Ein 92er Escort, seltener als Regen in der Wüste. Wo liegt die Grenze des Erlaubten auf der nach oben offenen Tuningscala? Sandy Egler, ihr Schwager Manuel und Kumpel Carlos haben das Mögliche ausgelotet. Der Escort RS 2000 beginnt mit Peugeot und endet mit BMW.
Sandy Egler dient bei der Bundeswehr. Als Zahnärztin schaut sie den Soldaten in den Mund und repariert die Schäden, die Karies und Parodontose angerichtet haben. Bereits während des Studiums hat sie die Vision eines Totalumbaus, da sich ihr RS 2000 nicht deutlich von anderen Autos in der Scene unterscheidet. Erst der regelmäßig auf ihr Konto fließende Sold ermöglicht die Verwandlung von Ideen in die Realität.
Welche Scheinwerfer bieten optimale Basis für einen bitterbösen Blick? Der gefundenen Antwort folgt die nächste Frage: Wie bekommen wir die Scheinwerfer des Peugeot 306 in die Höhlen? Halterungen wurden gebastelt, die Kotflügel eingeschnitten, neue Konturen angeschweißt. Die Leuchtweitenregulierung war ein Thema für sich, weil der elektrische Zusammenschluss von Löwe und Pflaume einiges an Tüftelei erforderte. Die rassigen Franzosenlichter harmonieren hervorragend mit der schwungvoll verlängerten Haube, deren Performance nicht nur im Bereich des Grills in Form gebracht wurde. Verbreitert zeigt sich der Powerbuckel, eingeschnitten wurde der Lufteinlass.
Die Frontschürze besteht aus dem oberen Teil der Serien-Stoßstange und der gekappten Rieger Frontschürze für den BMW E46 Diesel, erkennbar an den Luftlöchern. Die Breite des Escorts am Vorderbau entspricht annähernd der des E46, deshalb galt die Konzentration dem Glätten der Sicken. Auch an den Hinterbacken wurde der Breite nachgeholfen. Die an den Radkästen und an der B-Säule aufgetrennte Blechhaut stellte „Blechmann“ Manuel nach außen und verschweißte das ganze zu einer kompakt wirkenden Einheit, der alle Sicken zum Opfer fielen. Beide Radläufe wurden zudem von um 10 cm nach außen gestellten Schwellern verbunden.
Die Meinungen über das Cleanen von Türgriffen ist zwiespältig. Der Escort trägt dem Rechnung, zeigt sich nur auf der Beifahrerseite glatt wie Aal. Wie man sich auf der sicheren Seite des Gesetzes befindet und trotzdem eine individuelle Türöffnung besitzt, darf man auf der Fahrerseite ablesen. Mazda MX 5 Griff ohne Schloss, keine Frage, dieser Griff könnte viele Nachahmer finden. Sogar die Standardspiegel im M3 Look sind einen Hinweis wert, weil deren Adaption mit der A-Säule verschmolzen wurde.
Das eingedeutschte Wörtchen „Cleaning“ wird unter anderem in Verbindung mit einer bereinigten Heckklappe genannt. Ein Dach wird hierbei seltener in Betracht gezogen. Dach-Cleaning bedeutet, dass einst ein Schiebedach Licht im Innenraum verbreitete und die Öffnung zugeblecht wurde. Und es bedeutet auch, dass man die Dachsicken glatt bügelte. Man wird sich bei Fibersports fragen, ob diese Schürze wirklich aus eigenem Hause stammt. Zugunsten eines mit Gitter hinterlegten Ovals kappte Carlos alle Stege und versteifte die Rundung. Die Lösung für die Auspuffendrohre ist Spitzenklasse. Eingearbeitet in die Ausläufer schauen abgerundete Anschweißrohre frech aus den Höhlen hervor. Selbst der Lumma Heckflügel des Opel Tigra kam nicht ohne Modifikationen davon. Höher gesetzt wurden die polierten Füße aus Edelstahl. Weil der Tigra zu schmal ist, wurde über die Flucht des Kofferraumspalts mit GFK hinausgebaut. Der RS 2000 endet mit BMW. Die an den Seiten gekürzten 5er Rückleuchten der neuen E60 Limousine zählen zu den Härtegraden des Umbaus. Von den über 350 Stunden dauernden Schweißarbeiten beanspruchte die Eingliederung der 5er Leuchten einen enormen Zeit-Anteil für sich.
