Rahmen des Grills und die Lufteinlässe überarbeitet hatte, bat er um einen erneuten Termin. „Ich wollte keine alten Fotos in der Zeitung“, rechtfertigte sein Handeln, zumal er auch die Adapter der Spiegel einlaminiert hatte.

Der F50-Motorhaubenansatz aus Gfk muss gezwungenermaßen mit Blech einen Haltbarkeits-Pakt eingehen, was bis dato anstandslos funktioniert. „Keine Risse“, bestätigen Alexanders Worte und ein genauer Blick auf die Konturen der italienischen Nase. Um aus drei Lupo Heckstoßstangen ein einziges Ganzteil zu basteln, gehört allerhand an Erfahrung mit Kunststoff schweißen dazu. Die Abstufungen der einzelnen Elemente verbirgt sich unter einer Schicht Gfk, zugleich verlängerte Alexander die Schürze nach unten. Auspuffendrohre hätten die cleane Ansicht gestört, deshalb unterbricht nur die Aussparung des Nummernschilds die glatte Fläche. Irgendwo unter dem Boden beglückt ein Diesel-Endrohr den Asphalt mit Abgasen, die nach wie vor vom Einlitermotor produziert werden. Optik statt Leistung lautete das Motto unter der Haube. Silberner Lack für die Abdeckung, den Ventildeckel und Lichtmaschine sowie viele verchromte Kleinteile charakterisieren den Motorraum. Und natürlich gehört ein bisschen Gold bei einem VW-Motorraum dazu.

16 Zoll Bereifung und ein abgesenktes Luftfahrwerk hätten die Radkästen des Lupos weit überfordert. Ungefähr 5 cm Raumgewinn durch Herausziehen lässt die Dunlop Sp2000 selbst in der tiefsten Stufe keinen Kontakt mit den Radlaufkanten aufnehmen. „Die 8×16 Zoll Porsche Felgen hab ich von einem Kumpel abgekauft, der sie ebenfalls auf seinem Lupo aufgeschraubt hatte“ beschreibt Alexander die Herkunft der nachträglich aufpolierten Räder. Gabs eigentlich irgendwelche Knackpunkte beim Aufbau? Problemlos gestaltete sich der Einbau des GAS Airride-Systems. Ebenso ohne zu mucken passierte die Installation der LSD-Türscharniere, die speziell für den Lupo (außer GTI) angeboten werden. Nicht einmal die üblichen Probleme mit dem Einstellen der Scharniere tauchten auf. Das Cleanen der Seitenwände gehört sowieso zum Standard eines modernen Lackier- und Tuningbetriebs.

Alexander schaffte die originalen Lupo-Sitze zusammen mit Rücksitzbank, Seitenwände, Cockpit und weiteren Kleinteilen in die bekannte Hofer Sattlerei Löhnert. Die Farben des Leders sollte so nah wie möglich an die beiden Wagenfarben Rot und Blau heranreichen, was dem Sattler zweifelsohne gelungen ist. Die aufgepolsterten Sitze können in jeder Beziehung eine bessere Qualität vorweisen. Ansonsten blieb kein Teil unbearbeitet.

Was nicht in Leder eingefasst werden konnte, bekam die Lackierpistole zu spüren. Die Türschalen sind ein Beweis, wie gut Lack und Leder harmonieren, wenn man die richtige Mischung findet. Auf der Mittelkonsole prangt ein fürchterlich aussehender Totenkopf. „Wir lackieren viel Motorradhelme“ erklärt Alexander, der den „Kundenwunsch Totenkopf“ auch seinem Lupo gönnte. Zurück zur Rücksitzbank, zurück zum einfachen Design des Kofferraums. Das  Phantasieland der Phase 2 verwandelte Alexander in ein mit blauem Leder bezogene Wand aus Gfk, in der lediglich zwei HiFi-Module sichtbar bleiben. Dass der Totenkopf mitmischt, zählt zum ganz persönlichen Custom Style.

fotografiert am 4. April 2009 in Tauperlitz neben der Festwiese, wo heute „a fesd inschdallierda Werschdlabudn“ im Weg herumsteht

VW Lupo, Baujahr: 2001

Motor: 1,0 Liter Vierzylinder, Leistung: 55 PS,  etliche Motorenteile Chrom oder Silber lackiert

Kraftübertragung: Frontantrieb, 5-Gang Getriebe

Auspuff: NAP-Endschalldämpfer mit Diesel Endrohr

Fahrwerk: Gas-Airide (14 Liter Kompressor)

Bremsanlage: Original Scheiben/Trommeln

Felgen: polierte Porsche Räder in  8×16 ET 35,

Bereifung: Dunlop Sp2000 / 195/35 16, 215/35 16

Karosserie: modifizierte CSR-Frontschürze, Rieger Seitenschweller, Heckstoßstange clean und verlängert, Motorhaubenaufsatz, Böser Blick in Blech, Heckklappe clean (Bremsleuchte Antenne entfernt), Schwarze Scheinwerfer, Blinker, in.pro Klarglasleuchten, getönte Scheiben schwarz, Mattig Tropfenspiegel, LSD-Türscharniere

Interieur: Sitze sowie Armaturenbrett, Mittelsteg, Himmel, Seitenverkleidungen, Doorboards Sonderanfertigung (GFK), Totenkopf Einarbeitung Mittelkonsole, Innenraumteile in Wagenfarbe lackiert,

HiFi: Eybrid Frontsystem, Woofer 30er Eybrid, Heckausbau mit Leder bezogen

Besonderer Dank: Firma Custom-Styler, Hifi Experte Michael Jansen, Firma Löhnert Lederarbeiten

Achim Jaeger für VW Scene 7/2009, reloaded für Tuningcars am 18. August 2021