In Erinnerung an den Pioneer August Horch und dessen Gründung der Firma Audi nennt Rainer W. seinen Rennwagen „Horch“. Der für Bergrennen und Slalom vorbereitete Audi „Horch“ 50 besticht durch außergewöhnliche Motortechnik wie Einspritzanlage und Zylinderkopf einer Honda Fireblade 1000. Man kann ja mal den Freunden des Show & Shine zeigen, wie der Berg ruft.
Nein, er hat sich nicht verflogen und anstatt Bergrennen den Weg zum VW-Audi Treffen Bamberg eingeschlagen. Dabei ist das Wort „Horch“ nicht nur akustisch gemeint, sondern sogar historisch korrekt. Nachdem August Horch in seiner eigenen Firma keinen Einfluss mehr hatte und einen Rechtsstreit verlor, brachte ihn der lateinisch bewanderte Neffe seines Kollegen auf die Idee, den Imperativ Horch ganz einfach ins Latein zu übersetzen. Der an Motorsport interessierte CNC Dreher Rainer bestritt den umgekehrten Weg.
Die Frage nach einem geeigneten Fahrzeug der 1300er Klasse beantwortete ein 1976er Audi LS, der bis zum Jahr 2011 Serienzustand und den 60 PS starken 1272 ccm Motor aufweisen konnte. Zunächst galt es die sehr gut erhaltene Karosserie zu erleichtern und gleichzeitig an den tragenden Säulen zu verstärken. Alle Anbauteile aus Blech ersetzte Rainer durch Gleichteile aus Gfk, sowie alle Gläser mit denen aus Makrolon außer der Frontscheibe. Das Abspecken machte den Horch zum Ultraleichtgewicht. Bei 673 kg verharrte der Zeiger, im Rennbetrieb jedoch dürfen nicht weniger als 730 kg die Startlinie überqueren. Dann ist Schluss mit lustig und es wird es laut. Unter NSU-Fans heißt es „man hört was fährt“ und bei diesem Audi 50 „man horcht was fährt“. Der Krawall der Eigenbauanlage aus Edelstahl lässt keinen Zweifel daran, dass unter der Motorhaube eine Wettbewerbsmaschine arbeitet. Und die baut man nicht so nebenbei. Rainer klopfte bei Franz Weißdorn an, einem seit 1980 aktiven Spezialisten für Bergrennen und dazugehörender Technik. Das von Weißdorn Racing konfigurierte Triebwerk baut auf der Basis des 1272 ccm Motors, wobei alle Innereien wie Kurbelwelle, Kolben und Pleuel aus rennfähigen Materialien bestehen. Der Clou des Ensembles sind Einspritzanlage und Zylinderkopf der Honda Fireblade 1000, wie es Weißdorn nach jahrelanger Entwicklung anbietet. Dennoch steckt eine Menge von Rainers Eigenbauarbeit im Motor. Klar, dass ein CNCler seine Ansaugtrichter selbst dreht, sowie Halterungen, Airbox und eine Menge weiterer Details in der hauseigenen Werkstatt herstellt. Die von Zahnriemen auf Steuerkette umgebaute Maschine, sowie Ansaugtrichter und Auspuffanlage sind nicht auf Spitzenleistung, sondern auf sattes Drehmoment ausgelegt. Das Motorsteuergerät MBE 9A8 ermöglicht individuelle Einstellung für alle Bereiche, sei es Slalom, Berg oder gar Rundstrecke. Im optimalen Fall knallt das Leichtgewicht 205 PS bei 8500 Touren auf die selbst gebauten Antriebswellen. Ein Seriengetriebe würde nach wenigen Metern die weiße Flagge hissen. Für die Transmission zeichnet sich die Firma Scheppach Rennsportgetriebe verantwortlich, die eine Übersetzung mit langem ersten Gang und kurzen, knackigen Übergängen „auf Berg“ abstimmten. Sogar Schalten ohne Kupplung wäre möglich, ohne den üblichen Gruß vom Getriebe zu erhalten.
