Getunten Gräf Manta wieder belebt – 79er Manta B Berlinetta. Nicht nur Mantzel oder Irmscher verliehen diversen Opel Modellen mehr Leistung. In den ausgehenden 70er Jahren ging der Berliner Ingenieur Jörg Gräf seinen eigenen Weg und brachte den Manta 1,9S Vergaser in Topform. „Biene“ entdeckte in einer Scheune am Rande der Hauptstadt ein eingestaubtes Coupé. Der Scheunenfund stellte sich als einer von zehn Gräf-Umbauten heraus.

Die Suche nach ihrem allerersten Auto endete in dieser Scheune. „Ich habe mich total in den Manta verliebt“ gesteht Biene, obwohl dessen Aussehen nicht unbedingt zum Verlieben war. Der im Grundton Silber lackierte Scheunenfund sah aus wie ein Harlekin mit verschieden farbigen Anbauteilen. Die ersten Gedanken der gelernten Anlagenmechatronikerin galten der Restauration und dem Fahren des Findlings. Sieben lange Jahre mit kleinen Unterbrechungen folgten, bis der Manta wieder auf eigener Achse rollen konnte. Im Topzustand, versteht sich.

Dank der Manta B Homepage von Günter Kari ist die Dokumentation nachlesbar. Der Manta-Kenner aus Oberbayern bezieht sich auf eine, im Jahr 1977 in der Sport Auto erschienene Vorstellung der so genannten „Berliner Pflanze“, in der unter anderem die auf 150 PS getunte 1,9 Liter Vergasermaschine beschrieben wurde. Gräf bohrte den Zylinderquerschnitt um 2mm auf, womit ein Hubraum von 2 Liter erreicht werden konnte. Die fein gewuchtete Kurbelwelle, sowie die 312 Grad Nockenwelle ermöglichten höhere Drehzahlen. Die Kopfbearbeitung in Summe steigerte das Verdichtungsverhältnis auf 10,5. Der Problematik der Standfestigkeit bewusst, setzte Gräf doppelte Ventilfedern ein. Die Speisung des gepushten Triebwerks übernahm eine Weber 45er-DCOE Doppelvergaseranlage. Allerdings wurden Gräfs Errungenschaften nicht im Kfz-Schein hinterlegt.

Glücklicherweise befand sich der von Gräf modifizierte Motor noch im Manta. Bald stellte sich heraus, warum das Fahrzeug ins Abseits gestellt werden musste: Der Zylinderkopf hatte einen Volltreffer abbekommen. Um den Nimbus „matching numbers“ nicht zu gefährden, verwendete Biene den originalen Rumpfmotor und baute mit ihrem Freund den Zylinderkopf eines 2,2 Liters neu auf. Um Leistung sowie Standfestigkeit zu gewährleisten, installierten beide größere Ein- und Auslassventile, eine 296er Grad Nockenwelle, sowie die 2,4 er Kurbelwelle und 2,4er Kolben. Nach durchgreifender Aufbereitung der 45er Vergaseranlage, nun bestückt mit offenen Trichtern, durfte die ihren Stammplatz behalten. Fächerkrümmer und der Edelstahlabgasanlage fügen sich hervorragend in die Reihe der leistungssteigernden Maßnahmen ein. Um der Hitze Herr zu werden, ergänzen brandneue Tropenkühler und ein Ölkühler die Wärmeregulierung. Die attraktive Optik mit glänzenden Details in Gold und Chrom, sowie die versteckte Kabelage sind bei Treffen der Anziehungspunkt vieler Opel Fans.

Erstaunlicherweise hielt sich der Rostfraß in Grenzen. Lediglich den Längsträgern und einigen Stellen im Fußraum ging es an den Kragen, da hier die braue Pest durchgreifend zuschlug. „Mantatypisch“ nennt Biene diese üblichen Schweißstellen. So wurde getauscht, was ersetzt werden musste und selbst das originale Schiebedach durch eine neue Dachhaut ersetzt. Auch das Fahrwerk erfuhr Überarbeitung. Gelbe Koni-Dämpfer mit 60er bzw. 40er Jamex-Federn geben dem Gräf Straßenlage zurück, die das ausgelutschte Fahrwerk nicht mehr gewährleisten konnte. Die innenbelüftete Bremsanlage stammt vom 2,2er Rekord. Die originale Sperre der Hinterachse ist noch im Einsatz. Mit umgeschüsselten BBS RM Felgen steht der Manta wieder wie eine 1 auf der Straße

Im Innenraum setzt Biene auf sauber verarbeitete Originalität. Lieber das Opel Sport Lenkrad als irgendein Volant eines Anbieter. So finden sich im Manta ebenso die Recaro-Sitze, als auch das Opel Radio wieder. Von einem Sattler aufbereitet und beledert, rundet die unverbastelte Innenausstattung das Gesamtbild des Mantas ab. Kleine Detailarbeiten im Kofferraum sollen noch folgen, die ausschließlich der Schönheit dienen werden. Genau zehn Manta B sollen bei Gräf modifiziert worden sein. Wie viele „Berliner Pflanzen“ überlebt haben? Laut Recherchen von Biene ist dieser Manta der einzige überlebende. Dank ihr und ihrer Mannschaft hat der „Exote“ den Top-Status erreicht, der ihm als bemerkenswertes Projekt eines nicht mehr existierenden Tuners gebührt.

fotografiert beim Opel Treffen Wohlenberg (ex Boltenhagen) am 1. September 2017

Opel Manta B SR 2.0 S (1979)

Motor:  4-Zylinder-Reihenmotor, auf 2 Liter aufgebohrter Block von Gräf, 2,4 Liter Kurbelwelle und 2,4 Liter Kolben, Kopf vom 2,2 Liter, 45er Weber Doppelvergaser mit offenen Trichtern,  Motoroptik mit Gold und Chrom, Batterie in Kofferraum verlegt, Kabel unsichtbar verlegt, Ölkühler, Tropenkühler,

Auspuff: Fächerkrümmer, Leidinger Gruppe A-Edelstahlabgasanlage (63,5 mm im Durchmesser)

Leistung (max): ca.160 PS

Kraftübertragung:  5-Gang 240er Getrag-Getriebe

Vorderachse:  60 Federn von Jamex / gelbe Koni Dämpfer

Hinterachse:  40 Federn von Jamex  / gelbe Koni Dämpfer,  gesperrte Hinterachse: 40 %

Felgen:  2-teilige BBS RM 012 (umgeschüsselte VW-Felgen im LK 4×100) , 8,5×15 ET 33, 9,5×15 ET 33

Bereifung:  Falken 195/45×15, 195/50×15

Bremsen: Rekord 2,2 Scheiben / große Trommeln

Weitere Extras:  Gräf Manta „Berliner Pflanze“, Lackierung: originaler Opelfarbton mit schwarzen Streifen

Interieur: Recaro Sitze, original Opel Sport Lenkrad, beigefarbende Gurte, Armaturenbrett und Seitenverkleidungen beledert, originales Emblem Gräf-Manta in der Mittelkonsole

ICE: original Opel Radio

Danksagung: Danke an alle, die mich unterstützt haben. Insbesondere an meine Lebensabschnittsgefahr (Freund) 🙂

Recherchen: http://www.mantab.de/www.mantab.de/cms/front_content010b.html?idcat=43

Text & Fotos: Heinz Bauriedel für Opel Flash 5/2018, reloaded für Tuningcars am 7. Juni 2021