Ein Omega MV6 auf Beutezug: Die Lüftungsschlitze vom Mercedes SL, die Hutze des Kia Carneval und ein mächtiger Rieger-Heckspoiler für BMW, stempeln neben vielen weiteren Details diesen Omega zu einem außergewöhnlichen Fahrzeug. Johannes „JoJo“ Steimer von den ehemaligen Opel Racing Piratz machte seinem Clubnamen alle Ehre.
JoJo steht auf „dicke Schiffe“. Dass der gelernte Industriemechaniker ausgerechnet einen Opel Omega an Land zog, hat verschiedene Gründe. In einen Mercedes der E–Klasse oder 5er BMW hätte er zuviel Geld investieren müssen, um seine Vorstellung von einem getunten Auto zu verwirklichen zu können. Zudem konnte weder E-Klasse noch 5er den günstigen Preis eines drei Jahre alten Omega MV6 unterbieten. Als zusätzlichen Motivationsschub nennt er die kleine Außenseiterrolle, die dem Omega bei Opeltreffen zukommt. „Im Jahr 2000 gab es so gut wie keinen Omega B, der sich aus der Masse hervorhob“, erinnert er sich an seine ersten Opeltreffen. Also nichts wie ran an den Speck!
Mit dem Einbau des KW-Gewindefahrwerks und der beabsichtigten Montage von 9 und 10,5×18 Zoll RH ZW3 Rädern veranlasste er die ersten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen an der Karosserie, die allesamt in Zusammenarbeit mit M-A-C Tuning realisiert wurden. Kotflügel und Seitenteile wuchsen vorne um 3,5 cm, und hinten um 3 cm. Die gut ausgefüllten Radkästen, die breite Spur der 225/40er und 255/35er Dunlops resultiert zudem von fetten Distanzscheiben, die an der Hinterachse in 35mm King-Size Format aufgelegt wurden. Kaufteile ohne Überarbeitung zu montieren, kommt für den „ex-Piraten“ nicht in Frage. Die rassige Frontpartie hinterlässt massiven Eindruck im Rückspiegel.
Der aus sieben Teilen zusammengefügte „Böse Blick“ reicht tief in den Mattig-Grill, von dem nur die unteren Bögen stehen blieben. Eine vormals montierte Tunerschürze fiel dem Hang nach Individualität zum Opfer. Die neu gekaufte Omega Stoßstange verschmolz JoJo mit einer JMS-Lippe und Cupwings, natürlich nicht ohne Sicken zu glätten und einen zusätzlichen Rachen zu formen. Die Krönung der Frontpartie ist asiatischer Natur. Mag man über die Hutze des Kia Carneval geteilter Meinung sein, dem bitterbösen Blick passt sie wie die Augenbinde zu einem Piraten. Das Prädikat „echt Mercedes“ dürfen die seitlichen Lüftungsschlitze für sich in Anspruch nehmen. Beide SL-Kiemen überreichte ein ahnungsloser Lagerist, der sich nur darüber wunderte, weil doch normalerweise die Kiemen nicht kaputt gehen. Spiegel im M3-Look und Adapterplatte kennen keineen Spalt, weil mit Gfk verbunden.
Unglaublich lang streckt sich der Omega. Tieferlegung, die Beseitigung von Sicken und Griffen kommen der optisch gewachsenen Länge entgegen. Der geschmeidigen Silhouette setzt der Heckflügel ein jähes Ende. Der Rieger-Krieger aus dem BMW E30 Genesis Programm musste sich einige Operationen gefallen lassen, in denen er auf Omega-Maße verbreitert und zudem die Auflagefläche der Füße angepasst wurde. Nicht nur wegen des Flügels hinterlässt das Omega in der totalen Heckansicht den Eindruck eines Rundstrecklers. „Leg dich nicht mit mir an“, scheint die Heckschürze von Versus Motorsport mit integriertem Diffusor und mittigen Doppelrohren eindringlich zu warnen.
