„Kalifornien ist ein Traum für Opel Fans“, schwärmt Willi Beck. Eigentlich wollte er nur ein einziges Auto importieren, doch zusammen mit seinem Kumpel Hartmut verschiffte er acht Opels nach Deutschland. Darunter diesen Opel Manta A.

Das 2000er Opel Treffen in Los Angeles hätte für die beiden Bayern nicht erfolgreicher verlaufen können. Der günstige Preis und die gute Blechsubstanz der „Kalifornier“ machten diesen Urlaub zur wahren Schnäppchenjagd. Willis Aufzählung bringt jeden Fan älterer Opels ins Schwärmen: 4 GTs, 2 Manta A und  2 Ascona A verließen nach dem Treffen die Vereinigten Staaten Richtung Europa. Trotz des rostfreien Zustands des Manta A 1,9 S Luxus kam der Kfz-Mechaniker um eine Demontage nicht herum, denn das Auto trug die typischen Schäden. Alle Dichtungsgummis zeigten Blessuren von der Kalifornischen Sonne, die Bremsen saßen fest und der Lack war nach einem Sandsturm kaum wieder erkennbar. Zudem zeigte sich der plüschige Innenraum typisch amerikanischer Machart und der Motor entpuppte sich sogar als wahrer Kalifornier. Bereits in den frühen Siebzigern erließ der Staat an der Westküste die schärfsten Umweltgesetze in Amerika, deshalb drosselte man die 1,9 Liter Maschine mit Abgasrückführung auf 78 PS herunter. Von Fahrspaß konnte wahrlich keine Rede sein, zudem eine 3-Gang Automatic den letzten Schwung wegnahm. Der Austauschmotor lagerte bereits in Willis Werkstatt. Manchmal kann ein Unfall seine guten Seiten haben, denn die 2 Liter 16V Maschine aus seinem Kadett E GSi war wie geschaffen für den Manta A. Problemlos ließ sich das Triebwerk dank HiPo Motorhalterungen einbauen und mit dem 5-Gang Getriebe eines Omegas verbinden. Bei Strauß fand Willi die passende Kardanwelle. Alles in allem zählt er den Technik-Transfer zu den simplen Aktionen der Restauration.

Unterboden und Achsen, sowie Motor- und Kofferraum ließ Willi sandstrahlen. Selbst eine Restauration ohne Schweißarbeiten kann zur schweißtreibenden Arbeit werden. „Auf gar keinen Fall die zur Orangenhaut mutierte Lackierung abschleifen“, riet ihm sein Lackierer Mane. Willi beizte die Restbestände des ehemals blauen Lacks ab und wusch anschließend die nackte Blechhaut mit Nitroverdünnung. Silber erschien als geeigneter Lack, um den Manta richtig gut in Szene zu setzen. Im Container stand der Rochen auf 8×13 Zoll ATS, deren Oberflächen einen recht angegriffenen Eindruck hinterließen. Die Wahl fiel auf 3-teilige HTN Rennsportfelge in 8×14 Zoll mit Gold lackierten Sternen. Diese Räder hatten ihren Preis, zudem sie in eBay fast zum Wert der Neuware angeboten wurden. Seine Entscheidung, direkt beim Hersteller zu ordern, hat er bis heute nicht bereut, weil er die 3-teiligen Räder auf Wunsch konfigurieren lassen konnte. Die US-Bumbers spalten die Opel Fans und sorgen bei Opel Treffen für ständige Diskussionen. Der Umrüstung auf Chromstoßstangen lehnt Willi hab, weil die Bumbers in Verbindung mit den US-Begrenzungsleuchten das Auto unverwechselbar charakterisieren. Ursprünglich standen die einen 5 Meilen Aufprall absorbierenden Stoßstangen um satte 10 cm ab. Er bohrte die Pralldämpfer an und ließ das Öl abfließen. Anschließend konnte er die Pralldämpfer so zusammenpressen, dass der Abstand auf Minimum verringert werden konnte.

