Nein, dieser Chevrolet Corvette C4 ist kein Chop aus den Reihen der AUTOTUNING Tuningfakes. Dieses Auto ist pure Realität. Chrysler Viper im Hinterkopf, ließ Uwe Tröbitz seinen Ideen freien Lauf.

Corvette Hardliner werden laut aufheulen, Viper Fans die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, Mazda 6 Piloten die Bilder mit einem breiten Grinsen begutachten. Die Idee des Lackiermeisters lässt sich mit wenigen Worten beschreiben: So breit wie möglich und dennoch fahrbar. Das Resultat: Die Corvette misst in der Breite 227 Zentimeter und ist somit der wahrscheinlich breiteste PKW Deutschlands. Als Basis dient ein serienmäßiger C4 des Baujahr 1993 mit bekanntem 5,7 Liter V8-Triebwerk. Am Anfang standen die Räder. Uwe ließ bei Image Wheels in England für die Vorderachse 10×19 Zoll und für hinten 11×20 Zoll Räder bohren. Der englische Hersteller fertigt die Dreiteiler nur auf Auftrag entweder nach dem Britishen BSAU50 oder  dem deutschem TÜV-Standard. Gutachten für die Einzelabnahme werden mitgeliefert. Die mit 35 mm (vorne) und 70 mm (hinten) starken Distanzscheiben erreichte Spurbreite war das Maß der Dinge, nach der die Karosserie ausgerichtet wurde.

Der komplette Umbau besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff, also der Verbindung von Polyesterharz und Glasfaser, kurz GFK. Problematik dabei ist das Aufeinandertreffen der Materialien GFK und  Blech im Rahmenbereich, was im Fahrbetrieb mit harten Fahrwerken gerne zu Rissen neigt. In Zusammenarbeit mit der Firma Witte formte Uwe zunächst Positive, von denen er Negative zog. Aus den überarbeiteten Negativen entstanden die endgültigen Formen. Die Lösung des Öffnungsmechanismus für die Eigenbau Fliphaube dauerte viele Wochen. Der im Vorderbau quer montierte Träger mit den Scharnieren stammt von einem alten 5er BMW. Die Vorderansicht der geöffneter Haube gleicht dank Anordnung der Lüftungsschlitze und Scheinwerfer dem Gesicht einer gigantischen Venezianischen Maske mit diabolischem Grinsen. Die Mundwinkel sind nichts anderes als perfekt in die Haube eingegliederte Scheinwerfer des aktuellen Mazda 6.

Von einer Corvette ist nicht viel übrig geblieben. Nur Geometrie der Scheiben deutet auf die vierte Generation des US-Dreamcars hin. Der Kopf mit dem verschraubten Aufsatz der B-Säule erinnert nicht ohne Absicht an die Viper. Selbst das Dach wurde aufgefüllt und mit kleinen Power-Buckeln versehen. Für Freunde breiter Hintern ist die pralle Heckpartie die Zuckerseite. „Richtig schön dich aufgeblasen“ musste es werden. Ohne irgendein Fabrikat in irgendeiner Art und Weise kopieren zu wollen, schuf Uwe ein knackig rundes Heck mit einigen Zutaten verschiedener Hersteller. Das Licht an den Flanken liefern die Klarglasleuchten vom Mazda 6. Erst die Leuchten, dann die Form drumherum erläutert er die Reihenfolge.  Unter der Kfz Schildausbuchtung Marke „in der Kürze liegt die Würze“ erstreckt sich ein schmaler Rachen, der im richtigen Leben gegen den Wind hält. Uwe laminierte als Unterbau irgendeine Tuner-Frontschürze für Opel Calibra an und verstärkte die seitlichen Ausläufer zu den Verbreiterungen hin. Und welche Marken sind noch im Spiel: Tankdeckel Audi TT, Rückspiegel Corvette C5 und die Türgriffe vom Mini Cooper.

Die fetten Walzen im XXL Format wollten natürlich bewegt werden. Der 5,7 Liter bringt von haus aus genügend Kraft mit, wobei Uwe mittels Chiptuning nachhelfen ließ. Die seitlich verlegten Ausgänge der Eigenbauanlage entlassen das typischen V8 Brabbeln, dass sich mit jedem Druck aufs Gaspedal in ein tiefes Grollen verwandelt. Alles im grünen Bereich, bestätigt unser Lackiermeister. Der Kampf mit dem Behörden könnte ein Buch füllen. Es begann beim keinen Nummernschild und endete bei der Sondergenehmigung für den Breitbau. Die Auspuffendstücke mussten um 45 Grad nach unten abgewinkelt werden. Von 11 bis 17 Uhr dauerte die Prozedur bei der Dekra, erinnert er sich ziemlich genau und daran, dass das Gesicht des Ingenieurs war nicht entspannt war. Über Winter will Uwe das Auto in seinen Details verbessern. Eine größerer Bremsanlage gehört ebenso dazu wie eine weichere Einstellung des höher gelegten Serienfahrwerks. Auch die Verkleidung von Innen- und Kofferraum stehen auf der Wunschliste eines Autos, das nur bei schönem Wetter an Wochenenden auf öffentlichen Straßen zu finden ist.

Chevrolet Corvette LT1 C4, Baujahr 1993

MOTOR: 5,7 Liter ohv-V8, Chiptuning, 450 PS, AUSPUFF: Eigenbau mit seitlichen Ausgängen

RÄDER: 3-teilige Image Wheels (Wunschfertigung) mit Pirelli P7, VA: 11×19 Zoll ET -20 mit 285/35 ZR19, HA: 13×20 Zoll ET -40 mit 345/45 ZR20

FAHRWERK: Einzelradaufhängung an Fiberglas Blattfedern,

SPOILER: Frontschürze Eigenbau, Heckschürze Eigenbau mit integrierter Calibra Frontschürze, Schweller Eigenbau

INTERIEUR: Serie

EXTRAS: Karosserie Eigenbau aus GFK, Eigenbau Flip Front auf BMW 530-Stahlträger, Frontscheinwerfer und Heckleuchten Mazda 626, Audi TT Tankdeckel, Cooper Türklinken, C5 Außenspiegel, Gesamtbreite 227mm,

DANKE AN: Fa, Witte (Entwicklung), Peter (Zusammenbau), Heiko (Elektrik)

Michael kolb für AUTOTUNING 12/2005 – reloaded für tuningcars am 18. April 2021