Bernd Wolfs Unikat in guten Händen   – 82er Capri III. Im Jahr 1993 startete Bernd Wolf ein ehrgeiziges Projekt. Unter seinen Händen entstand ein verbreiterter Ford Capri mit Flügeltüren und gechoptem Dach. Heute befindet sich der Exote in den Händen von Georg Klughardt, einem engagierten Capri Fan.

Angeblich spielte eine Wette der fränkischen Art den Auslöser. Ein gewisser Custom-Fritz setzte einen Kasten Bier gegen die Realisierung des einzigartigen „Streetwolf“-Projektes. Allerdings hatte der gute Custom-Fritz nicht mit dem Ideenreichtum von Bernd gerechnet, der alle Einzelheiten des zunächst nur in der Phantasie existierenden Gebildes mit dem TÜV abklärt. Im Gedanken, eventuell eine Kleinserie auflegen zu können, baut Bernd ein 1:1-Modell aus Gfk. Er zerlegt das lackierfertige Modell in fertigungsfähige Einzelteile, um davon die Negative für die Produktion von Kotflügeln, Türen, Hauben und dem Dach abnehmen zu können. Der Clou des mit einem Gitterrohrrahmen stabilisierten Prototyps sind die im tiefer angesetzten Dach angeschlagenen Flügeltüren.

Die Problematik liegt nicht nur in der Vergrößerung der Dachhaut, sondern vor allem im Erreichen der geforderten Stabilität. Mittels Vierkantrohren verstärkt er die neuralgischen Stellen im Schweller und in den Säulen. Die über die Scharniere einer Heckklappe des Honda CRX weitergeleitete Kraft stützt sich auf dem Rahmen ab. Die speziell auf die Anforderungen ausgerichteten Dämpfer stammen aus dem Programm der Stabilus GmbH. Auf Grund dieser Maßnahmen bringt das Dach mehr als das Doppelte auf die Waage als das eines herkömmlichen Capris. Weicht die Größe der Fenster ab? Jein! Die vorderen Seitenscheiben können weiterhin verwendet werden. Die Heckscheibe lässt Bernd aus Makrolon schneiden, einem von Bayer entwickelten HiTech-Polycarbonat, das vor allem im Rennsport Verwendung findet. Die hinteren Seitenscheiben messen 5 cm weniger als die eines herkömmlichen Capris.

Die in der Höhe geschrumpfte Frontscheibe muss aus sicherheitstechnischen Gründen extra aus Glas gefertigt werden. Der Streetwolf steht! Doch die Fertigungskosten für eine eventuelle Kleinserie hätten die Kaufkraft der Caprifans weit überstiegen und schließlich wird das Unikat an einen Interessenten in München verkauft. Einige Zeit später verlässt Bernd die Capri Szene aus und konzentriert sich auf die Technik von Fahrgeschäften. Heute stehen seine Venture Simulatoren VS2 und VS14 bei Volksfesten, Konzerten und Promotion Events aller Art.

Der Capri wurde in einer 2003er Ausgabe der Ford Drive angeboten. „Die Karosserie war top in Schuss“, erinnert sich Georg Klughardt, der lediglich die verschrammten Felgen und den total verschlissenen Innenraum bemängelte. Doch zunächst verlangte der lahme 2,8 Liter amerikanischer Ausführung mit 4-Gang Getriebe nach Abhilfe, zudem dessen Kühlaggregate mit der Klimaanlage auf Kriegsfuß standen. Ein speziell von Pichl in Nürnberg gefertigter Hochleistungskühler mit 70er Gitter verschaffte in dieser Beziehung Abhilfe. Blieb noch die mangelhafte Leistung, doch die Lösung lagerte in Georgs Garage, wo ein knapp auf über 3 Liter aufgebohrter Sechszylinder seit Jahren auf einen neuen Träger wartete. Nun war es soweit.

