Ein anderes Auto als Audi käme für Norwin Schleinkofer nicht in Frage. In seiner persönlichen Historie befindet sogar sich ein Urquattro, bevor er aus familiären Gründen mehrere Viertürer sein Eigen nannte. Die in Ebay angebotene Limousine konnte überzeugende Kaufargumente vorweisen. Der Vorbesitzer hatte den Fünfzylinder bereits auf 370 PS tunen lassen, sowie das äußere Erscheinungsbild überarbeitet. Einige Dinge entsprachen jedoch nicht Norwins Geschmack, womit die Umgestaltung beginnen konnte.
Ein bereits getuntes Auto zu kaufen, birgt immer ein gewisses Risiko in sich, vor allem wenn die Leistung per KKK-Turbolader und angepasster Software um 150 PS gesteigert wurde. „Ich habe sicherheitshalber einen größeren Ladeluftkühler eingebaut“, informiert Norwin. Ansonsten bereitet die Zuverlässigkeit der Maschine keinerlei Probleme und vor allem gilt: Sie schnurrt und das recht heftig. Der Leistung entsprechend wurde der Maschinenraum mit polierten und lackierten Teilen auf Hochglanz gebracht. Verschiedenen Schrauben und Schellen gewährte man einen Aufenthalt in der Galvanik, aus der sie mit goldenem Überzug entlassen wurden. Selbst der Effektlack tritt unter der Haube in Erscheinung. Der nennt sich Andromeda und gehört zu den Mipa V.I.P. Exclusive Basecoat Lackierungen. Normalerweise lassen sich derartige Flip-Flops nicht ohne sichtbare Abstufungen nachlackieren. „Mein Lackierer Christian aus Saal an der Donau hat es geschafft, Kotflügel und weitere Partien mit der Lackierpistole perfekt zu bearbeiten“, freut sich Norwin über die perfekte Leistung des Manns mit der Pistole.
Viel zu korrigieren gab es an der Karosserie. Der Vorbesitzer hatte die Front des 1987er Baujahrs auf „Single Frame“ Grill umgerüstet, was unter vielen Audianer als Stilbruch bewertet wird. Die von einem Schrottplatz beschafften Scheinwerfer, Haube und Grill kombinierte Norwin mit der Rieger Frontschürze, die auf Grund des mächtigen Ladeluftkühlers in der Mitte ausgeschnitten wurde. Überhaupt zählte die Überarbeitung der Frontschürze wegen mehrerer Verstärkungsstreben und den Anpassungen an die Kotflügel zu den aufwendigsten Arbeiten. So breit war doch kein B3 in Serie, oder? Audi-Kenner vermuten richtig, dass Norwin auf die Kotflügel des B4 zurückgegriffen hat. Da der Audi 80/90 B4 im Wesentlichen auf dem B3 basiert, bewegten sich die Anpassungsarbeiten im überschaubaren Bereich.
Die breiteren Radläufe am Heck zählen wie die Türgriffe des A6 zu den Umbauten des Vorbesitzers. „Der hat ja wirklich gute Vorarbeit geleistet“ verteilt er sein Lob, da die perfekt gecleante Heckschürze sowie die Seitenschweller ebenfalls zum Schaffensdrang des Vorbesitzers zählen. Norwin bestückte die Heckpartie nachträglich mit dem Rieger Dachspoiler, sowie Heckleuchten von Hella, die zufälligerweise einen Tag vor den zufällig entstandenen Fototermin beim VW-Audi-Treffen in Schwandorf eingebaut wurden. Die zum Ambiente des Fahrzeugs passenden Felgen stammen aus dem Angebot von MAM Leichtmetallräder Keskin Tuning Europa. MAM 8, laut der Homepage des Herstellers nicht mehr im Programm aufgeführt, wurden rundum in 8×18 Zoll mit 215/35×18 Nexen montiert. Die verbreiterten Radläufe lassen an der Hinterachse die Verwendung von 25mm Distanzscheiben zu.
