Melanie und Markus Kobelt sind keine Unbekannten in der Audi Szene. Ihr bisher bekanntestes Objekt, ein vollständig restaurierter  Audi 80 B1, stellten wir in Audi Scene 2/2016 vor. Doch der Traum vom absoluten Traum-Audi war stets präsent. Zu Ostern 2018 konnte er in die Realität umgesetzt werden. Doch der Weg zum R8 war so einfach nicht.

fotografiert direkt vor dem Schrauber Eldorado in Rehau-Ost

R8 sehen und kaufen? Ganz so einfach machten es sich die Kobelts nicht. Das Ersparte sollte ohne Kompromisse in ein 100%iges Exemplar eingetauscht werden und dafür fuhren sie Tausende von Kilometern kreuz und quer durch die Nation. Ein Händler unten in Neuburg/Donau wollte kein Bares sehen, sondern den Kauf ausschließlich über Finanzierung abwickeln. In Regensburg erwartete sie ein notdürftig reparierter Unfallwagen. Verzogene Karossen, versaute Innenräume, geflicktes Alu, verbastelte Tuning-Exemplare, eigentlich war alles Dekbare unter den insgesamt 16 Kandidaten. Der Volltreffer erwartete die Franken in Dortmund. Ein Händler für exklusive Fahrzeuge bot diesen R8 in Samoa Orange an. Doch bevor sich die Kobelts auf die Reise machten, klärte Markus einige Details wie R8-GT-Felgen und neue Bereifung über Email ab.

Es lief alles seriös ab. Kleinigkeiten wie dezent öliger Stoßdämpfer, ein kleiner Kratzer und frischer TÜV wurden über den Preis geregelt. „Ich durfte sogar den Fehlerspeicher auslesen“ erinnert sich Markus. Doch der Audi hatte Glanzpaket schwarz und graue Nummernschildverstärker. „So kann ich nicht nach Hause fahren, da bekomme ich Augenkrebs“. Er packte seine mitgebrachten Verstärker in passendem Glanz-Schwarz aus und ließ einen staunenden Verkäufer hinter sich.

Die Erstvorstellung des Mittelmotor-Sportwagens von Audi datiert zurück ins Jahr 2006, basierend auf dem Prototyp R8 LeMans. Von der bis Ende 2014 produzierten Generation 1 Typ 42 rollten 26037 Exemplare vom Band. Kernmotor ist der V8-FSI-Motor mit Direkteinspritzung und  4,2 Litern Hubraum mit einer Leistung von 420 PS bei 7800 min. Dieser R8 besitzt ein  manuell geschaltetes Sechsganggetriebe, dessen Fahrstufen in einer klassischen Schaltkulisse definiert werden. Modellpflegen hin, Modellpflegen her. Der  hier gezeigte Typ 42 Facelift mit 430 PS macht verdammt viel Spaß und läßt neumodische Optionen nicht vermissen.

„Nein, an diesem Audi wird nicht geschraubt und nicht gebastelt“, versprach er seiner Melanie. Doch Audis „magntic ride“-Technologie mit adaptiver Dämpfung war nicht Markus´ Ding. Wenige Wochen später bestückte er den R8 mit einem Gewindefahrwerk von KW der Variante 3, was er als komfortabler und natürlich auch sportlicher empfindet. Breitere Einstiege, fand er im Programm des Audi R8 plus, der 610 PS starken V10 5,2 FSI Version. Was gibt es an einem nahezu perfektem Auto herumzubasteln, ohne es zu verschandeln? Nichts! Man könnte jedoch das gleiche Auto in 1:18 im Kofferraum platzieren? Ausgehend von einem auf dem Spielwarenmarkt angebotenen R8 spiegelte Markus den Audi in 1:18, der im Kofferraum seinen Platz eingenommen hat. Selbst im Innenraum wird die Luft dünn für individuelle Veredlung. Dachhimmel in Alcantara und ein zweiter Nichtraucher-Aschenbecher, warum auch immer, sind einzige Cerealien, die den ausgewogenen Geschmack in Audi verfeinern. Wie es weitergeht mit diesem Audi? Vielleicht andere Felgen, notwendig wären die aber nicht.

Audi R8 Typ 42 FSI Quattro , Baujahr: 2013

Motor: V8 Dohc, 4163 ccm, Leistung (max): 430 PS

Kraftübertragung: manuelles 6-Gang-Getriebe

Auspuff: Serie mit zusätzlicher Klappensteuerung

Fahrwerk: KW-Gewindefahrwerk Variante 3

Bremsen:  Keramik Scheiben

Felgen (Herst./Größe): R8 GT-Felgen, 8,5×19, 11×19

Reifen (Herst./Größe): Falken/ 235/30R19, 305/30R19

Karosserie: Schweller R8 V10 plus, Side Blade in Carbon,  Lackierung: Samoa orange

Interieur: Alcantra-Dachhimmel mit Rauten-Steppung, zweiter „Nichtraucher-Aschenbecher“; Identisches Modellauto im Kofferraum

HiFi: Bang Olufsen, Navi Plus

Text & Fotos: Michael Kolb für Audi Scene 3/2019, reloaded für Tuningcars am 20. Mai 2021