64er Dodge 330 2-Door-Post-Sedan von Christopher Hahn. Die lückenlose Geschichte des optisch originalgetreu aufgebauten 64er Dodge 330 Post-Sedan füllt einen dicken Ordner. Nach umfangreicher Restauration landet der Dodge in Schweden, wo er mit einem 520 ci Triebwerk auf 554 PS hochgerüstet wird. Unter seinem neuen Besitzer Christopher von den Customizers East aus Oberfranken besteht der Dodge die erste „Meile“ in seiner neuen Heimat
Die im Jahr 1982 gegründeten Customizers East aus dem Landkreis Hof haben mit „East“ insofern zu tun, weil sie in Ost-Oberfranken an der bis Ende 1989 gültigen Schnittstelle von BRD, CSSR und DDR ihr Domizil haben. „Ich suchte jahrelang nach einem frühen B-Body“ erzählt langjähriges Mitglied Christopher, der bis Oktober 2013 ein 69er Dodge Coronet sein eigen nannte.
Von seinem Freund Marcel aus Holland erhielt er ein Angebot über einen in alle Einzelteile zerlegten Plymouth Savoy, der allerdings einen zeitraubenden Neuaufbau nach sich gezogen hätte. Doch der entscheidende Tipp des Holländers war Gold wert: „In Schweden steht ein perfekter 64er Dodge 330“, verriet Marcel, und stellte auf Bitte von Christopher den Kontakt zu Besitzer Anders her. Schwede und Franke einigten sich und nach reiflicher Überlegung wegen der Überführung fand man eine praktikable Lösung. Sam, ein in der Dragracing Szene bekannter Clubkollege bei den Customizers East, machte sich mit Transporter auf den Weg nach Stockholm, um für den beruflich unabkömmlichen Christopher den Kauf zu regeln.
Der in den Staaten lebende Vorbesitzer steckte richtig Kohle in den nur 64.000 Meilen gelaufenen, aber von Rost zerfressenen Dodge. Unter anderem tauschte er alle maroden Teile, ließ er die Karosserie sandstrahlen (Unterboden POR15 coated) und den mit Max Wedge-Komponenten aufgerüsteten 440 High Performance Motor in neuem Glanz erstrahlen.
Der ziemlich nah am werkseitig aufgebauten Super Stock Dodge 330 im Originallack WW-1 White erreichte beim Mopar Belvidere Happening (Chicagoland Illinois) den ersten Platz in seiner Kategorie. Vom Serienmodell unterscheidet er sich durch den Race Hemi Grill. Der Hoodscoop gehörte bei den Max Wedge Versionen zur Standardausrüstung. Auf Grund der B-Säule werden diese Fahrzeuge Post-Cars (Post = Pfosten) genannt. Max Wedge ist die gängige Abkürzung für Maximum Performance Wedge Triebwerke mit keilförmigen Brennräumen, die im April 1962 von Dodge und Plymouth auf den Markt gebracht wurden. Zunächst mit 413 ci, 1963 und 1964 mit 426 ci, wurde das Max Wedge Triebwerk in verschiedenen B-Bodys angeboten und 1965 von den legendären 426 ci Hemi abgelöst.
Legendary Interiors aus Newark (NY) polsterte den Innenraum während der angesprochenen Komplettrestauration. Als äußerst begehrte Option gilt der originale Sun Drehzahlmesser auf dem Armaturenbrett, der heutzutage nur noch für Unsummen erhältlich ist. Das Stewart Warner Instrumentarium wird auch von Post Car Guru Bob Mosher verwendet. Der mit Zolatone Mulitcolor Paint auslackierte Kofferraum lässt ebenfalls keine Kritik am Gesamtkonzept des Mopars aufkommen, zudem sich die Super Stock Batterie hier befindet.
