Mit dem süddeutschen und bayerischen Meister Herbert Geyer am Steuer lernte dieses C-Coupé seinen Gegnern das Fürchten. Herbert sammelte in seiner über 16 Jahre andauernden Karriere bei Slalomwettbewerben ungefähr 1000 Pokale. Heute besuchen Mensch und Maschine gemütliche Oldtimertreffen.
„Vor 35 Jahren genügten 110 PS, um die Gegner in Schach zu halten“, erinnert er sich. In seinem Glanzjahr 1985 gewann er den deutschlandweit ausgeschriebenen Matter-Sportpokal und feierte bei 54 Slaloms 48 Siege in den Klassen G2 und G3. Der Unterschied zwischen den Klassen G2 und G3 unterschied sich in den Reifenbreiten. Je nach Teilnehmeranzahl montierte er Serien- oder Breitreifen an den Achsen und sammelte Punkte um Punkte.
Opel und Motorsport wurden ihm quasi in die Wiege gelegt. Von seinem ebenfalls Motorsport-begeisterten Vater übernahm er dessen Rekord A, bis beide der TÜV schied. Dem A folgte kurzzeitig der 97 PS starke und eigentlich zu große Rekord D. Im letzten Vierteljahr seiner Bundeswehrzeit stand dann sein erster Kadett C Coupé auf dem Truppenparkplatz. Der 1,2 Liter Motor des SR konnte ihn allerdings wenig begeistern. Mittlerweile hatte Opel den legendären GT/E auf den Markt gebracht, dessen 1,9 Liter für damalige Zeit überragende 105 PS auf die Kurbelwelle schaufelte. Zum ersten Mal tauchte Herbert im Jahr 1977 mit seinem signalorange lackierten 1,9er GT/E bei Slalomveranstaltungen auf.
Das jähe Ende des Coupés besiegelte ein unaufmerksamer Verkehrsteilnehmer, der die Heckpartie um mindestens einen Meter kürzte. Opels Modellpflege des C Coupés, auf erstem Blick erkennbar an den neben den Scheinwerfern positionierten Blinkern, brachte unter anderem den Rallye 2.0 E auf den Markt. Dieses Coupé in gelb/weiß lackiert und mit 110 PS ausgestattet, bildete die Basis für eine langjährige Erfolgsserie.
Mit härteren Federn aus der GT/E-1000er Serie, gelben Konis sowie Straßen-zugelassenen Kleber RS Sportreifen wedelte er durch die Pylonengassen.
Die Slaloms wurden anfangs der 80er immer schneller und mit dem serienmäßigen Viergang-Getriebe war kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Aus einem verunfallten C Coupé kannibalisierte er das 5-Gang ZF-Getriebe inklusive Kardan. 1989 endete die Homologation für die Gruppe G. 1990 musste für die Gruppe H mehr Leistung her und es wurde Zeit zur Aufrüstung.
Die aufbereitete Kampfmaschine ist ein aufgebohrter 2 Liter Block mit 95,5 mm Kolben und erleichterter 2,0 Kurbelwelle. Feinarbeiten wie um 2 mm aufgebohrte Drosselklappe und deren Umbau auf Kugellager, sowie eine scharfe 295er Nockenwelle, 5 kg-Schwungscheibe, leichtere und polierte Pleuel und weitere Zutaten ermöglichen wesentlich bessere Leistungswerte. Zudem bearbeitete Freddy Schütz den Zylinderkopf des 2,0E. Die passende Auspuffanlage konnte Völkl Motorsport liefern, die 1995 mit einem geregelten Metall-Katalysator ergänzt wurde. 1995 folgt der 2,2i Rekord-Unterbau mit neuen Kolben und dem bisherigen Zylinderkopf. In der im Datenblatt festgehaltenen Konfiguration leistete der Motor auch heute noch 150 PS. Dass die Bremsanlage des Rekord 2,2i zu den besten ihrer Art zählen, liest man immer wieder. Womit das Schlachtfahrzeug einen weiteren Sinn und Zweck erfüllte.
