Ein Donnerhall fegt durch den Frankenwald. Über 100 Old- und Youngtimer geben sich beim historischen Bergrennen des MSC Presseck die Ehre. Am Start, eine verdammt laute und schnelle Kadett C Limousine mit bemerkenswerter Vergangenheit. Christian Buttlichs Fahrzeug ist das Geschenk eines Schrottplatzhändlers, aus dem mit Hilfe zwei weiterer Kadett C ein konkurrenzfähiger Bergrenner entstand.

Über 35 Jahre nach der Präsentation im Showroom der Opel-Händler zählt der Kadett C wie gehabt zu den beliebtesten Autos im Clubsport. Christians Meinung „Lieber C-Limousine als C-Coupé“ hört oder liest selten im steigenden Preisfieber der legendären GT/E Modelle, die laut Preisliste eines Youngtimer-Sonderheftes in der 1000er Serie bis zu 12.900 € wert sind. Der Schweißer drehte sozusagen sein eigenes Ding jenseits der C-Coupé-Mania. Schließlich sollte sein Auto nur einen Zweck erfüllen, nämlich so schnell wie möglich den Berg hinaufstürmen oder über die Rundstrecke fegen. Die verwertbare Basis lieferte ein Kadett 1200N, dessen Vorbesitzer nur 68.000 Kilometer abgespult hatte. Die sprichwörtlich abgemeldete Limousine fristete jahrelang ein trauriges Dasein in einer Scheune.

Lästige Schweißarbeiten waren beim Neuaufbau kein Thema. Eigentlich musste das Auto im wahrsten Sinne des Wortes nur konfektioniert werden und somit aus drei schlechten Fahrzeugen ein Gutes entstehen konnte. Trotz des gut sortierten Opel-Baukastens lief nicht alles rund bei der Aufrüstung. Leider passen die Türen des C-Coupés nicht der Limousine, weil der obere Scheibenrahmen der Coupés bereits die absteigende Linie aufnimmt. Und da auf die Schnelle keine geeigneten Türen für die Limousine auffindbar waren.  trennte Christian die Holme zweier Coupétüren und schweißte in ca. 3cm Länge die notwenigen Profile ein. „Nicht einmal der kleine Getriebetunnel war eine wirkliche Herausforderung am Neuaufbau“ erinnert er sich. Nur der Ausgang des Schalthebels musste nach hinten versetzt werden, ansonsten passte das 5-Gang ZF-Getriebe wie eingegossen. Die restaurierte Karosse entspricht der Modellpflege des Kadett C mit der begradigten Frontpartie, erkennbar an den seitlich der Scheinwerfer angebrachten Blinkern. Allerdings stammen die Ersatz-Kotflügel ausgerechnet vom Kadett C vor der Modellpflege, weshalb die Blinkeraussparung nachträglich ausgeschnitten werden musste.

Unter den Kotflügeln mit umgelegten Radlaufkanten finden Rennbereifungen zwischen 13 und 15 Zoll Platz. Zum ADAC-Frankenwald Berg-Revival des MSC Presseck vertraute Christian auf 3-teilige PLS Hockenheim mit Yokohama Semi Slicks, an der Vorderachse in 7,5×13 mit 175/50-13, und an der Hinterachse in 8×13 mit 185/60er.

Der Motor ist ein Zwitter. Wenn auch der Ventildeckel auf den Kopf des Rekord 2,2 Liter Motor hinweist, der Block stammt von einem 2 Liter der C-Coupé aus der 110 PS-Serienproduktion. Die 45er Weber Doppelvergaser versorgen ein im Rahmen von Youngtimer-Rennen getuntes Triebwerk mit scharfer Schrick Nockenwelle und optimiertem Ventiltrieb inklusive ausgelitertem Kolbenhub. Den Abgasen bleibt nichts anderes übrig, ihrer Abfuhr durch einen Lexmaul Fächerkrümmer und anschließender Edelstahlanlage zuzustimmen. Eventuelle Beschwerden werden am Endrohr entgegengenommen. Pilot Buttlich ist sein eigener Mechaniker. Als Privatfahrer kann und will er es sich nicht leisten, mit einem Serviceteam die Rennen zu bestreiten. Die Vorteile eines Renn-Mechanikers liegen auf der Hand, weil die eine Hand weiß, was die anderer tut. Das schönste an Autos wie dem Kadett C ist die Tatsache, dass die elektronik-freie Technik überschaubar ist und man sich aus dem Opel Baukasten fast nach Belieben bedienen kann.

Dass der Innenraum nicht dem Kaufzustand entsprechen kann, erklärt sich mit der sportlichen Absicht. Im Berganstieg zählt jedes Gramm. Das nicht der Sicherheit oder Überwachung des Motors dienende Gewicht fiel entweder er Flex zum Opfer oder wurde nicht wieder eingebaut. Eingefasst in gebogenem Alublech hinter dem 30er Raid Lenkrad präsentiert sich das Instrumentarium bis auf die notwendigen Informationen abgespeckt. Das einstellbare Shiftlight wird bei Bergrennen auf 7800 Umdrehungen justiert und in der Mittelkonsole informieren weitere für den Motor überlebenswichtige Anzeigen.. Ansonsten herrscht die pure Nacktheit und für die Sicherheit nötige Aufrüstung. Die Wiechers Sicherheitszelle erweiterte Christian um zusätzliche Streben. Neben dem alljährlich stattfindendem Bergrennen im Frankenwald geht Christian auch auf die Rundstrecke, wie zum Beispiel am Schleizer Dreieck oder im tschechischen Most. Wo auch immer und wie auch immer – es ist faszinierend wie der Kadett C in seinen 40 Jahren das Zeug zum Breitensportler entwickelt hat

Opel Kadett C Limousine (1979)

Motor: 2-0-Liter 8V- Reihenvierzylinder, 45er Weber Doppelvergaser mit offenen Trichtern, Zylinderkopf Rekord 2,2i, Mahle Kolben, 42er-Einlassventile, 35er Auslass (Serie), Ventiltaschen gefräst, 324er Schrick-Nockenwelle, verstellbares Nockenwellenrad,

Auspuff: Lexmaul Fächerkrümmer, Supersprint Auspuff

Leistung (max): 145 PS

Kraftübertragung: 5-Gang ZF-Getriebe, Sintermetall Kupplung, Mahle Kolben

Vorderachse: Einzelradaufhängung an Querlenkern, Stabi, Wiechers Domstrebe

Hinterachse: Zentralgelenk Starrachse an zwei Längslenkern, Stabi, 75% Sperrdifferenzial

Federung (vo/hi): modifizierte Mercedes 190er Federn / Mattig Federn (ca. 60/60) 

Dämpfung (vo/hi): Bilstein Gasdruck

Felgen (Herst./Größe): 3-tlg PLS Hockenheim/ 7,5×13 ET -17, 8×13 ET -17

Bereifung (Herst./Größe): Yokohama Semi Slicks/ 175-50×13, 185-60×13

Bremsen(vo/hi): Scheiben Rekord 2,2, Sättel Omega 3l 24V Doppelkolben / Trommeln (Manta GT/E), Ferrodo Rennbeläge, Stahllex Schläuche

Weitere Extras: Radlaufkanten umgelegt, Motorroller Rückspiegel, Lackierung Signalgelb mit Sponsorenaufkleber

Interieur: 30cm Raid Lenkrad, Sportsitze mit Schroth Gurten, Wiechers-Sicherheitszelle

Text & Fotos: Heinz Bauriedelfür Opel Flash 4/2009, reloaded für tuningcars am 3. April 2021