Ohne Übertreibung zählen die für BMW E30 produzierten Doppelscheinwerfern zu den beliebtesten Tuningteilen der Youngtimer-Szene, egal ob Golf I oder Toyota Celica TA2, egal ob Scirocco oder Capri, die Beliebtheit ist Marken übergreifend. Die schwarzen Runden mit ABE stammen aus dem Programm von Hella. Sie werden zwar für den BMW angeboten, nach Umrüstung der Halterungen spenden sie auch einem Manta A Licht und Sicht. Der Umbau der Rückleuchten mit war LEDs Robert Ding, einem begeisterten Elektronik-Bastler, der zuvor bereits die mitgebrachten US-GTs mit LEDs bestückt hatte.

Den amerikanischen Geschmack in Sachen Interieur beurteilten deutsche Augen zwischen Kitsch und Komik. Das schwülstige Blau mit plüschigen Seitenwänden ersetzte Willi teilweise durch die Ausstattung aus einem deutschen GT/E. Den Kadett E Sportsitzen ließ er eine Lederhaut zukommen, zusätzlich erweiterte er die Uhrensammlung um ein Trio aus Sportinstrumenten. Hinter dem 30er Raid erkennt man den Tacho in Kilometerangaben anstatt in Meilen. Vom ehemaligen US-Feeling des Interieurs ist nichts mehr übrig geblieben und alles wäre glatt wie Aal gelaufen, wenn nicht ….

Die Zulassung mit 07er Kennzeichen war nicht das Problem an sich, die Größe des Kfz-Schildes verwirrte die Behörden. Zwei TÜV-Stellen verlangten, sowohl die Front-Stoßstange, als auch die hintere Kennzeichen-Beleuchtung so umzurüsten, um das Deutsche Normschild in 52cm Länge anbringen zu können. Der TÜV in Freilassing hatte Einsehen und genehmigte ein US-ähnliches Format in 30×20 cm. In der Zulassungsstelle Dingolfing wurde die vom TÜV ausgestellte Bewilligung ignoriert. Erst nachdem ein Bürohengst seinen Hintern vom Sessel erhoben und die Gegebenheit am Manta inspiziert hatte, fiel der Stempel auf eine Sondergenehmigung zum Führen des kurzen KFZ Schilds. Spaß an der Restauration ist die eine Sache, Ärger und Aufwand wegen der Zulassung stehen dagegen. Projekt US-Manta A abgeschlossen –  für Willi wurde „California Dreamin´“ zur Realität

Opel Manta A (1973)

Motor: 2.0 Reihenvierzylinder, 16V, dohc, (Kadett E GSi), Hipo Motorhalterungen,

Auspuff: Hipo Fächerkrümmer, Friedrich Edelstahlanlage

Leistung (max): 150 PS (110 Kw), lt. Herstellerangabe

Kraftübertragung: 5 Gang-Getriebe (Omega), Strauß Kardanwelle

Vorderachse: Einzelradaufhängung an Doppelquerlenkern, Stabi

Hinterachse: Zentralgelenk Starrachse, Längslenker, Stabi

Federung (vo/hi): 60er Mantzel Federn, Dämpfung (vo/hi): Koni rot

Felgen (Herst./Größe): 3-teiligeHTN Rennsport /  8×14 ET0, Bereifung (Herst./Größe): Toyo Proxes/ 225/45-14

Bremsen(vo/hi): innenbelüftete Scheiben (Rekord 2,2i), Trommeln

Weitere Extras: US-Bumbers (gepresste Pralldämpfer), Hella BMW E30 Scheinwerfer, LED Heckleuchten, Kfz-Schilder im US-Format, Engelmann-Rückspiegel

Interieur:  GT/E Ausstattung nachgerüstet, Kadett E Sitze (nachträglich überzogen), Zusatzinstrumente GT/E, 30er Raid Lenkrad, Tacho umgerüstet (Km)

Text & Fotos: Heinz Bauriedel für Opel Flash 5/2008 – reloaded für Tuningcars am 1. Mai 2021