Eine vor über zehn Jahren in der Opel Flash veröffentlichte „Kleinanzeige“ ist zurück auf der Straße: Der  76er Commodore B wurde restauriert und mit vielen Teilen aus dem Omega A Regal bestückt. Für Peter „Hoschy“ Jungbauer gehören acht Jahre Herausforderung der Vergangenheit an.

Hoschy legt Wert auf Beständigkeit. Mit einer Blitz-Restauration auf die Schnelle will der Lackierer nichts zu tun haben. Die Fertigstellung eines Autos darf ruhig acht Jahre dauern, Hauptsache ist das Ergebnis stimmt. Bereits mit 17 Jahren richtete er einen C Coupé Unfallwagen her, den er wieder verkaufen musste, um damit seinen Führerschein zu finanzieren. Nach verschiedenen Mantas und Rekords fiel ihm ein Inserat in der November Ausgabe 1994 ins Auge. Commodore Breitbau mit Chromfelgen zu verkaufen. Der Preis passte. Der Weg führte in den Nordosten, von wo aus der fahrbare und gar nicht mal so schlecht aussehende Commo den Weg in den Süden antrat. Die Bestimmung des Coupés hatte Hoschy längst definiert: Hochzeitsauto! Die paar kleinen Stellen sollten ausgebessert und der gelb-grüne Anstrich umlackiert werden. Doch mit jedem abmontierten Teil sanken die Chancen des Commos auf seinen Einsatz als Hochzeitsauto. Das Schicksal nahm seinen Lauf. Es folgte eine Totaldemontage in einer angemieteten Scheune und die üblichen Drecksarbeiten wie Unterboden abkratzen, Sandstrahlen, Teile anpassen, Schweißen, noch mal Sandstrahlen und Spritzverzinken. Dass die Rohkarosse in einer Firma vom Gabelstapler beschädigt wurde, zählte zu den Ärgernissen der ersten Phase.

Es ist nicht nur eine Frage des Könnens, sondern hauptsächlich eine Frage der Zeit. Die acht Jahre dauernde Restauration begründet Hoschy damit, dass er alle Arbeiten soweit wie möglich selbst durchführen und keinesfalls einer Werkstatt überlassen wollte. Dabei stand ihm sein Schwager namens Allmi zur Seite, mit dessen Hilfe die Technik vom Omega in den Commo wanderte. So nach und nach wuchs aus einem rohen Stück Blech ein Commodore im XL Format.

Hoschy ist kein allzu großer Freund von Stoßstangen. Das Gesicht des Commos wirkt ähnlich aggressiv wie das eines Musclecars. Der Rennlook der Siebziger wird vom schwarz vergitterten Grill unterstrichen und der Powerbuckel der baugleichen Rekord D Diesel Haube verspricht viel Wumms unter der Haube. Bei einem Treffen entdeckte er einen Rekord mit Entlüftungslöchern in der Haube, was zur Nachahmung anregte. Durch den Wegfall der hinteren Stoßstange bleibt der Blick frei auf den grün lackierten Tank am Unterboden und die mit Zinn modellierten Konturen der Verbreiterungen. Alle Übergänge zum einst mit dicker Spachtelschicht bedeckten Breitbau wurden allesamt verzinnt und am dünnen Falz der Kotflügel mit Blech verstärkt. Anstatt den breiteren Leuchten eines Commodore B setzte Hoschy die Blende des Rekord mit den schmaleren Rückleuchten ein. Warum? Weil’s erstens schlicht wirkt und zweitens Platz für ein Airbrush aus eigener Pistole schafft. Ein Lackierer muss sich eben verwirklichen können. Die Mischung auf Basis von Sikkens Lack mit Perleffekt taucht das Blech in ein kräftiges Blau, das bei starkem Sonneneinfall mit glitzernden Pigmenten um sich wirft. Ein Airbrush Motiv entlieh er sich bei seinem Vorbild Luis Royo, einem in der Szene bekannten Spanischen Künstler.

Beim Kaufentschluss spielten die US Chromfelgen in 8×15 und 10×15 Zoll eine gewichtige Rolle. Doch neben der Super Optik besitzen die Räder einen Nachteil. Sie sind vom Auflageprofil her wegen des fehlenden Humps (Wulst in der Felgenschulter) auf der Außenseite für rasante Kurvenfahrten nicht geeignet. Die Zentralverschlussoptik wurde im US Shop beschafft, leider wird die Verschraubung davon nicht abgedeckt.

Auch das Interieur spricht Hoschys Sprache, und sollte mit dem Unterboden farblich zusammenpassen. Dank Bruhy war die Farbauswahl groß und die Entscheidung fiel auf  neongrün. „Als Lackierer ist man halt manchmal komisch drauf“ rechtfertigt er den Tick zu grellen Farben. Er kaufte schwarzes und das grüne Leder in Meterware und überzog sämtliche Teile selbst, nachdem er sie abgeändert oder neu gefertigt hatte. Das 32cm Raid Lenkrad wurde in eBay mit einer VW Corrado Nabe ersteigert. Die anschließende Versteigerung der Nabe brachte mehr Geld ein, als sie mit dem Lenkrad kostete.

