Wenn Mike Wolf ein eigenes Projekt in Angriff nimmt, kommt immer ein besonderes Schmankerl heraus. Dass Ascona B und Manta B auf gleicher Plattform produziert worden sind, ist hinreichend bekannt. Doch wie gut der YTD-Diesel aus dem Omega A mit einem „LKW offener Kasten“ auf Manta-B CC Basis harmoniert, sollt ihr jetzt erfahren
Mike Wolf ist wahrlich kein unbeschriebenes Blatt in der Szene. Sein greller Manta B diente dem „Super Ingo“ Ende der 90er Jahre im DEA Werbespot. Später verwandelte er in Zusammenarbeit mit Manta-Gott Manne aus dem Landkreis Erding den DEA in die Performance des „Mattig“ aus dem Film „Manta Manta“. Mittlerweile hat der ehemalige Tanklastzugfahrer sein Hobby zur Profession gewandelt. Mit erfahrenen Schrauberkollegen gründete er 2010 die Streetmachines Chemnitz GbR, die sich um Kunden mit Hang zum Besonderen kümmern. Die Streetmachines brauchten unbedingt ein zweckmäßiges Arbeitstier, das zudem für PR-Zwecke eingesetzt werden kann.
Etwa einen Pickup von der Stange? Laut hallt das Gelächter durch die Schadestraße in Chemnitz, in der dieser Manta sein Finish erhielt. „Das Thema Pickup hatte ich schon seit Jahren im Kopf“, beginnt Mike und fährt fort, dass vor allem die Zeit dafür fehlte. Eines Tages fand er in Ebay einen restaurationsbedürftigen Manta B CC mit Ladefläche, dessen Umbau in Schleswig-Holstein mit gültigem TÜV eingetragen und bereits zugelassen worden war. Jubeln. Hinfahren. Bezahlen und mit dem Objekt auf dem Hänger zurück. Nach zwei Wochen täglicher Arbeit an der Baustelle „Pickup“ fuhr Mike sicherheitshalber das Fahrzeug bei der zuständigen Dekra vor und sprach gleichzeitig geplante Verbesserungen ab. Genehmigt: Dem Projekt stand nichts mehr im Wege.
Als einer der ersten Schwachpunkte stand der vom Vorbesitzer eingebaute 3-Liter Benziner im Visier. „Diesel mit Automatik“ schrieb Mike seinem Pickup ins Lastenheft, da er im Alltagsbetrieb schaltfreies Fahren mit viel Drehmoment bevorzugt. Das Verkaufsangebot eines Omega A Turbodiesel führte ihn erneut in den Norden nach Elmshorn. Auf eigener Achse ließ Mike den erst 127.000 Kilometer gelaufenen Omega nach Chemnitz rollen, wo es kurze Zeit drauf seiner Technik beraubt werden sollte. Mike nahm anschließend vom Manta alle störenden Teile des Vorderbaus ab, erweiterte den Getriebetunnel und verheiratete den Turbodiesel mit der Manta Achse. Den kleinen Ladeluftkühler ersetzte Mike durch den des Audi S3, der wie eingegossen hinter dem Ascona Grill passte. Um das Verhältnis zur Ladeluft auszugleichen, erhöhte er noch die Kraftstoffmenge und freilich auch den Ladedruck von 0,7 auf 1,2 bar, womit sich die Leistungssteigerung auf 120 PS erklärt.
Im Prinzip tauchten drei Haupt-Probleme auf: Ölwanne, Kardan und Tachoanschluss. Die modifizierte Ölwanne stammt vom Manta B 2,0, da sowohl die alte 3-Liter, als auch die Omega-Wanne mit der Vorderachse kollidiert hätten. Zudem wurden an der Wanne die Ölversorgung des Vor- und Rücklaufs für den Turbo optimiert, ein Ölmessstabgehäuse integriert und eine Speisung der Unterdruckpumpe installiert. Der Kardan ist ein echter Zwitter. Mike punktete ein Muster aus Altteilen zusammen, vorne Omega-Hardyscheibe, hinten Manta-Gelenke. An Hand dieser Vorgabe fertigte eine Firma aus Halle das Einzelstück an, das zuverlässig die Kraft von ungefähr 220 Newton zur Hinterachse leitet. Der Omega-Tacho wandelt das per mechanischer Welle empfangene Signal elektronisch um und sendet es zurück zur Automatik, die ab 70 km/h in den Overdrive schaltet.
Zwei Wochen lang versuchten Mike und seine Mechaniker dieses Geheimnis zu lüften. Erst nachdem sie von Opel Exner aus Hof die Schaltpläne des alten Automatikgetriebes erhalten hatten, konnte die Elektronik in exakte Bahnen gelenkt werden. Die für einen Pickup geeignete Auspuffanlage verläuft den Schwellern entlang. Klar doch, Sidepipes aus den USA sollten es sein. Die Anlage gehörte einst einem 56er Chevrolet Bel Air und wurde sozusagen GM-intern weitergereicht. Angeschlossen ist nur die linke Seite, womit der Offizialität nichts mehr im Wege stand. Die mit einem Längslenker verstärkte Anhängerkupplung ist natürlich abnehmbar. Motor und Technik funktionierten, die Bremsanlage aus dem Opel Baukasten war konfiguriert, das Fahrwerk mit Mercedes W123 Diesel Federn verstärkt, fehlte nur noch „das Niveau“. Der Omega A Diesel besitzt an der Hinterachse pneumatische Stoßdämpfer (Niveauregulierung), die in Serie über Ventile angesteuert werden. Mike übernahm die Dämpfer und kombinierte diese mit der Kompressoranlage des Mercedes Sprinter, was vom Cockpit aus gesteuert werden kann.
