Wo bitte schön findet man einen originalen Manta mit 15.000 Kilometer auf dem offiziell genannten Wegstreckenzähler? Nicht weit vom Flash-Redaktionsgebäude entfernt, lagerte Leon Böhleins Manta B über 20 Jahre im zerlegten Zustand, mehr als 450 Kilometer von seinem Heimatort Königsfeld entfernt. Mit viel Glück und dank der schnellen Reaktion seines Vaters Alex kam der 15 Jahre alte Manta-Fan zu seinem Traumauto.

Manta B von Alex Böhlein – Opel Treffen Königsfeld 29.05.2003

Königsfeld klingt wie ein Weckruf für Opelfans. Leons Vater Alex gehört zu den ersten Mitgliedern des deutschlandweit bekannten Opelclub Königsfeld. Die beiden von ihm aufgebauten Manta B stellten wir in Flash Ausgabe 1/2015 vor. Das Sprichwort „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ trifft bei den Böhleins voll zu. Vater Alex stöberte in eBay und entdeckte den für einen Super-Kampfpreis angebotenen Manta – nur zwei Minuten, nachdem der Verkäufer ihn eingestellt hatte. Die Absprache mit dem Filius geschah blitzschnell. Gekauft. Geld abgehoben. Firmenbus und Anhänger des Bruders beschafft. In der gleichen Nacht noch rauf in den Pott gebrettert. Fassen wir die folgenden Stunden nach dem Kauf zusammen.

Der Verkäufer ist ebenfalls Manta Fan, dem das Schicksal hart zusetzte. Im Jahr 1994 begann er den einst blauen Manta trotz seines rostfreien Zustands komplett zu zerlegen, um ihn „für die Ewigkeit“ neu aufzubauen. Pulverbeschichtete Achsen, entfernter Unterbodenschutz, schwarz lackiert Unterseite, sowie smaragdgrünen Metalliclack auf der Rohkarosse, fassen die Böhleins den Zustand des Fahrzeugs zusammen. Alle Anbauteile lagerten in der Garage. „Doch warum wurde das Auto von ihm nicht zusammengebaut?“ Eine Krankheit setzte den Manta Fan außer Gefecht. In der Hoffnung, das Fahrzeug irgendwann fertig stellen zu können, scheute er den Verkauf. Bis zu jenem Tag. Die Böhleins zurrten die Karosse auf dem Hänger fest. Das Zugfahrzeug bis zur Dachkante mit Manta-Teilen gefüllt, traten sie den Heimweg an.

„Es hat wirklich nichts zu restaurieren gegeben“, bestätigt Alex den Top-Zustand des ungeschweißten Coupés. Der Zusammenbau war die beste Gelegenheit, individuelle Ausstattung an- und einzubauen, ohne den Charakter des Fahrzeugs zu zerstören. „Auf keinen Fall wollte wie den demnächst H-Kennzeichen fähigen Manta verbasteln. Irmscher Frontschürze, Doppelscheinwerfer, sowie Engelmann Spiegel und die Seitenschweller waren bei Kauf mit dabei. Lediglich an Front und Heck gibt es weitere Modifizierungen. Die geteilte Mattig Frontspoilerlippe wird von der Irmscher-Schürze ergänzt, deren Spaltmaße vor über 30 Jahren kaum jemand störten. Das hintere Kennzeichen sollte nicht zwischen den Leuchten sitzen. „Die Irmscher Heckschürze mit dem Kennzeichenausschnitt ist kaum noch zu finden“ erklärt uns Alex, der den frei gewordenen Raum zwischen den Heckleuchten mit einer aussagekräftigen Blende füllte. Die pechschwarzen Heckleuchten finden sich in der Zulassungsbescheinigung wieder. Die Schriftzüge auf dem Kotflügel fertigte Kumpel Martin Hintze mit seiner Firma Trendelement

Trotz kompletter Rücksitzbank ist das Coupé als Dreisitzer eingetragen. Wegen den Schroth Hosenträgergurten reduzierte der TÜV die Sitzplätze, so dass nur in der Mitte jemand Platz nehmen dürfte. Abgesehen vom Raid Lenkrad entspricht der Innenraum den Serienzustand. Mit einem Blick auf das Cockpit bestätigen wir die niedrige Kilometerzahl, die wegen der langen Standzeit absolut glaubwürdig ist und den Wert des Fahrzeugs zugute kommt. Die Produktion des Manta B endete nach insgesamt 1.056.436 Exemplaren im August 1988, was dieses am 15. Januar 1988 zugelassenes Exemplar zu einem der Jüngsten seiner Art stempelt.

Ab Sommer 1987 wurde der Manta B GSI ohne Kat mit dem 110 PS starken 2-Liter ausgeliefert. Wegen der langen Standzeit ließ Leon die Maschine bei Beimel Motorsport überholen. Wenn auch der Ventildeckel den stärkeren 2,2i vorgaukelt, arbeitet nach wie vor die originale CIH-Maschine. Warum auch nicht? Erstens zählen „Matching Numbers“ zu den Wertsteigernden Maßnahmen. Und Zweitens: Wenn der 15-jährige Leon in drei Jahren seine Lizenz besitzen wird, startet er mit einem soliden Fahrzeug ohne übertriebene Leistungsabgabe. Trainieren tut er ja schon. Er bewegt seinen Manta B freilich nur auf abgesperrten Terrain oder Privatgrund. Beim Opeltreffen auf dem Flugplatz Pegnitz fuhr er selbstverständlich persönlich vor.

fotografiert am 27. Mai 2017 am Airport Pegnitz

Opel Manta B GSI (1988)

Motor:  Reihenvierzylinder, 1956 ccm, 2,2 Liter Ventildeckel,

Auspuff: Irmscher Sebring (Vor-, Mittel-, Endschalldämpfer)

Leistung (max): 110 PS/5400

Kraftübertragung: 5-Gang Schaltgetriebe

Vorderachse:  Mantzel Federn 041/2 (10cm tiefer), Koni-Dämpfer

Hinterachse: Mantzel Federn 051 (10 cm tiefer), Koni-Dämpfer

Felgen:  RH Classic W7525, 7×15 Zoll ET25

Bereifung:  Continental 195/50 R15

Bremsen: Scheiben / Trommeln

Weitere Extras:  Mattig Frontspoilerlippe, Irmscher Schweller, Manuelles Schiebedach, Doppelscheinwerfer, Irmscher Heckschürze, dunkle Rückleuchten, Engelmann Rückspiegel, Irmscher Schriftzüge von Martin Hintze

Interieur: 3-Sitzer eingetragen, Rücksitzbank mit nur einem Sitzplatz, Raid 13 Sonderlenkrad, Schroth Rallye-3 Hosenträgergurte

ICE: Sony Quäke

Danksagung: Ein besonderer Dank an Kumpel Floggi für die Hilfe beim Zusammenbauen, Cousins Tobias und Matthias,  Beimel Motorsport, Aber mein größter Dank geht an meinen Eltern da ich ohne sie wahrscheinlich nicht mal so ein geiles Hobby hätte. 

Text & Fotos: Heinz Bauriedel für Opel Flash 11/2017, reloaded am 11. Juni 2021