Dabei ist der Omega-Pirat keiner, der meterhohe Wellen schlägt. In seinem Maschinenraum arbeitet der werksseitige 3-Liter V6, ohne dass irgendjemand Hand zum Zweck einer Leistungssteigerung angelegt hätte. In dezenten Umfang versprühte der Lackierer die Wagenfarbe „Catalunya Splash“ auf die Kühlerabdeckung und weitere Flächen. Auf gegenüberliegender Seite im Heckabteil trieb Jojo höheren Aufwand. Zwei auf Alu-Beinen gelagerte Endstufen von Audio Systems beanspruchen den Platz, den ein „normaler“ Omega Koffern und Taschen zur Verfügung stellt. Aus Alublech geschnittene Tribals verraten, dass der in Kunstleder eingefasste Kofferraum als Punktelieferant bei Show & Shine Wettbewerben dient.
Die Anlage besitzt auch die Fähigkeit zur extremen Lautstärke, nicht zuletzt weil insgesamt 20 Lautsprecher im Innenraum verteilt wurden. Den ersten vier Membranen begegnet man beim Öffnen der Fahrertür, bevor die Frage nach der hellen Lederausstattung fällt. „Die stammt vom Schrottplatz aus einem verunfallten Omega“, berichtet JoJo. Mit Unterstützung seiner Freundin Sandra schruppte er das helle Leder blitzblank und warf die serienmäßige Stoffausstattung in die Verwertung. Dass das Piratenschiff demnächst unter der Flagge von Nordrhein-Westfalen segeln soll, haben wir erfahren. Nicht auf dem Rhein. Ehr auf irgendeiner Autobahn zwischen Münster und Siegen
Opel Omega B MV6 (1996)
Motor: 3,0-Liter V-Sechszylinder, 24V, dohc, Sandtler Sportluftfilter,
Auspuff: Bastuck Gruppe A Edelstahl mit MSD-Ersatzrohr, ovale Endrohre mittig verlegt
Leistung (max): 155 Kw (210 PS)
Kraftübertragung: 5-Gang Schaltgetriebe
Vorderachse: Einzelradaufhängung mit McPherson Federbeinen, Stabi, Domstrebe
Hinterachse: Schräglenker Einzelradaufhängung, Stabi
Fahrwerk (vo/hi): KW Gewindefahrwerk Variante 2
Felgen (Herst./Größe): RH ZW3 / 9×18 ET53, 25mm Distanzscheiben (va), 10,5×18 ET34, 35mm Distanzscheiben (ha)
Bereifung (Herst./Größe): Dunlop SP9000 / 225/40 R18 (va), 255/35 R18 (ha)
Bremsen(vo/hi): gelochte und innenbelüftete Scheiben / Scheiben
Weitere Extras: modifizierte Serienschürze mit JMS Lippe und Cupwings, Böser Blick Eigenbau (aus 7 Teilen), modifizierter Mattig Grill, Kia Carneval Motorhutze, Mercedes SL-Lufteinlässe, modifizierter Rieger BMW Heckspoiler, Versus-Heckschürze, Mattig Spiegel mit verspachteltem Adapter, Türgriffe und Spritzdüsen entfernt, Steinmetz Dachkantenspoiler, Kotfügel um 3,5 cm, Seitenteile um 3 cm gezogen, Lackierung Catalunya Splash von Standox
Interieur: 32er Raid Lenkrad , Blenden in Wagenfarbe, Lederausstattung (Unfallfahrzeug), Heiz-Tachoscheiben
ICE: Alpine Radio mit ausfahrbarem Monitor, 6-fach DVD-Wechsler, 20 Lautsprecher (pro Tür 4), HiFi Ausbau im Kofferraum mit MDF, 2 Endstufen, 1000 Watt auf 4 Ohm
Danksagung: M-A-C-Tuning