Bevor jedoch der Sechszylinder inklusive einem 5-Gang Getriebe den Flügeltürer beglücken durfte, kümmerte man sich bei Suhe um neue Lager und Dichtungen. Georgs Clubkollege Eddi Blümel (Capri RS 2600) spielte die Rolle des Standesbeamten und verheiratete das überholte Triebwerk mit dem Streetwolf. Eddi stellte fest, dass die Kolben für den Einsatz eines Turboladers geeignet sind. Die aktuelle Leistung des Capris ist unbekannt, denn die Räder rollen erst auf den Prüfstand, nachdem ein Turbolader installiert wurde. Die aus mehreren Komponenten zusammengestellte Gruppe N Auspuffanlage ist ein „echter Wolf“ mit seitlich vor der Hinterachse verlegten 3-Rohr Ausgängen, die nur im Bereich des Fächerkrümmers von Georg modifiziert wurde.

Die 3-teiligen BBS RS Räder zählen zu den Klassikern mit einem phänomenalen Tiefbett im Stil der Achtziger  Die Kotflügel werden von 9×15 Zoll ET-19 mit 205/50er Yokohama ausgefüllt, hinten krallen sich auf 11×15 Zoll ET – 44 montierte, fette 285/40er Walzen in den Asphalt.

Die Premiere des neu aufgesattelten Innenraums war den Besuchern der Classic Mobil 2006 in München vorbehalten. Sattler Cabalbo bezog das Interieur mit dunkelrotem Leder in BMW Qualität. Die blauen Leder-Einsätze in den Sitzen, Seitenteilen und am Lenkrad hingegen stammen aus der Mercedes Kollektion. Die von Bernd Wolf gestaltete Mittelkonsole nimmt drei Zusatzinstrumente auf. Alle Kippschalter wurden nach oben in die schmale Dachpartie verbannt. Das Gefühl in einem Hubschrauber zu sitzen ist allzeit präsent. Abzuheben wäre jedoch die Sache eines Airwolfs. Der Streetwolf  bleibt auf der Straße

TYP: Ford Capri III, Baujahr 1982

MOTOR: V6 3080 ccm, (aufgebohrter 2,8 Liter), K&N Luftfilter, K-Jetronic, Pichl Hochleistungskühler, Leistung unbekannt

AUSPUFF: Fächerkrümmer von CSC, Wolf Gruppe N Eigenbauanlage mit Mercedes-VSD, Ford MSD, Eigenbau-ESD, V2A-Endrohre

GETRIEBE: Verstärktes 5-Gang-Getriebe (Suhe) mit Schaltwegverkürzung

FAHRWERK: Bilstein Komplettfahrwerk, 15mm Distanzscheiben (va)

BREMSEN: Innenbelüftete Scheibenbremsen und Bremskraftverstärker Granada 2,8 / Trommelbremsen

RÄDER: Hochglanzpolierte, 3-teilige BBS-RS Felgen mit Yokohama AVS, 9×15 Zoll ET-19, 205/50/15 (va), 11×15 Zoll ET-44, 285/40/15 (ha)

KAROSSERIE: Komplettumbau von Wolf-Styling auf GFK auf Gitterrohrrahmen, Dach um 6cm gechopt, , GFK-Flügeltüren, Scharniere Honda CRX, Stabilus Dämpfer, Sportspiegel von innen verstellbar und in Karosserie einlaminiert, Motorhaube, Kotflügel und Heckklappe mit integriertem Heckspoiler komplett aus GFK, Seitenschweller verstärkt, hintere Verbreiterungen Werksturbo, Heckschürze und Frontspoiler einzeln angefertigt und in Karosserie einlaminiert, Heckscheibe und hintere Seitenscheiben aus Plexiglas, BMW E30 Frontscheinwerfer, Lackierung (Eigenmix) und Airbrush Uwe Rogoll

INTERIEUR: Innenraum komplett in rotem BMW Leder, blauem Mercedes Leder von Sattlerei Cabalbo, Recaro Sitze, Leder Wolf-Styling Armaturenbrett aus GFK mit Zusatzinstrumenten, Wolf-Styling Mittelkonsole aus GFK, Dachkonsole mit diversen Elektroanschlüssen

Text & Fotos: Michael Kolb für Ford Drive 09-10/2007 – reloaded für Tuningcars.org am 23.03.2021