Es mag gute 10 Jahre her sein, als auf dem Gebrauchtmarkt mangelfreie Porsche 944 Turbo für wenig Geld erhältlich waren. Vor gut drei Jahren versuchte Jürgen Döbereiner sein Glück und steigerte laufend seine Schmerzgrenze. Sprichwörtlich war es ein langer Weg, um überhaupt ein rostfreies Exemplar zu finden.
Irgendjemand hatte Jürgen erzählt, es würde sie noch geben, die rostfreien 944 Turbo für nur 10.000 DM. Bei der Suche nach der „weißen Maus mit schwarzem Schwanz“ ist Deutschland groß und wird von mal zu mal größer. Zwar bot ihm ein Bekannter seinen 944er an, doch abgeflexte anstatt gebördelte Radläufe waren Jürgens Ding nicht. Damit begann eine kleine Odyssee. Vom Bayerischen Wald bis rauf nach Kassel und weiter nach Bielefeld, schwarze Porsche, silberne Porsche, dunkelblaue Porsche, alle Farben glänzten im Sonnenlicht. Die Lackierung wäre ihm eigentlich egal gewesen, wenn die rostfreie Performance gestimmt hätte. Nimmt man das Kunststoffgitter an der B-Säule ab, kann man gut in den Hohlraum leuchten. Hier drinnen ist nicht selten ein Treffpunkt diverser Schweißpunkte ausgetauschter Schweller oder Seitenteile. Er steigerte sich dermaßen in die Suche nach dem „heiligen Gral“, dass er die Schmerzgrenze immer höher legte. Selbst für 15.000 Euro begegneten ihm nur mehr-oder-weniger-Bastelbuden, in die er locker einige Scheine hätte investieren müssen. Also warum nicht gleich mehr in einen rostfreien 944er investieren? Der erste inspizierte Porsche 944 Turbo über 20.000 Euro war ein Volltreffer.
Der Porsche 944 wurde ziemlich genau 10 Jahre von 1981 bis 1991 produziert. Die Entwicklung fand auf Basis des 924 Carrera statt. Der Porsche 944 erschien in den Versionen 944, 944S, 944S2, 944 Turbo und 944 Turbo S. Der 944 Turbo mit 2,5-Liter-Motor mit KKK-Turbolader und einer Leistung von 220 PS wurde ab 1986 an die Kunden ausgeliefert. 1991 wurde der 944 von der Modellreihe 968 abgelöst.
Jürgens Wunschauto 944 Turbo stand in Berlin. Die ersten Einträge im Scheckheft wurden in Stuttgart gestempelt. Unterboden und die Verschraubungen schienen wie neu. Nirgends war Rost zu finden, was auf ein Schönwetterfahrzeug hinweist. Einziges Manko war die beim Zahnriemenwechsel verdrehte Ausgleichswelle, was Jürgen bei einen Spezialisten reparieren ließ. Nach Abstimmung des Motors kümmerte sich dieser auch um die Justierung der hinteren Drehstäbe. Die serienmäßigen Federbeine des 944 ersetzte Jürgen durch ein H&R-Gewindefahrwerk. Bilstein hat diese Methode „Drehstäbe mit Gewinde-Fahrwerk“ zuerst praktiziert, erklärt Jürgen, der seit über 30 Jahren seinen eigenen Tuningbetrieb besitzt. Die vergleichbare Tieferlegung liegt bei knapp 6 cm. Ungefähr 2 cm Tieferlegung sowie ein negativer Sturz wären noch machbar, nur der Sinn und Zweck auf öffentlichen Straßen erschließt sich nicht. Das mehrteilige OZ Vela Rad kommt dem Fuchs Design ein bisschen nahe. Montiert in 9×18 und 11×18 Zoll mit 225/40er sowie 265/35er Bereifung wird die Luft knapp im Radhaus. Dennoch ist das Umlegen der Radlaufkanten nicht notwendig.
Selbstverständlich bleibt die Karosserie unverbastelt. Dass die Rückspiegel Marke „964 Cup“ sind, dürfte nur absoluten 944er Kennern auffallen. Das serienmäßige Targa-Hubdach hat bei Jürgen noch nie seinen Rahmen verlassen. Den Diffuser verbaute Porsche bei Turbo und S2 ebenfalls serienmäßig. Durch die Öffnung blickt das Endrohr der Dansk Edelstahlanlage. „Der Auspuff ist nicht der absolute Brüller“ meint Jürgen, der irgendwann dem 944er eine hochwertige Anlage spendieren möchte.. Das gilt für eine schwarze Innenausstattung mit Turbo-Sitzen ebenso wie für eine geplante Leistungssteigerung um 30 PS. Alles zu seiner Zeit. Diese Anpassungen jedoch liegen weit unterhalb irgendeiner jeglichen Schmerzgrenze
Porsche 944 Turbo Typ 951 (9/1987)
Karosserie: Coupé, selbsttragende Ganzstahlkarosserie, 2 Türen, Glasdeckel mit Kunststoff-Heckspoiler, Heckdiffusor, Targa-Hubdach, 964er Cup-Spiegel, Lackierung: Indischrot
Interieur: beige Leder Sitze mit elektrischer Verstellung
Motor: wassergekühlter R4-Zylinder mit Turboaufladen (KKK-Turbolader), Hubraum: 2479 ccm, Motorleistung: 220 PS, Abgasanlage: Dansk Edelstahl
Kraftübertragung: 5-Gang-Schaltung, Transaxle-Heckantrieb
Radaufhängungen (vorne): Einzelradaufhängung an McPherson-Federbeinen, Querlenker, Stabilisator, verstellbare Domlager
Radaufhängungen (hinten): Einzelradaufhängung, Schräglenkerachse, Stabilisator, H&R Gewindefahrwerk, quer liegende Drehstäbe
Bremssystem: hydraulisch betätigtes Zweikreis-Sicherheitssystem, innenbelüftete Stahlscheiben
Räder: 3-teilige OZ Vela3, 9×18 Zoll ET 34, 11×18 Zoll ET 55, Reifen: Bridgestone, 225/40×18, 265/35 x18
Höchstgeschwindigkeit: 245 km/h, Beschleunigung : 6,3 sek., Leergewicht: ca. 1280 kg