Über 40 Jahre lang befand sich das von acht Vorbesitzern gefahrene Rekord im werksseitigen Zustand. Bis sich Peter Karl dem Oldtimer annahm. Er suchte und fand individuelle Maßnahmen, kümmerte sich um Tieferlegung und besonderes Räderwerk. Von 14 auf 16 Zoll vergrößerte Stahlfelgen mit Stufenbetten aus Aluminium und passenden Radkappen unterscheiden das Coupé von den Fahrzeugen streng ausgerichteter Oldtimer-Freunden.
Freilich fällt so ein schickes Fahrzeug auch bei Opeltreffen auf. Die amerikanisch angehauchte Karosserie mit breiter, chrombeladener Frontpartie, die relativ kurze Fahrgastzelle mit spitz zulaufenden Seitenfenstern und das ewig lange Heck á la Fastback charakterisieren den wahrscheinlich ersten „Buchstaben-Opel“. Nach diversen Olympia Rekord Versionen, den beiden Panoramas (P1 und P2) und dem zunächst als Rekord R3 ausgelieferten Opel, griff man in die alphabetisch sortierte Buchstabenkiste. Ein halbes Jahr nach Markteinführung des Kadetts, dieser zunächst ebenfalls noch ohne A, folgt eine bis heute andauerte Serie an „Lettercars“. Peters Opel-Initiator war seine Freundin. Einem niedlichen Opel Corsa A folgten zunächst ein schneller Alfa und anschließend ein müder Seat, dessen Motor als bald die weiße Fahne zur Aufgabe hob. Was nun? Beeinflusst von Oldtimertreffen, entschied er sich für einen äußerst seltenen Opel, für einen, der ihm bereits bei einer Veranstaltung positiv aufgefallen war.
Großes Risiko wollte Peter keinesfalls eingehen. Der Rekord glänzte in der Halle eines Opel-Autohauses in Wertingen und zog Interessenten an wie Motten das Licht. Eigentlich war der Rekord bereits einem anderen Kunden versprochen worden, Hartnäckigkeit, schnelle Reaktion und Bares auf des Händlers Kralle spülten das Coupé in Peters Besitz. Die Dokumentation der Anzahl von Vorbesitzern ist vorhanden. Der Opel ist ein Österreicher, der inklusive des siebten Eigners in Wien und später im Bezirk St. Pölten angemeldet war. Ein Bekannter des oben genannten Opel-Händlers überführte ihn nach Deutschland. Bis zum 50.000 km Kundendienst wurde das Scheckheft abgestempelt, doch danach verliert sich die Spur. Der Kilometerzähler steht heute bei knapp 65.000 Kilometern. Ob der Zähler überrundet wurde, ist nicht nachvollziehbar. Unterbodenschutz, Hohlraumversiegelung und kleine Narben bei den Zierleisten lassen vermuten, dass der Rekord irgendwann von Irgendjemand zumindest teilrestauriert wurde.
Opel lieferte das Fahrzeug mit schmalen 4,5×13 Zoll Felgen und 5.90×13 Radial-Bereifung aus, die später von modernen 165SR13 Gürtelreifen ersetzt wurden. Kein Hardliner der Oldtimerszene würde auf folgende Idee kommen: Inspiriert von Autos aus der Sourkraut-Szene ließ Peter zweiteilige Felgen mit Stern in Stahl und Schüsseln in Alu fertigen. Piotr Deichsel, bekannt unter „verbreiterte Stahlfelgen gedeichselt“, vergrößerte 14 Zoll Rekord D Stahlfelgen auf 16 Zoll, indem zunächst die äußeren Ränder abgetrennt und CNC-gefräßte Ringe mit Lochmuster aufgeschweißt wurden. Die so bearbeiteten Felgen verschraubte er mit RS-Stufenbetten japanischer BBS-Produktion. Verchromte 14 Zoll-Radkappen, die nach wie vor dem Stahlkern passen, bilden den glänzenden Abschluss. Customfelgen ohne Tieferlegung wäre die Lachpatte in der Oldschool-Szene gewesen. H&R Federn für Ascona B im Verbund mit kurzen Spax-Dämpfer bringen den Vorderbau satte 7 cm der Hölle näher. Das Heck senkt sich dank 1,5 Zoll Tieferlegung der Blattfedern mit Klötzen und Bügel gen unten. Fahrbar? Der alltagstaugliche Opel besitzt mehr Abstand zum Boden als man den ersten Anschein nach vermuten könnte. Auf eigener Achse legte er die Strecke zum Opeltreffen nach Königsfeld zurück und hoppelte schadlos über die bucklige Wiese des Treffens fast bis zum hintersten Ende: Der beste Beweis für Alltagstauglichkeit.
Zu seiner Zeit war das 1700 S Coupé eine Rakete. Die OHV-Vorkriegsmaschine zeigte sich bei ihrem letzten Auftritt in Hochform Satte 67 PS beschleunigten in 17 Sekunden auf 100 und ließen damals einen großen Teil der rollenden Republik hinter sich. Sportlich unterwegs mit Knüppelschaltung ist das Coupé der den Limousinen mit Lenkradschaltung überlegen. Auf Wunsch von Karls Freundin ersetzt ein Volant des Opel GT das antike Zweispeichenlenkrad. Kommt noch was? Ein Sattler soll sich dem leicht beschädigten Gestühl annehmen. Und wenn doch ein 100 PS starker Sechszylinder auftauchen sollte, wäre der Wert steigernde Nimbus des „Matching Numbers“ ernsthaft in Gefahr. „Ansonsten gibt es ja nichts schöneres“ meint Peter, „als den Leuten mit einem Oldtimer ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“.
Typ: Opel Rekord A Coupé 1700S (laut Einzelgenehmigung vom 20. Mai 1964 zunächst Opel Rekord R3 Coupé genannt)
Motor: 4-Zylinder-Reihenmotor, 1680 ccm, OHV, 36 mm-Fallstromvergaser (Lizenz Carter Carburetor), Gruppe A Edelstahl-Auspuff von Car Repair Tuning
Leistung (max): 67 PS bei 4400 umin
Kraftübertragung: 4-Gang Getriebe, Handschaltung
Vorderachse: Einzelradaufhängung an Doppelquerlenkern, Schraubenfedern
Hinterachse: Starrachse an 2 semielliptischen Längsblattfedern mit Federlagen
Fahrwerk: va: H&R-Federn für Ascona B (70mm, härteverstellbare Spax-Dämpfer, ha: 1,5 Zoll Tieferlegung mit Klötzen und Bügel (System Rekord B Eisenschwein aus Rekord P2 Forum), Spax Dämpfer
Felgen: 2-teilige Stahl/Alufelgen, Basis Rekord D Stahlfelgen mit japanischen BBS RS Alu-Stufenbetten, vergrößert auf 8×16 Zoll (verbreiterte Stahlfelgen gedeichselt), 64er Rekord A Original-Radkappen
Bereifung: Toyo Proxes, 195/40 R16
Bremsen: hydraulisch betätigte Trommelbremsen (Fußinnenbackenbremse) auf alle 4 Räder, Ø 200 mm, mechanische Handinnenbackenbremse auf Hinterräder
Weitere Extras: Karosserie im Originalzustand
Interieur: Serie mit Patina, Opel GT Lenkrad.
ICE: Opel Blaupunkt Radio Danke an: Hermann Rudhart (Verkäufer)