Der Oma gehörte einst der Käfer. Er hatte ein hässliches Orange und eigentlich sollte aus ihm ein Acker-Buggy werden. Maximilian Megerle und sein Cousin Andy bauten „aus Versehen“ eines der spektakulärsten Krabbeltiere der Rust ´n´Roll Szene.
Omas 1302 hatte kaum Rost und musste trotzdem dran glauben. „Weil wir nicht unbedingt aus der Original-Ecke kommen“, entschuldigt sich Maximilian bei den Hardlinern der Originalzuständler. Der zum Herumtoben auf dem Stoppelacker gedachte Käfer wurde von beiden beruflich als Konstruktions- bzw. Industriemechaniker beschäftigten Bastler bearbeitet: auf – Achtung Fränkisch: geschdribbd, gedschobbd, gedrobbd und gedschänneld (stripped, chopped, dropped and channelled). Nach Zerlegen des Fahrzeugs in seine Bestandteile trennte man die Dachholme ziemlich exakt in der Mitte. Um das Dach auf den ca. 8 cm verkürzten Stumpf wieder aufsetzen zu können, musste die Seitenwand nach innen geknickt werden. „Dadurch haben wir uns das Vergrößern der Dachfläche erspart und nur noch die Türen verkürzt“, erklärt Maximilian. Der schmalere Aufbau verursachte ein Verkleinern der Kofferraumhaube, sowie ein Umschweißen des Kofferraums, in dem sich der selbst geschweißte Messingtank befindet. Bei der um einige Zentimeter nach vorne versetzten Heckpartie stand im vorneherein fest. dass der Boxer quasi an der frischen Luft arbeiten durfte. Freilich hat man auf Frischluft in allen Lagen geachtet. Die von Seitenscheiben befreite Karosse krönen Safari Fenster und eine aufklappbare Dachluke, was jede Klimaanlage in den Schatten stellt.
Zu doof sah der gechoppte Käfer aus, da die Seitenwand im Verhältnis niedrigem Dach viel zu hoch erschien. Zwei längs angebrachte Klebebandstreifen markierten die Fläche, die aus Seitenwänden geschnitten wurde. Nach Verschweißen der beiden Käferhälften wirke der Aufbau des Krabbeltiers noch immer zu hoch. Abhilfe schuf ein Trick, der bei US-Car Kennern unter „channeln“ bekannt ist. Der optisch brutale Tiefgang wird durch das Absenken die Karosserie auf dem Rahmen erreicht, was die Bodenfreiheit der Basisplatte nicht beeinflusst. Mit werkseitigem Fahrgestell hätte sich das Fahrzeug nicht mehr bewegt, weil auf dem Asphalt wie festgenagelt.
Nicht zuletzt deswegen ist die „gedropte“ Vorderachse eine Eigenbauarbeit aus „ausgelasertem Stahlblech“ mit angeschweißtem Flachmaterial. Die Achsschenkel wurden aus den Bundbolzenachsen eines alten Käfers gelöst. Am Heck arbeitet quasi die modifizierte Doppelgelenkachse mit Drehstäben, unterstützt von Motorradfedern. Die Coker Weißwandreifen in der Klassiker-Größe L78-15 halten dank Spurplatten 110mm Abstand zum Sattel der Trommelbremsen. Unglaublich wie die 15 Zoll Käfer-Felgen mit der unterschiedlich großen Weißwand-Bereifung Wirkung erzielen. Die von Omis Liebling übernommenen Motor und Getriebe mussten höher gelegt werden und befinden trotz des Eigenbaufahrwerks auf Originalhöhe, da ansonsten die Geometrie der Achsen zu steil stehen würde. Ausgerechnet die Kupplung verursachte ein Bündel an Problemen bis die richtige Druckplatte gefunden werden konnte. Die Umlenkgabel des Getriebes bewirkt den Effekt, dass alle Gänge spiegelverkehrt eingelegt werden. Höher als der 2. Gang ist eh kaum zu empfehlen, weil auf Grund der überdimensionierten Antriebsräder der Käfer bereits im 3ten über 140 km/h Spitze erreicht. „den vierten Gang haben wir noch nie eingelegt“, schmunzelt Andy und verrät hinter vorgehaltener Hand, dass er bei einer Testfahrt 160 km/h erreicht hat, was ein hinterherfahrender Golf bestätigte.
Und diese Fahrt muss mehr als knallhart gewesen sein. Tief unten auf Augenhöhe mit des Nachbarn Dackel zu sitzen wäre ja schon Strafe genug. Die ohne jegliche Auflage aus 1 mm starkem Stahlblech gefertigten Sitzschalen sind garantiert für Weicheier ungeeignet. Ein, sowie Ausstieg erfordern mehr als nur Gelenkigkeit. Zwischen den Sitzen macht sich eine Handbremse aus Messing wichtig, deren Mechanik von einem Anhänger herausoperiert wurde. Natürlich besteht das Interieur nicht aus Leder oder Alcantara, sondern lässt den Blick auf nacktes Blech frei. Man blickt auf ein Cockpit deren rechte Hälfte auf brutalste Weise „gecleant“ und dem Rost ausgesetzt wurde. Die beiden Notsitze im Rahmen des Heckfensters sind übrigens nicht eingetragen und dienten lediglich der kurzen Mitfahrt zweier Kumpels während der Fotosession.
Das Wort „Traubenbildung“ kennen wir von der Sportschau her. Traubenbildung herrscht immer dort, wo Rat Rod Rusty auftaucht. VW Scene Leser wissen mittlerweile von Berichten des Rust´n´Roll Treffens in Pößneck her, dass er sich hier sichtlich wohl fühlt. 2010 kämpfte die Megerle-Mannschaft noch mit Zündungsproblemen. Ein Jahr später krabbelte Rat Rod Rusty munter über den Platz. Allerdings ward er zur Ausfahrt auf öffentlichen Straßen nicht gesehen. „Das ist einfach nicht sein Revier“ meinen Maximilian und Andy
VW 1302 (1971)
Motor: 1285 ccm Boxer, Solex 31 Pict3-Fallstromvergaser, Motor höhergesetzt, Leistung: 44 PS
Getriebe: 4-Gang Schaltgetriebe, Kupplung mit Druckautomat,
Auspuff: Krümmerstücke mit schräg abgesägten Rohren„Salamicut“
Vorderachse: Eigenbau aus ausgelasertem Stahlblech, Versteifungen mit Kugellager, Bundbolzenachsschenkel, Quer-Blattfeder von Traktoranhänger
Hinterachse: Original Doppelgelenkachse, Drehstäbe mit Motorradfeder, 110mm Spurplatten
durch Dämpferkombination
Bremsanlage: Trommeln/Trommeln, Kupferbremsleitungen
Felgen: Käfer Felgen va: 5×15, ha: 7×15 (umgearbeitet)
Bereifung: va: 135/50, ha: L78-15 perfect 100 P M+S Coker Classic Tires mit 4 inch Whitewall
Karosserie: Karosserie stripped, chopped, dropped and channelled, Heckpartie weiter vor gesetzt, Seitenwände nach innen geneigt, Kofferraum Eigenbau, Messingtank (selbst geschweißt), Eigenbau Safari Fenster, Klappschiebedach Schalthebelumlenkung für spiegelverkehrte Schaltkulisse,
Interieur: Eigenbau-Sitze aus 1mm Stahlblech, Messing Handbremshebel, Armaturenbrett gecleant