Das Commodore Cockpit war zu „normal“. Der zum Schlachten bereit stehende Omega A wurde komplett zerlegt und das Cockpit probehalber angepasst. Ohne die Lüftungselemente hätte der Träger mit geringem Aufwand reingepasst. Doch die Lüftung wollte Hoschy behalten, also gab es nur eine Lösung: Kürzen des Handschuhfachs um 7cm. Wegschaffen zum Vernähen wollte er das Cockpit nicht. Nach dem dritten Nähversuch warf er Nadel und Faden in die Ecke, und lies es gut sein. Der Bordcomputer des Omega A leitet über zu dem, was unter der Haube steckt.

Der 3.0 Liter Sechszylinder eines Omega 3000 24V  wurde mitsamt dem  Kabelbaum und seinen Nebenaggregate transferiert, natürlich nicht ohne vorher Hoschys Lackierpistolen gesehen zu haben. Achsen, Bremsen und Fahrwerk sind original Commodore, wobei sogar die im Lauf der Zeit sich gesetzten Serienfedern zum Einsatz kommen. Weidner Federn hatte der TÜV nicht genehmigt, da das Auto zu tief gekommen wäre. Die ausgenudelten Seriendämpfer ersetzte Hoschy durch eine Spax-Bilstein Kombination.

Die Car HiFi Anlage im Kofferraum dient mitunter der optischen Darstellung, die sich farblich am Leder und Unterboden orientiert. In der Werkstatt lag noch ein Anzünder mit Aschenbecher herum. Wohin damit? In der hinteren Bordwand war noch Platz. Man sieht, dass der Spaß vor einer Restauration nach den Regeln für ein H-Kennzeichen rangierte. Die Abnahme des §21c für das 07er Wechselkennzeichen ging glatt über die Bühne. The challenge of life is on the road again.

Opel Commodore B Coupé (1976)

Motor: 3,0 Liter 24V (Omega A), E-Lüfter, Ölkühler, offener Luftfilter

Auspuff: gekürztes Omega-Hosenrohr, modifizierte Weidner-Doppelrohr-Anlage

Leistung: 150 KW/6000 U/min

Kraftübertragung: 5-Gang-Getrag, gekürzte Kardanwelle mit Hardyscheibe

Vorderachse: Einzelradaufhängung mit ungleichen Querlenkern, Stabi, neu gelagert und lackiert

Hinterachse: Starrachse mit Doppel-Längslenkern, verstellbarer Panhardstab, neu gelagert und lackiert

Federung(vo/hi): „gealterte“ Serienfedern

Dämpfung(vo/hi): härteverstellbare Spax/Bilstein

Felgen: US Chromfelgen mit Spinners Nabenkappen für Zentralverschlussoptik in 8×15 Zoll ET-20 (VA), 10×15 Zoll ET-40 mit 25 mm Distanzscheiben (HA)

Bereifung (Herst./Größe): Kleber 205/50ZR15 / Yokohama 285/40ZR15 (Nachfertigung)

Bremsen(vo/hi): innen belüftete Scheiben/Scheiben

Weitere Extras: verzinkte Karosse, Motorhaube Rekord D Diesel mit Entlüftungslöcher, eigene Mehrschicht-Lackierung (Sikkens) mit Airbrush, Unterboden lackiert, erhöhtes zulässiges Gesamtgewicht, SSD, Colorverglasung, Blechverbreiterungen, Omega Tankklappe, Frontgummilippe, keine Stoßstangen, Engelmann-Spiegel

Interieur: Cockpit, Mittelkonsole, Lenksäule, Pedale, Kopfstützen und Sonnenblenden vom Omega. König Ledersitze mit Schroth H-Gurte, 32cm Raid Lenkrad, elektrische Fensterheber, Kofferraum und Tankdeckelentrieglung, Eigenbau-Himmel, Teppich, Doorboards,

Musik: Alpine Radio und Wechsler in Verbindung mit digital Processor PXA-H600 für Laufzeitverzögerung.. Frontsystem: Audison LR 605 XR (unter Beifahrersitz) für zwei 16er Phonocar Kickbässe sowie ein Focal 13er 2-Wege-System pro Seite. Hecksystem: Audison VR 209 (2 Ohm) für zwei Canton RS 6 3-Wege-Systeme in 2 Soundboards. Subbereich: HiFonics Son of Colosses für Phase Linear Aliante 12“ Limited. Support: 4 Brax E-Caps mit je 1 F, eine Zusatzbatterie. Powerflow: Oelbach mit bis zu 50² Kabelquerschnitt. Entdröhn und Dämmstoffe, Thermometer, Lüfter und Beleuchtungsvarianten. Insgesamt 1200 Watt RMS an 4 Ohm.

Text & Fotos: Heinz Bauriedel für Opel Flash 10/2005, reloaded für Tuningcars am 14. Mai 2021
fotografiert beim Opel Treffen Ellwangen am 16. Mai 2004 …..
…. mit FUJITSU 400er DIA-Film. Die Markierungen auf der Hülle sind von Ansgar Wilkendorf, damaliger Capo der Flash