Martin Putzer, Berufskraftfahrer im Fernverkehr mit 40 Tonnen im Rücken, bringt die Erfahrung von über 100 Opels mit. Selbst negative Erfahrungen haben die die gute Beziehung zwischen Mensch und Maschine nie ernsthaft belasten können. Obwohl bei diesem Tauschgeschäft nicht alles glatt lief, mag er den mit eigenwilligem Bausatz bestückten Calibra so wie er ist.

Der Martin ist ein echter Opelaner. Mit 17 Jahren begann er erste  Bastelversuche an einem 76iger Manta B. Dennoch musste er sich an seinem ersten Führerschein-Wochenende den VW Bus seines Vaters schnappen, da er trotz TÜV-Stempel an der Zulassungsstelle scheitere. Als dann nach drei Wochen die Zulassung in trockenen Tüchern lag, schoss er einen Golf ab. Der Wolfsburger war hinüber, den Manta brachte er mit grobem Werkzeug zurück auf die Straße. Und heute? Nach 25 Jahren Fahrpraxis mit über 100 verschiedensten Opels hat das Zählen seiner Fahrzeuge eingestellt. In der Bayerischen Opel- Szene kennt man ihn hauptsächlich wegen seines Omega EVO 500. Als  Vater von vier Töchtern bekennt er sich zur Aufgabe, seine Weiblichkeiten sanft an die Marke Opel heranzuführen. Selbstverständlich fährt seine erwachsene Tochter Alexandra ebenfalls Opel, einen Astra G. Tochter Sabrina begleitet ihren Vater unheimlich gerne zu Opeltreffen, weil der Calibra so ein cooooles Auto ist.

fotografiert am 24. Mai 2015 beim Opel Treffen in Pegnitz

Der vor diesem Calibra  besessene Catano Breitbau erweckte bei Martin fahrtechnisch volle Begeisterung. Die mächtigen Breitreifen stießen jedoch ungewöhnlich schnell ihr Profil ab, worüber sich eigentlich nur der Reifenhändler freuen konnte. Die Suche nach einem Tauschgeschäft spülte ihn sprichwörtlich einen Ostfriesen auf den Hof. Der Martin suchte einen nicht mehr ganz so breiten Calibra zum Herrichten und bot als Gegengeschäft seinen Opel Sintra an. Persönlich brachte der Ostfriese das mit Winterreifen bestückte Coupé inklusive einem Kofferraum voller Ersatzteile bei ihm vorbei. Leider konnten die zugehörenden 17 Zoll Brock B1 keinen Platz mehr finden, was eigentlich hätte längst per Post nachgeholt werden sollen.

Zum Zeitpunkt des Fototermins dürfen deshalb ehemals auf einem Corrado montierte 9×16 Zoll Kerscher Carmonara die Radkästen des Coupés beglücken. Wahrscheinlich war der Corrado in „azzurro nuvola“ lackiert, was die in der ehemaligen Wagenfarbe lackierte Oberfläche der Felgen spiegelt. „Calibra zum Herrichten“ bedeutet in Martins Fall, dass an jeder Ecke Bedarf an handwerklichem Geschick vonnöten war. Vor allem die von verschiedenen Herstellern montierten Spoiler, Flügel und Schweller zeigten die üblichen Macken wie Risse, Absplitterungen und Spaltmasse. Schnell stellte sich heraus, dass der Calibra als Fahrzeug für dB-Messung im Einsatz stand. Seitenwände und weitere Hohlräume sind heute noch mit Teer ausgegossen, was auch von außen her kommende Geräusche abhält. Selbst den Dachhimmel verstärkte der dB-Freak. was die bekannte Calibra-Krankheit des durchhängenden Himmel verhindert.