Kaum nach Schweden verkauft, durfte die Maschine zeigen was sie konnte. „Doch ich schaffte nur knapp über 13 Sekunden auf der Viertelmeile“ zeigte sich Anders ein bisschen enttäuscht. Doch mit der 520 ci Stroker-Maschine kommt Leben in die Bude. Jari Konola ermittelte auf seinem Prüfstand 554 PS und ein Drehmoment von satten 650 foot pounds, was über 881 Newtonmeter entspricht. Rennerprobte Komponenten wie Crossram Intake in „Max Wedge Performance“ Optik und Gußkrümmer wurden vom 426 Ramcharger übernommen. Mit 11,84 Sekunden auf dem Strip kehrte bei Anders Zufriedenheit ein
Um dem wuchtigen Drehmoment Herr zu werden, kommt ein aus dem Jahr 1965 stammendes und von Kilpatrick neu aufgebautes TF 727 Torqueflite Getriebe inklusive einer Rennkupplung zum Einsatz. Der Clou der Automatic-Transmission sind die im Armaturenbrett links außen platzierten Push-Buttons, mit denen per Tastendruck das Getriebe gesteuert wird. Die mit 3.91 übersetzte 83/4 Hinterachse sitzt in einem 742 Gehäuse aus dem Jahr 1965. Verdammt schwer zu finden sind die an der Vorderachse montierten 4,5×15 Zoll Studebaker Stahlfelgen, so wie sie Bob Mosher ebenfalls gerne verwendet. Die schmale Diagonalbereifung von 6.70 x 15 steht im Gegensatz zu den Schlappen auf der Hinterachse. Auf um 1 Zoll aufgeschweißte 6,5 x15er A100 K-Wheels zog man L78-15 Cocker Diagonalbereifung auf, die im Fahrbetrieb äußerste Konzentration abverlangen.
Der erste Ausritt auf der „kleinen Meile“ verlief viel versprechend. Obwohl auf Grund technischer Probleme die Rennbereifung hatte nicht aufgezogen werden können, zeigte das Powertriebwerk was in ihm steckt. Diesen 330er wird man bei uns noch öfters begegnen
64er Dodge 330 2-Door Post Sedan
Motor: V8, 520 ci (8521 ccm) Leistung (Prüfstand) 554 PS @ 5000 / 881 Nm @ 4200, A&A 440 port Max Wedge Crossram Ansaugspinne (Intake Manifold), 2x 600 cfm Edelbrock Vergaser, Hydraulische Roller Nockenwelle 1.6 Roller-Kipphebel (rockers) für optimalen Lift, 84cc Edelbrock Aluminium Zylinderköpfe (geportet), Max Wedge Luftfilter, Max Wedge Gusskrümmer (exhaust manifold)
Kraftübertragung: TF 727 TorqueFlite Automaticgetriebe mit push button Schaltung, 10″ Turbo-Action-Wandler mit 3800 stall-speed, Rennkupplung, bolt in sprag und late style input shaft, B & M Getriebeölkühler
Vorderachse: Einzelradaufhängung
Hinterachse:. 83/4, 742 Gehäuse, 3.91 Übersetzung, mit Sperre (sure grip), Superstock Blattfedern (leaf springs), Opinion snubber
Bremsen: vorne Right-Stuff Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen
Räder: vorne 15×4.5 Studebaker Stahlfelgen, hinten 15×6.5 Dodge A100 K-Wheels
Reifen: vorne 6.70-15 coker firestone blackwall Diagonal (bias ply), hinten Cocker Tire L78-15 Diagonal
Sonstiges: Max Wedge Scoop, Stewart Warner Instrumente, Originaler Sun Drehzahlmesser, Super Stock Batterie im Kofferraum, Max Wedge Repro Choke Kabel
OEM Wasserkühler, MSD Zündbox, Elektrolüfter von Mr.Gasket, Max Wedge 3” Auspuffanlage von TTi
Text & Fotos: Michael Kolb für Chrom & Flammen 11/2014, reloaded für Tuningcars am 26. März 2021