Und da stand er nun noch ohne Vorderbau mit hochbauendem Triebwerk. „Mit der Manta-Schnauze hätten weder die Proportionen, noch die Bauhöhe gestimmt“, erklärt Mike seinen Entschluss zur Ascona Front. Die Hutze auf der Motorhaube dient nicht nur der Show, sondern ehr der Notwenigkeit zur Abdeckung des hohen Dieselmotors. Zudem bietet die Öffnung eine bessere Hitzeableitung des Turboladers. Auch das Heck des ursprünglichen Umbaus genügte nicht den Anforderungen der Streetmachines als Lastenträger, weshalb man ab B-Säule den „offenen Kasten“ neu definierte.
Die Seitenwände wurden um 15 cm verlängert, die Schottwand mit dem Heckfenster des VW Caddy bestückt und die Ladefläche neu gebaut. Die Beplankung aus Eiche fertigte Herr Reichhold, der Vater des Lackierers an. Die Hella Module mit LED sind die logische Konsequenz der schmalen Stege, die nur kleine Rückleuchten aufnehmen können. Und eines Tages saß Mike beim Kaffeetrinken. Er betrachte das Fahrzeug und sprach zu seinen Kumpels: „Dem Pickup fehlt der letzte Schliff“. Zunächst fertigte er aus Pappe eine Blende, die den Übergang von B-Säule zur Ladefläche in „El Camino“ Optik beschreibt. Der Rest war nur die Umsetzung von Pappe in Alublech. Stabilität ist gewährleist. Der Edelstahl-Bügel ist mit der Bodenplatte, sowie mit dem im Innenraum verschweißten Matter-Käfig verschraubt. Sogar ein alter Lexmaul-Kit für Ascona B, der jahrelang in der Werkstatt lagerte, fand endlich seine Bestimmung. „Unser Arbeitstier hat sich längst bewährt“, schmunzelt Mike. Wir haben den 4-Liter Irmscher für meinen Manta B Top-Chop auf der Ladefläche festgezurrt und ihn runter nach Erding zu Manne gebracht. Tief unten in Bayern hat man über das Chemnitzer Arbeitstier nicht schlecht gestaunt.
Opel Manta B CC, Baujahr 1986
Motor: 2,3 Liter Turbodiesel (YTD aus Omega A), KKK-Abgas-Turbolader, Audi S3 Ladeluftkühler, modifizierte Ölwanne 2-Liter Manta B
Auspuff: 120 cm Sidepipes (Chevrolet Bel Air), linke Seite angeschlossen
Leistung (max): 120 PS lt Kfz-Schein
Kraftübertragung: 3-Stufen-Automatik Omega A mit Overdrive, Eigenbau Kardanwelle (vorne Omega, hinten Manta)
Vorderachse: Einzelradaufhängung, verstärkte doppelte Dreiecksquerlenker, Stabi
Hinterachse: Zentralgelenk Starrachse, Längslenker, Übersetzung 3.67:1
Fahrwerk: gekürzte Mercedes W123 Diesel-Federn, Dämpfer Bilstein (va), pneumatische Stoßdämpfer vom Omega A mit Kompressor vom Mercedes Sprinter (ha)
Felgen (Herst./Größe): Keskin KT1, 7×16 ET 20, 9×16 ET 15
Bereifung (Herst./Größe): Khumo (va), Nexxen(ha) / 215/45×16 (va), 245/45×16 (ha)
Bremsen(vo/hi): 246er Scheiben (Rekord E 2,2i) / große Trommel (Manta B 2,0), Senator B Bremskraftverstärker / Hauptbremszylinder
Weitere Extras: Ascona B Frontpartie, Motorhaube mit Hutze, Eigenbau-Grill, Lexmaul Kit (Front, Heckschürze, Verbreiterungen, Schweller), VW Caddy Heckfenster, Fiat Panda Spiegel, ab B-Säule Eigenbau, Alublende an B-Säule, Ladefläche aus Eiche, Bügel Eigenbau, abnehmbare Anhängerkupplung, Hella Rückleuchten mit LED, Lack: Viper-grün vom aktuellen Scirocco,
Interieur: Omega A Cockpit, Omega A Diesel-Armaturen, Mittelkonsole Manta B und Ford Mondeo 1, Matter-Käfig mit Alustreben,
Danksagung: – Martin für die Lackierung, Matthias für den Ü-Bügel, der Mannschaft von den Streetmachines Chemnitz GbR