Selbstverständlich erfordert schnelle Kurvenfahrt ein dementsprechendes Fahrwerk. Das von Weißdorn modifizierte KW-Gewindefahrwerk lässt sich in Zug- und Druckstufe verstellen. Rainer verbreiterte die Vorderachse, baute Domlager und die verstellbaren Sturzschlitten. Vorne breiter als hinten gilt auch für die BBS-Magnesiumfelgen, deshalb ist die breitere Angabe von 8,5×13 an der Vorderachse im Vergleich zur 8×13 Hinterachse kein Druckfehler.
Nichts ist geblieben von einem Interieur, das einen Tick mehr Ambiente bot als das im brüderlichen Polo. Eine kleine Hürde in Form des verzweigten Käfig-Gestänges muss überwunden werden, bevor man sich in Sandler-Schalensitze fallen lassen kann. Die auf dem Alublech montierte Uhrenparade verkündet das allerwichtigste an Information. Keine Rolle spielt der Tachometer, weshalb er als unnützes Utensil weggelassen wurde. Der Drehzahlmesser findet bei 11.500 seinen optischen Höhepunkt. Die Fireblade lässt grüßen. Selbstverständlich wurde der CEA Shifter für kürzere und präzise Schaltwege modifiziert. An Stelle des Beifahrersitzes befindet sich die Box, von der aus Funktionen wie Anlassen, Notaus und Licht etc. gesteuert werden.
Wann sehen wir Rainer und seinen Horch am Berg? In Gemeinschaft nie. Er will es etwas ruhiger angehen und horcht nun lieber den Einzylinder seines Lanz Bulldog zu. Der neue Besitzer ist ein ehemaliger Slalomfahrer, der mit dem Horch so schnell wie möglich im KW-Berg Cup nach oben möchte. Wünschen wir dem Rainer ein gemütliches „Kult Kult Kult“ und dem neuen Besitzer ein siegreiches „Berg Heil“.
Audi 50 LS (Typ 86), Baujahr 1976
Motor: 1,3 Liter (Gruppe H), Weißdorn Racing, Zylinderkopf und Injektion Honda Fireblade 1000, Eigenbau Airbox, Stahlkurbelwelle, Stahl-H-Pleuel, Stahl-Schmiedekolben, von Zahnriemen auf Steuerkette umgebaut. 4 Einspritzdüsen im Drosselklappengehäuse, 4 über dem Ansaugtrichter, Trockensumpf-Ölpumpe, Eigenbautank, Öl-Catchtank, Motorsteuergerät MBE 9A8,
Leistung (max): 205 PS bei 8500 umin
Kraftübertragung: 5-Gang Scheppach Motorsportgetriebe, langer erster Gang, gradverzahnt mit geänderten Dogring-Gangräder, fünfter Gang sperrbar, CAE-Shifter, 184er Sintermetallkupplung, Alukorb mit stärkeren Druckfedern, erleichtertes Schwungrad
Auspuff: Eigenbau Edelstahl-Anlage mit Stahlrennkat, seitlicher Auslass
Fahrwerk, Weißdorn Motorsportfahrwerk, verstellbarer Sturzschlitten, Schraubdämpfer mit modifizierten Anlenkpunkten und Querlenker-Positionen, Eigenbau Dreiecksquerrohrlenker mit Uniball-Lagern, breitere Vorderachse, Eigenbau Antriebswellen
Bremsen: gelochte und geschlitzte Bremsscheiben, Stahlflexleitungen, Bremsleitungen im Innenraum, Bremsbalanceregler, Hydraulische Handbremse
Felgen (Herst./Größe): 3-teilige BBS Magnesiumfelgen 8,5×13, 8×13
Reifen (Herst./Größe): superweiche AVON Slicks va, 8,5/19,5×13, ha: 8,0/19,5×13, Hoosier Regenreifen 8,0/20×13
Karosserie: erleichtert und verstärkt, GFK (Motorhaube, Türen, Heckklappe, Kotflügel, Verbreiterungen), Eigenbau Heckdiffusor, Heck- und Seitenscheiben aus Makrolon
Interieur: Sandler Schalensitze, geschüsseltes 36er Momo Lenkrad, Eigenbau Sicherheitszelle, elektrische Lenkung mit Uniball-Spurstangen
Danksagungen: Georg Scheppach, Franz Weißdorn