Die Geschichte des Mercedes W124 Cabrio mit Tauch-Erfahrung hat was! Denn: Wahrlich ist er ein schöner Benz: Ein 1988er Mercedes E Klasse Cabrio Typ W124 in rubinrot metallic. Zwar hat er nur den 2-Liter mit 136 PS an Bord und muss mittels Automatic motiviert werden, doch er dient ja eh nur zum gemütlichen Herumgondeln. Einmal im Monat, (zwischen Monat 04 und 10), fahre  ich damit nach Schwabach zu meinem Redaktionstermin der AUTOTUNING. Ansonsten besuche ich das eine oder andere Tuningtreffen: „Pimp my ride“ im Alten Lager Jüterbog fällt mir als erstes ein.

Die Micky-Maus-Serienräder sind wahrlich nicht der große Bringer. Auf Vorschlag von Jürgen Döbereiner lasse ich 18 Zoll O.Z. Classe auflegen: 8×18 Zoll ET35 mit 225/40 R 18 Reifen vorne und 9×18 Zoll ET35 mit fetten 255/35-18er am Hinterhuf. Zudem runden H&R Fahrwerksfedern mit ca. 35 mm Tieferlegung das Gesamtbild ab.

Fotostrecke für tev-tuning.de 2004
September 2005 beim „pimp my ride“ Tuningtreffen im Alten Lager Jüterbog

Trotz Monat 04 auf dem Saisonkennzeichen parkt der Benz im April 2008 noch in der angemieteten Garage in Schwarzenbach. Seit Ende 2007 habe ich einen Nebenbei-Job in Wunsiedel, der verhältnismäßig viel Zeit erfordert. Also nehme ich mir den 1. Mai, dem Vatertag zur ersten Ausfahrt des Jahres vor. An der Tankstelle Luft, Wasser und Öl prüfen, das Übliche halt, dabei kriecht mir noch eine – Schnegge wäre zu hoch gegriffen – über den Weg. Irgendwann mache ich mich auf den Weg zurück ins Dorf.

Anfang April hatte ich mir eine Nebenbei-Kamera namens Olympus SP57UZ mit 20-fach Zoom zugelegt. Unzufrieden mit deren Qualität, wähle ich verschiedene Testobjekte aus, darunter den Schwan vom Goldbachteich, Richtung Martinlamitz gegenüber dem Soliheim gelegen. Zum Testen des Zooms bitte ich das Tier auf die andere Seite des Teichs. Fahrfotos bei geringer Geschwindigkeit, auf der von mir versorgten TEV-Internetseite „Eisdielenvorbeifahrtest“ genannt, sind ein Kinderspiel für den Schwan. Manueller Weißabgleich: Auch dafür hat der Schwan die passende Lackierung. Ich taufe das Tier „Gesine“.

Schön und gut, auch am besagten Vatertag schwimmt der Schwan Gesine seine Runden. Ich parke den Benz auf einem kleinen Asphaltstreifen und begebe mich ans Ufer, um dem Schwan einen schönen 1. Mai  zu wünschen. Plötzlich schreit jemand: DEIN AUTO! Ich drehe mich um. Wie ein wilder Stier kommt der Benz auf mich zugeritten. Kläglich scheitert der Versuch, ihn aufzuhalten. Er saust über die kleine Böschung des Ufers, hebt ab und klatscht bäuchlings auf Wasser. Der Schwan verpisst sich ans andere Ufer. Glücklicherweise hat mich der Unbekannte gewarnt, sonst wäre ich heute nicht hier. Und glücklicherweise liegt das Händy nicht im Auto.

Die Polizisten aus Rehau sind die ersten vor Ort. Mit ausgestrecktem Arm, den Alkomaten an dessen vorderster Spitze, kommt deren Capo auf mich zugelaufen. Rudelbildung am Goldbachteich. Eine Traube aus Schaulustigen ist gespannt auf das Resultat: 0,04. Enttäuschung macht sich breit. Da fragt doch einer aus der Meute den Polizisten, wo die 4 herkommen könnte. Dessen prompte Antwort im Rehauer Slang: „Der werrd holld gesdern oomd aaans oder zwaaa drungkn hoohm“

Auch die Tiefseetaucher kommen aus Rehau rüber. Deren Chefin, ein Brocken von Weib, hat ihre weiblichen Rundungen in einen engen Neoprenanzug hineingezwängt. Trotz Verlust des Benz‘ weckt das Begehrlichkeiten in mir. Doch dann sehe ich ihn, den Zapf`s Uli, ein Rehauer Unikat mit bitterbösem „Vatertags-Unterbrechungs-Gesicht“. Seine Eltern waren war einst größter BMW-Motorrad-Händler in Oberfranken und deren Sohn wird jetzt von der Neoprenchefin dazu verdonnert, den Benz tief unten an den Haken zu nehmen. Mittlerweile hat die  Feuerwehr Schwarzenbach/Saale am Ufer Bretter und Bohlen (nicht den Dieter) ausgelegt und die Seilwinde in Position gebracht. Respekt: Ohne Beschädigungen ziehen sie den Benz aus dem Teich. Auch 13 Jahre danach bleibt nur Lob für die gute Zusammenarbeit von Feuerwehr und Taucher. Den Satz des Tages spricht damals Otto B., ein ehemaliger Tenniskollege meines Vaters. „Was du heute fertig gebracht hast, hat dein Vater in seinem größten Suff nicht geschafft“.

Der ADAC bringt den Benz zu einer Werkstatt, die einen Gutachter beauftragt. Knapp 24.000 Euro Brutto bedeutet wirtschaftlichen Totalschaden. Ich erhalte dank Vollkasko den Zeitwert minus Selbstbeteiligung . Weil Geschäftsauto, bekommt das Finanzamt die Mehrwertsteuer verrechnet und am Jahresende fließt der Rest ins Einkommen. Aber zwei Mercedes-Bastler freuen sich besonders über die günstig eingekaufte Havarie. Auseinanderlegen, Trocknen und Zusammenbau – fertig. Steuergerät, Batterie, Frontscheibe, Beifahrer Airbag und weitere Kleinteile sind in deren Lager vorhanden. War ja nur ein kleiner 200er.

es ist ein Unterschied, ob ein Auto 2 Stunden im Karpfenteich badet oder 3 Wochen in der Elbe liegt
die 2 Liter Maschine wird ausgebaut, gesäubert und mit frischen Flüssigkeiten bestückt
könnte sein, dass der Airbag die Frontscheibe zerdonnert hat
keine Schäden an der Karosserie – das Heckfenster hat sich wahrscheinlich wegen Kurzschluß selbstständig geöffnet

Drei Wochen später steht der Benz wie neu auf der Straße. Ja, ich hab ihn noch mal gesehen. Vor vielen Jahren kann er mir auf der B22 von Weiden Richtung Cham bei Irchenried entgegen. Im Vorbeifahren habe ich die O.Z. Räder wieder erkannt. Er hatte damals eine AS-Zulassung. Ich würde mich freuen, wenn der heutige Besitzer hier anklopft. Ich tät gerne ein aktuelles Bild dazustellen

Wo läuft der Benz heute????

michael kolb für tuningcars.org / .de reloaded im April 2021