Längst vorbei sind die ruhm- und glorreichen Gründerzeiten von “the fast & the furious”, in denen extreme Umbauten an der Tagesordnung waren. Und du denkst, zerklüftete Frontschürzen sind doch total aus der Mode? Dann schau dir doch mal den neuen Toyota Avensis oder gar den Wasserstoffler Toyota Mirai an. Dagegen sind die einst von NTC angebotenen Frontschürzen Waisenknaben. Nach den Ausbesserungsarbeiten baute Martin das komplette Brimborium wieder an, nachdem dieses zusammen mit weiteren Karosseriearbeiten einen ziemlich hohen Zeitaufwand verursacht hatten. Der Teilrestauration schloss sich die Frage nach der zukünftigen Farbgebung des im effektvollen Orange lackierten Calibras an, was laut Vorbesitzer der berühmte Lamborghini-Lack gewesen sein soll. Immerhin fand Martins Lackierer die richtige Mischung, um ausgebesserte Stellen in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Dem nicht genug beabsichtigte Martin seine eigene Note mit einzubringen. Allerdings nicht in Lack, sondern schwarze 4d  Carbon-, sowie matt-silberne Folie darf nun das Blech beglücken, was ohne Zweifel den Show & Shine Effekt des Calibra verstärkt. 

„Letzten Herbst ist der Zahnriemen beim Semmel holen stehen geblieben und bis Mittag war ich wieder daheim“. Martin sieht den totalen Motorausfall heute mit Humor. „Wahrscheinlich wurde beim Zahnriemenwechsel das untere Rad nicht korrekt festgezogen“ vermutete er, da der Riemen nicht gerissen,  sondern nur übergesprungen war. Den Tauschmotor holte Martin bei „Hübi“, dessen Teilelager dem der Ludolfs gleicht.

Einzige tatsächlich als Neuware gekauften Teile sind die bei DTS erworbenen Sitze mit tiefer Sitzfläche. „Wenn man etwas fülliger ist, muss man tiefer sitzen“ beschreibt Martin seine Philosophie. Ansonsten stammt  weiteres Zubehör  aus Schlachtfahrzeugen oder von Kumpels. Die Schroth-Gurte beispielsweise zurrte er einst im Omega Evo fest. Das „Dino Raid“ spendierte ein irgendein Schlachtfahrzeug und so gesellte sich ein Teil zum anderen. Allzu oft ist er im Calibra eh nicht unterwegs, da wie vermutet werden kann, er mehrere Blitze im Fuhrpark stehen hat. Nach wie vor dient der Omega EVO als Zugfahrzeug und ansonsten kann er auf den Zafira OPC seiner Frau zurückgreifen.

Opel Calibra

Motor:  2.0l 16V DOHC (C20XE)

Auspuff:  Supersport Halbanlage mit links/rechts Doppelendrohren

Leistung (max): 150 PS

Kraftübertragung:  5-Gang

Fahrwerk (va/ha):  Koni-Dämpfer, Tevema Twente Federn, ca. 30mm Tiefelegung

Felgen (Herst./Größe): Kerscher Carmonara silber poliert, Stern blau lackiert/ 9×16 ET 15

Bereifung (Herst./Größe):  Dunlop / 215/40ZR16

Bremsen(vo/hi): Scheiben/Scheiben

Weitere Extras:  NTC Frontschürze Xtreme Design, Rieger Infinity Seitenschweller, NTC  Heckschürze, MS Design Heckflügel, Motorhaubenverlängerung in Blech, modifizierter Audi/Lambo-Lack mit grauer Folierung

Interieur: Raid Dino Lenkrad, DTS-Sportsitze, Schroth Gurte, Zusatzinstrumente in A-Säule

ICE: AEG DVD Radio, Audio System-Lautsprecher, Basskiste mit 2×300 Watt Rodek Subwoofer, Endstufe 4 Kanal 1360 Watt Magnat, Auto komplett mit Teerplatten ausgelegt (Türen und Seitenteile doppelte Schicht)

Danksagung: An meine Frau und Kinder die mich nicht viel sehen wegen meines Zeitaufwendigen Hobbys und das sie mir dies ermöglichen

Text & Fotos: Heinz Bauriedel für Opel Flash 1/2016, reloaded für Tuningcars am 30. Mai 2021