Mindestens drei Filme, ungezählte Witze und noch mehr blonde Friseusen hat der Manta B überstanden. Der in Ferrari-rot lackierte Breitbau von Maik Wagner gehört zu den hochkarätigen Vertretern, wie sie in den glorreichen Zeiten auch im Alltag auf den Straßen zu bewundern waren. Fast hätte Maiks Manta ein schlimmes Ende gefunden
Den Vorbesitzer erwischte es eiskalt auf der Autobahn. Erst brummte ihm der Hintermann ins Heck, dann schob er ihn auf den Vordermann. Der Ziehharmonika-Effekt war unübersehbar. Frontschaden, Heckschaden, die Verbreiterungen aufgerissen, ein Schätzer attestierte dem Fahrzeug wirtschaftlichen Totalschaden. Maik kaufte den Havaristen zu einem angemessen günstigen Preis im Raum Naumburg, um alsbald festzustellen, dass die Folgekosten der Ersatzteilbeschaffung den Kaufpreis um ein Mehrfaches übersteigen sollten. Über fünf Jahre stand der Manta in der Garage, bis alle organisierten Mattig-Anbauteile Vollzähligkeit vermelden konnten. Nicht zuletzt kletterten die Fahrkosten immens in die Höhe. Zum Beispiel um in Regensburg eine neue Frontpartie abzuholen oder sich sonst wo in Deutschland um Ersatz zu kümmern. Zeit spielte eine untergeordnete Rolle. Acht Wochen wartete er auf neue Hinterreifen, ein Stück für satte 400 Euro. Maik stellte Verarbeitungsqualität in den Vordergrund, womit die drei-jährige Aufbauphase erläutert werden soll. Als Dachdecker arbeitet er tagsüber meist in luftiger Höhe, geschraubt wurde nach Feierabend mit Kumpel Marco und weiteren Leuten der Opel Performance Geiseltal. Zunächst stand die Demontage des Havaristen an
Nicht die Beseitigung des Schadens ließ die Zeit wie Eis in der Sonne schmelzen, sondern die umfassenden Gfk-Arbeiten. Es sollte ja alles wie aus einem Guss wirken, was bedeutet, dass beispielsweise die Mattig-Frontschürze als spaltfrei verschmolzenes Gesamtteil mit der Frontstoßstange entstand. Spaltarme Maße betrafen auch die Integration der Seitenteile und den Heckabschluss, wobei wie an der Front die Stoßstange aus einem Guss in das Gesamtwerk eingebunden wurde. „Die runden Manta A Heckleuchten sehen rassiger aus“ betont Maik und fügt hinzu, dass das Heck mit A-Leuchten und Mattig-Flügel in Verbindung mit der Ferrari-roten Lackierung sportlicher auftritt. Der Montageaufwand der Leuchten ist der Rede nicht wert. Trägerbleche mit den Aussparungen einschweißen, verspachteln und nach der Lackierung die Rundleuchten einsetzen und anschließen – fertig.
Die 9 und 12×15 Zoll breiten ATS-Räder hatten die Havarie gut überstanden und zeigten weder Beulen noch Schläge. Die von Oxidation angegriffenen Schüsseln polierte Maik auf Hochglanz und beschaffte ebenso neue Schlappen. Für die Vorderachse fand er bei Kleber 225/50er und wie bereits angesprochen legte er insgesamt 800 Euro für ultrabreite 345/35er Pirelli auf den Tisch. Lohn der Investition: Brechend liegt der Manta auf dem Asphalt, zudem die Luft in den Radkästen Mantzel Federn um 60mm vermindert wurde. So gesehen ist Maiks Manta B eine Hommage an die glorreichen Achtziger, als derartige Breitbauten voll im Trend der Zeit lagen.
Als bemerkenswerten Punkt notieren wir, dass kein 2,4 oder gar 3,0 Liter aus dem Opel-Baukasten den Rochen antreibt. Nach wie vor steht der 2-liter Reihenvierer des GSi seinen Mann. Neue Lager und Dichtungen, sowie der Umbau auf Vergaser standen auf dem Programm. Und damit begann eine Reihe von Problemen und daraus folgend eine Folge von Ersteigerungen verschiedener Brücken und Ventildeckel. Ohne auf eigene Erfahrungswerte zurückgreifen zu können, verfolgte Maik sein Ziel nach dem Prinzip „learning by doing“. Die Weber spukten und rotzten, führten sich auf wie eine wild gewordene Ziegenherde, bis Maik das Zusammenspiel von Brücke, Thermostatgehäuse und Vergasereinstellung durchleuchten konnte. Zudem hatten verschiedene Firmen ihre Hände mit im Spiel und jede erzählte ihre eigene Theorie. Letztendlich führten viele Euros und noch mehr Hartnäckigkeit zum Ziel. Dass die Wände des Motorraums von Unnötigem befreit wurden, ist ein weiteres Thema. Die Batterie sitzt im Kofferraum, der Wischwasserbehälter hinter der Schottwand und das Motto „lieber Sonne anstatt Heizung“ schickte Letztere in die Verwertung.
In abgestimmter Farbgebung präsentiert sich das Interieur. Die nachträglich in Kunstleder bezogenen FK-Sitze mit roten Schroth-Gurten stehen im farblichen Einklang mit dem lackierten Dino Raid Lenkrad, dem Schaltsack und Blendschutz der Instrumente, deren Zwischenräume von gebrushten Blitzen durchzogen werden. Die simple Ausstattung rüstete er mit Zentralverriegelung und elektrischen Fensterhebern auf, um gleichzeitig die Türinnenschalen abzuspecken. Anstatt Fensterkurbeln taucht ein roter Rochen aus der Tiefe hervor. Dass ein ausfahrbarer Bildschirm aus dem DVD Radio auftaucht, hat damit zu tun, das er sich den Manta Song solange reinzieht, bis ihm hören und sehen vergeht.
Opel Manta B (1986)
Motor: 2.0-Reihenvierzylinder, 45er Weber Doppelvergaser mit Dbilas Brücke, Motorraum gecleant,
Auspuff: Gruppe A Abgasanlage (63,5 mm)
Leistung (max): 150 PS (110 kw)
Kraftübertragung: 5-Gang Schaltgetriebe
Vorderachse: Einzelradaufhängung, doppelte Dreiecksquerlenker mit PU-Buchsen, Stabi, Domstrebe Eigenbau
Hinterachse: Deichsel-Starrachse, Längslenker, Panhardstab
Federung (vo/hi): Mantzel -60mm
Dämpfung (vo/hi): Koni Gelb
Felgen (Herst./Größe): ATS Classic mit Gravur / 9JX15h2 (va), 12JX15H2 (ha)
Bereifung (Herst./Größe): Kleber / 225/50R15 (va), Pirelli / 345/35R15 (ha)
Bremsen(vo/hi): innenbelüftete Scheiben / Scheiben
Weitere Extras: Mattig Breitbau, Mattig Heckflügel, Motorhaube im Mattig-Look, Bosch Doppelscheinwerfer, Manta A Heckleuchten, Einarmwischer Eigenbau, Lackierung: Ferrari-Rot
Interieur: FK Sportsitze mit Leder bezogen, Rote Schroth-Gurte, 30er Raid Dino, Fensterheber, ZV nachgerüstet, Rochen in Türseitenteilen, Tacho-Airbrush
Musik: Musik DVD Radio, Pioneer Lautsprecher
Danksagung: Danke an die Jungs vom Opelclub Opel Performance Geiseltal e.V., Dirk Eismann Autolackierung, Geb. Gallas Design & Gravuren, Automobil-Service Tuma, meinen besten Freund Marco