Nicht selten sind Capri Fahrer Wiederholungstäter. Ewald Rümlers erster Capri, einer aus der dritten Generation mit 2 Liter V6-Motor, nahm nach unfreiwilligen Rollen die Form einer Banane an. Folgender Vierzylinder stand auf Kriegsfuß mit der Kopfdichtung. Einer seiner Capris wurde ein Opfer der Flammen. Doch ein ungeschriebenes Gesetz lautet: Einmal Capri, immer Capri. Von seinen drei aktuellen Coupés stellen wir den schwarzen 84er Capri III  GT vor.

Der Capri ist vor allem auch deshalb so beliebt, weil deren Fahrer aus ihrem Erfahrungsschatz unzählige Geschichten erzählen können. In Ewalds Capri Odyssee gibt der  „Flambierte“ eine film reife Szene ab. Klappe! Nach Installation eines Katalysators verlangt der TÜV-Ingenieur, die zu tief liegenden Auspuffrohre hochzubiegen. Ewald setzt in seiner Garage den Schweißbrenner an, um die Biegung mit Hilfe von Hitze zu bewerkstelligen. Plötzlich steht der Unterboden in Flammen. Feuerlöscher? Keine Chance! Im letzten Augenblick springt Ewald aus der Garage. Der Rest ist Asche.

Ein Blauer und ein Weinroter folgten. Der Blaue diente als Alltagscapri. Der Weinrote, ein ehemaliger 2,3 Liter, steht vor uns. Restauration wäre zu hoch gegriffen, was Ewald dem Auto zukommen ließ. Nach Beseitigung kleiner Rostnester, fällte er die Entscheidung, das „komische“ Rot in Schwarz verwandeln zu lassen. Mit Serienzustand hatte der LKW-Mechaniker der Tuningabteilung von MAN (Kompressor-Umbauten) nicht viel am Hut gehabt. Sein persönlicher „Capri Individual“ beginnt bei den dunklen Doppelscheinwerfern des 3er BMW E30, die sogar von TÜV eingetragen wurden. Trotz Tönung werfen die „Münchner Augen“ ein besseres Licht, was sich auch unter Freunden zutreffender Golf I, Manta A und Toyota Celica herumgesprochen hat. Der Umbau der Front ist genial einfach. Man nehme die Maske des Capri II und gebe die von Buffergummi befreite Chromstoßstange des gleichen Modells dazu. Eine gewisse Aggressivität kann das Antlitz des Capris nicht verleugnen. Andere cleanen Schlösser, Ewalds Capri besitzt deren zwei pro Tür. Der Wunsch nach Chromgriffen ließ ihn wieder in das Reservoir des Capri II greifen, wobei diese Griffe stets mit integriertem Schloss produziert wurden. Funktionsfähig ist freilich das originale Capri II Schloss. Selbst der Zender-Heckflügel erzählt seine eigene Geschichte: Um an ihn und die Papiere heranzukommen, kaufte Ewald einen kompletten Capri auf.

Das hydraulische Luftfahrwerk für die Hinterachse, kurz Hijacker genannt, führte Ford USA im Programm. Die schwache Auslegung des speziell für Capri gefertigten Fahrwerks verstärkte er mit einem Kompressor aus dem Baumarkt, der 70 Liter pro Minute schafft. Der 45 Liter Tank stammt aus LKW Beständen und findet seinen Platz in der Ersatzradmulde. Die Chromräder wurde aus purem Zufall gefunden. Auf der Suche nach Ersatzteilen entdeckte Ewald einen 7×14 Zoll Winterradsatz, dessen Felgenoberfläche sich hinter einer dicken Schicht aus Schmutz verbarg. Nach Säubern der Räder kam nicht nur Chrom zum Vorschein, sondern acht Anbindungsbohrungen für die Lochkreise in 108 mm und 114 mm.

Recherchen ergeben, dass es sich um Räder der Firma Superior Industries International aus den USA handelt, die für General Motors diverse Modellreihen bestückten. Vor der TÜV-Abnahme musste ein Reifen abgezogen werden, weil die Tragfähigkeit (94V) innerhalb der Maulweite eingepresst wurde. Anstatt dem 2,3 Liter V-Sechszylinder gab Ewald dem 136 PS starken 2,8 Liter Vergaser den Vorzug, wie er vom Granada her bekannt ist. Bearbeitung der Ansaugkanäle und 288er Nockenwelle hieven die Leistung auf  das Niveau der 150 PS Einspritzer. Nach Einbau des verchromten Luftfilters aus US-Beständen musste nur noch die Domstrebe gebogen werden. Im relativ originalen Innenraum sticht der Schaltknauf des Mondeo ST hervor. ein Geburtstagsgeschenk aus der kurzzeitigen Mondeo-Phase. Erwähnenswert ist ebenso der von Patin Magda und Ehefrau Katrin genähte Dachhimmel.

Altgediente Capri Besitzer, die früher Mondraketen aus ihren Coupés gebaut haben, werden sich mehr und mehr dem Original zu. Ein goldener 69er 1700 GT und ein feuerwehrroter 73er 2300 GT (mit 2,8l) befinden sich im Besitz des „MAN-Tuners“. Die Farben der Deutschlandflagge werden zurzeit noch von einem blaumetallic lackierten Taunus 2,0l Sondermodell Europa ergänzt, der zum Verkauf ansteht. Dann steht tatsächlich nur noch Schwarz, Rot, Gold

Ford Capri III GT (1984)

MOTOR: 2,8 Liter V-Sechszylinder, verchromter US-Luftfilter, Kanäle bearbeitet, 288er Nockenwelle, ca. 150 PS,

AUSPUFF: Eigenbau, teilweise Edelstahl, Ford RS Töpfe

GETRIEBE: 5-Gang Serie

FAHRWERK: va: Koni Dämpfer, Bilstein Federn, Eigenbau Domstrebe, ha: Einblattfeder, Koni-Dämpfer mit Luftbälke (Hijakers), Kompressor 70 l/min, Lufttank aus LKW-Zubehör,

BREMSEN: Scheiben/Trommeln

RÄDER: Va und ha: Verchromte Superior in 7×14 ET 35, va: Toyo Proxes 195/45-14, ha: 205/60-14

KAROSSERIE: BMW E30 Scheinwerfer, Capri II Grill und Chromstoßstangen, Radläufe geweitet und gebördelt, Zender Heckflügel, getönte Heckleuchten

INTERIEUR: Recaro Sitze (orig. Zubehör), Mondeo ST Schaltknauf, Kompressorhupe, Dachhimmel Eigenbau

Text & Bilder: Michael Kolb für Ford Drive 4/2012 (letzter Capri für die Drive), reloaded am 28. April 2021