Die Technik des Triebwerks entspricht im Großen und Ganzen dem eines 92er Escort RS 2000. Nicht die Optik. Wagenfarbe und polierte Teile haben viele, versteckte Kabel nur sehr wenige. Motorraum-Cleaning bedeutet Heidenarbeit, da Anbauteile versteckt werden. Doch vor allem müssen die Kabel verlängert werden, um sie unsichtbar unter Träger und Wände verschwinden zu lassen. Der Blick auf den Fächerkrümmer beweist, dass die lackierten Rohre erst sehr wenig Kilometer hinter sich gebracht haben.
Auch das Interieur liegt jenseits von Escort. Umbau zum 2-Sitzer, Wiechers-Käfig, König-Sportsitze und ein kleines 30er können viele Autos aufweisen, hier wurde das komplette Programm gefahren. Graues Kunstleder wohin das Auto blickt, auch am Armaturenträger. Wir sitzen in einem Escort MK V des Baujahrs 1992 und blicken auf ein Cockpit, das eigentlich nicht in dieses Auto gehört. Es stammt vom letzten Escort MK VII, dessen Einbau sich laut Aussage von Carlos relativ einfach bewerkstelligen ließ. Und weil dem so ist, wurde die gesparte Zeit für eine Umrüstung an allen Ecken und Enden verwendet. Manuel legte das Clarion Radio auseinander und setzte die Anordnung neu zusammen. Handbremshebel und Schalthebel sind kürzer als die eines Werk-Escorts. Der Tankstutzen sitzt in der B-Säule. Analoge Daten werden vor Plasmascheiben angezeigt. Alle Blenden erstrahlen in Wagenfarbe.. Desert Rain eben, ein derartiger Escort ist seltener als Regen in der Wüste.
Ford Escort RS 2000, Baujahr 1992
MOTOR: Reihenvierzylinder DOHC 16V 1988 ccm, K&N Filter, OMP Sportlüfter, Motoroptik, Motorraum gecleant,
AUSPUFF: Serienanlage Mazda MX5 Endschalldämpfer polierter Edelstahl, beidseitig verlegte und an Stoßstange angepasste Endrohre, angeschweißter Rundstahl als Bördelkante
GETRIEBE: 5-Gang (Serie)
FAHRWERK: KW Gewindefahrwerk (ohne Vorspannfeder)
BREMSEN: Scheiben (RS2000 Serie)
RÄDER: CarLine CM7 mit Dunlop SP 9000, VA in 9×17 Zoll ET11 mit 215/40, HA: 10×17 Zoll ET -1 mit 245/35
KAROSSERIE: Karosserie komplett clean inklusive Dachsicken, modifizierte Rieger BMW E46 Diesel-Frontschürze, Scheinwerfer Peugeot 306, Lüftungsschlitz in Kotflügel (B-Säulenentlüftung Escort IV), verbreiterter RS 2000 Buckel auf Haube, Lufteinlass Eigenbau, ausgestellte Fibersports Seitenschweller, Mazda MX 5 Türgriff ohne Schloss, Tank in B-Säule (Fahrerseite) modifizierte FK Rückspiegel, Seitenteile ausgestellt, modifizierte Fibersports Heckschürze (ohne Stege und Sicken), modifizierte Nummernschildaussparung Mondeo, gekürzte BMW E60 (neuer 5er) Heckleuchten, verbreiterter Tigra Heckflügel (Lumma) auf verlängerten Edelstahlfüßen, Schiebedach entfernt, Lackierung: Desert Rain (Krause Tuning)
INTERIEUR: Umbau zum 2-Sitzer, 30cm Raid Lenkrad, König Halbschalen mit Schrothgurten Silver-Edition, Blenden in Wagenfarbe, Wiechers Käfig, Türschalen an Käfig angepasst, Cockpit Escort VII, Plasmascheiben, GFK Seitenwände, Kunstleder bezogen, Schalt- und Handbremshebel gekürzt, Mittelkonsole und Radio umgebaut
Car Hifi: Clarion Touch Panel Radio, Emphaser Neo 15“ Subwoofer, 2 Endstufen Emphaser, Lautsprechersystem Emphaser, Powercap