Jeder denkt bei „Kadett C“ als erstes an die Coupés in den GT/E Versionen. In der Gesamtproduktion von über 1,7 Millionen Einheiten hatten jedoch die Zwölfhunderter die Nase vorne. Daniel Ebner verhalf einem 60 PS-Coupé zu neuen Ehren.
Vom Kadett C mit den 1,2 Liter Motoren verkaufte Opel weltweit fast 1,4 Millionen (1.389.940 Quelle Oswald), wobei 126.845 auf das Coupé entfielen. Opel unterschied in die Normalbenziner (52 PS / ab August 1976 55 PS) und den Modellen mit höher-verdichteten Superbenzin-Motoren, die immerhin 60 Pferde an die Hinterachse leiteten. Der Wunsch nach mehr Leistung hat so manchen Opel Freak veranlasst, um mit einem Griff in den Opel-Baukasten ein stärkeres Triebwerk hervorzuzaubern und es einzubauen. Nicht so Daniel! Weder will der durch Pylonengasse fegen, noch die Bergstrecke auf Zeit zu bezwingen oder den Schub aus gesteigertem Hubraum auf öffentlichen Straßen genießen. In seinem C Coupe lässt es Daniel gemütlich angehen.
Das von einem Clubkollegen vermittelte 1200er Coupé erforderte einiges an Schweißarbeiten am Unterboden und im Bereich der Schweller. Selbstverständlich wurde die Karosse bis auf die letzte Schraube leergefegt, um auch das noch so kleinste Rostnest ausfindig zu machen. Die Ersatzteilbeschaffung beweist den Nachteil einer Modellpflege, denn Kotflügel für Kadett C sind längst nicht immer die passenden Kotflügel für Kadett C. Nach der Modelpflege im Jahr 1977 wanderten die vorderen, unter der Stoßstange sitzenden Blinker an die Außenseite der Scheinwerfer. Beim Zusammenbau bemerkte die Mannschaft aus Bayern in ihrem urtypischen Dialekt: „sakratiezefixhalleluia, dös sännja die Falschen“. Ein Bayer wäre jedoch kein guter Bayer, wenn er sich nicht zu helfen wüsste. Also griff Daniel zur Blechsäge, um den Ausschnitt für die Blinker aus den „alten“ Kotflügeln auszuschneiden.
Ansonsten konnte der Vorbesitzer mit einer gut sortierten Lagerhaltung aufwarten, worauf Daniel im Falle des Falles zugreifen durfte. Allerdings wollte er sich mit der serienmäßigen Hochbeinigkeit und einer Standardgröße von 5×13 Zoll Felgen mit 155 SR13 Asphaltschleifern nicht begnügen. Die optische Performance eines GT/E vermitteln die um 60mm kürzeren KAW Federn, sowie die im wahrsten Sinne des Wortes klassischen ATS Classic in 8×13 Zoll.
Am Motor gab es nichts zu bemängeln. Nach Abheben des Zylinderkopfes suchten Daniels neugierige Blicke nach eventuellen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, doch der alte Haudegen zeigte sich mechanisch in Topform. Irgendwie verständlich, denn der Vorbesitzer war weder Renn-, noch Vielfahrer und schien der nur 68.000 Kilometer gelaufenen Maschine nichts abgefordert zu haben. Die Autobahnfahrten mit dem Vierganggetriebe sind ätzend, weil der Motor bei 150 km/h Tacho fast ausdreht. Immerhin reichte es vor 40 Jahren aus, um einem 50 PS starken Capri I 1300 die Heckleuchten zu zeigen. So wie gekauft, verrichtete die Maschine bis zum Spätherbst 2008 ihren Job, doch der Ruf der Weber verhallte nicht ungehört. Die nach der Fotosession installierte 40er Doppelvergaseranlage mit dBilas Ansaugbrücke bringt in erster Linie Geräusch und zudem einen verbesserten Durchzug. Inwieweit sich die Leistung der Weber-Doppel vom Solex Fallstromvergaser abhebt, wurde noch nicht gemessen.
Am stärksten weicht der Innenraum von seinem Originalzustand ab. Das Coupé wurde als Zweisitzer eingetragen, was nichts anderes bedeutet, dass die Rücksitzbank auf unbestimmte Dauer ihren Stammplatz aufgeben musste. Die Fahrgastzelle riecht ehr nach GT/E als nach Rentner-Limo. Schwarze Sportsitze mit silbernen Schroth-Gurten und ein knackiges Raid erheben den Anspruch auf Motorsport, was sich beim Anblick der Armaturentafel in Wohlgefallen auflöst. Anstelle eines fetten Drehzahlmessers nimmt das simple Kombiinstrument des 1200er mit Tank und Temperaturanzeige den Platz in Anspruch. Nicht vergessen wollen wir die speziell angefertigten Fußmatten und Teppiche im Kofferraum, dessen linke Flanke mit einem Ablagefach aus Mdf bestückt wurde. Das Historische Kennzeichen steht bald an. Ob dafür die schwarzen Heckleuchten geopfert oder die Innenausstattung zurückgerüstet werden muss, steht noch in den Sternen. Wie auch immer Falls von der Zulassungsbehörde gefordert, könnte Daniel innerhalb kürzester Zeit sein Coupé in den Originalzustand zurückverwandeln.
Opel Kadett C Coupé (1979)
Motor: 1,2-8V-Reihenvierzylinder, Solex PDSI Fallstromvergaser, offener Luftfilter, (ab Spätherbst 08 mit 40er Weber und dbilas Ansaugbrücke)
Auspuff: Serie(leergeräumt)
Leistung (max): 60 PS
Kraftübertragung: 4-Gang Schaltgetriebe
Vorderachse: Einzelradaufhängung mit Doppel-Querlenker
Hinterachse: Zentralgelenk-Hinterachse mit zwei Längslenker
Federung (vo/hi): KAW-Federn – 60 mm
Dämpfung (vo/hi): Koni gelb kurz
Felgen (Herst./Größe): ATS Classic / 8×13 ET1
Bereifung (Herst./Größe): Continental / 195/45-13
Bremsen(vo/hi): Scheiben /Trommeln
Weitere Extras: Radlaufkanten umgelegt, dunkle Heckleuchten von Mantzel, Original-Lack nachlackiert,
Interieur: 2-Sitzer eingetragen, Schroth Gurte, 32cm Raid Lenkrad, Sportsitze (DTS), Aluschaltknauf , Fußmatten mit oranger Bördelung