Einige Slalomfans werden sich noch an die blau-weiße Lackierung des Coupés erinnern, wie sie von 1980 bis zu Herberts Ende der Karriere im Jahr 1992 zu sehen war. Seit dem Ruhestand im Jahr 1995 hat das Coupé abgebildete „normale Farbe“ in rauch-grau-metallic, wie sie für Corsa B und Tigra angeboten wurde. Trotzdem besitzt die Maschine nach wie vor die Gene eines Slalomrenners. Der Motor könnte, wenn Herbert wollen würde. Allerdings hat er Fahrwerk und Bereifung auf Zivilbetrieb abgerüstet.
Die Felgengröße betreffend bedeutet Abrüstung nominale Aufrüstung, denn im Normalbetrieb rannte der Kadett auf fetten 14 Zoll-Felgen. Die Verfügbarkeit an Reifen veranlasste ihn auf 8×15 Zoll Felgen hochzurüsten, denn Toyo Proxes in 195/45R15 stellen keinen Händler vor Nachschubprobleme. Ansonsten sieht man dem Coupé nicht an was in ihm steckt.
Unauffälliger Lack, dunkle Heckleuchten und gold lackierte Lenso Räder mit BBS Radkappen, wer sollte dahinter einen Ex-Champion vermuten? Selbst das Interieur hinterlässt einen unauffällig normalen Eindruck. „Das sind unsere Sitze“ vermutet die 400er Fraktion, die bei genauerem Hinsehen feststellen werden, dass die originalen Recaros nachträglich mit dem 400er Textil und Leder an den Schultern bezogen wurden. Zusätzliche Instrumente inklusive der Öltemperaturanzeige hat praktisch jeder einigermaßen sportlich ausgestattete Kadett an Bord. Und wie aus heiterem Himmel erfahren wir, dass der Herbert vor Einbau der Öltemperaturinfo einen Motor heiß gefahren hat. Mit ab Werk gegen Aufpreis kurzer 3,67er Achse ist er nach Nürnberg zum DM-Slalom gedonnert und sich von einem Golf GTi zu einem Zweikampf hat verleiten lassen. Der dritte Zylinder hob die weiße Flagge und Rauch stieg auf. Dennoch schaffte er mit klappernden Motor anzukommen und er nahm sogar am Rennen teil. Ralf Rudolf aus Esslingen ließ Herbert auf seinem Peugeot 205 GTI starten. Ralf gewann die Klasse und Herbert belegte Platz 2.
Opel Kadett C Coupé Rallye 2.0E
Motor: 2 Liter Block mit 95,5 mm Bohrung, bearbeiteter 2,0E Zylinderkopf (Freddy Schütz), Kolben und Kurbelwelle aus 22E-Motor (Rekord 2,2i), Bosch-Transistorzündung, Lexmaul Nockenwelle 295 Grad, Drosselklappe 2 mm aufgebohrt und auf Kugellager umgebaut, einstellbarer Benzindruckregler, leichte Schwungscheibe und Pleuel
Auspuff: Völkl Metall-Katalysator, Völkl Edelstahl Gruppe A
Leistung (max): ca. 150 PS
Kraftübertragung: ZF-5-Gang Schaltgetriebe 1,0, Hinterachsübersetzung 3,18 mit 40er Sperre
Vorderachse: Mattig 005er Federn, Koni gelb, 60 mm tiefer
Hinterachse: Mattig 005er Federn, Koni gelb, 60 mm tiefer
Felgen: Lenso mit BBS-Nabenkappen, 8×15 ET25, va: 15mm, ha: 25mm Distanzscheiben
Bereifung: Toyo Proxes, 195/45R15
Bremsen: Scheiben (246mm) und Sättel Rekord 2,2i, hinten Serientrommelbremse
Weitere Extras: getönte Front- und Heckscheibe, getönte Heckleuchten Lackierung: Rauch-Grau-Metallic (Farbcode 140/96L)
Interieur: Recarositze mit Leder und 400er Stoff bezogen, 32 cm Lenkrad von Momo Corse,
Danksagung: Werner Passing (Bohr-, Fräs-, Dreh- und Hohnarbeiten am Motor)