Audi ist die Marke schlechthin des gelernten und heute selbstständigen Isolierers. Erblich bedingt sozusagen. Ein anderes Auto fuhren auch seine Eltern nicht. Als Norwins Jahresringe die 18 erreicht hatten, stieg er ins Fahrgeschäft mit einem Audi Coupe ein, jenem bewährten Fünfzylinder mit 136 PS. Dem folgte der besagte Urquattro, der wegen zwei fehlender Türen der Familie zum Opfer fiel. Daraufhin folgende Viertürer hatten in Sachen Leistung nicht allzu viel weniger zu bieten, doch vor allem hatten sie immer Vierradantrieb. (Audi Coupe 136 PS, Audi Urquattro, Audi 200 20V Limo, Audi 200 20V Avant, Audi A8 4,2. Noch im Besitz: Audi 90 Typ 85 mit Umbau auf 1.8T, Audi Cabrio 1.8T und ein Audi TT RS Plus)
Mit der farblichen Gestaltung des Interieur hatte es der Vorbesitzer zu gut gemeint. Alle heute schwarzen Teile waren in beige lackiert, sogar das Lenkrad, das Norwin gegen ein 32er Raid austauschte. Der Audi fährt mit 1,5 Bar Festeinstellung, weshalb das Kontrollinstrument immer im Auge sein sollte. Die vormals tief unten platzierte Ladedruckanzeige befindet sich nun gut sichtbar oben in der Mittelkonsole. Eine Etage tiefer sitzen wieder die originalen Zusatzinstrumente von Audi, die der Vorbesitzer gegen Anzeigen aus dem Zubehör getauscht hatte. Lieber Leder als Lack. Auch das Gestühl ist neu. Zunächst wechselte Norwin die Seriensitze gegen die von Raceland aus. Sattler Sebastian gab sein Bestes und ließ Leder auf den Oberflächen wachsen. Freilich lohnt auch ein Blick in den ehemaligen Kofferraum, der den ursprünglichen Sinn des Transportes nicht mehr erfüllen will. Vor gelederten Wänden findet ein kleines Audi-Treffen mit Modell-Fahrzeugen statt, mit denen Walter Röhrl Erfolge feierte.
Audi 90 Typ 89Q, Baujahr 1987
Motor: 2309 ccm, Fünfzylinder, 20V, Borg Warner 26 KKK Turbo, offener K&N-Luftfilter, Steuergerät optimiert, großer Ladeluftkühler. Motoroptik: Ventildeckel poliert, Ansaugung, diverse Schrauben und Schellen vergoldet, Leistung (max): 370 PS
Kraftübertragung: 5-Gang Schaltgetriebe mit kurzer Übersetzung
Auspuff: 200-Zellen Metallkat, Gruppe A Auspuffanlage von Fox
Vorderachse: Low-Tec Federn, verkürzte FK-Dämpfer
Hinterachse: Low-Tec Federn, verkürzte FK-Dämpfer
Bremsen: Scheiben /Scheiben
Felgen (Herst./Größe): MAM 8 in 8×18 Zoll, 25mm Distanzscheiben an HA
Reifen (Herst./Größe): Nexen/ 215/35×18
Karosserie: Rieger Frontpartie, B4-Kotflügel, hintere Radläufe um 25mm verbreitert, gecleante Rieger Heckschürze, original Aluspoiler, Rieger Dachspoiler, Rieger Seitenschweller, A6 Türgriffe, Hella Rückleuchten, Mipa V.I.P Effektlack Andromeda Flipflop
Interieur: Raceland-Sitze, 32er Raid Lenkrad, originale Zusatzinstrumente zuückgerüstet, Mittelkonsole, Türverkleidung sowie Sitze und Rücksitzbank in creméfarbigen Leder bezogen
HiFi: Alpine Radio, MB Quart-Lautsprecher vorne, Herz-Lautsprecher hinten, HiPhonics Verstärker, 2×9 Zoll Monitore im Kofferraum
Danksagungen: Held Jürgen und Frank Franz