So soll es sein, so soll es bleiben – 92er Astra F GSI. „Nach fast 15 Jahren Schrauberei hat mein Astra den finalen Stand erreicht“ verspricht Dominik Ecksteins seiner Freundin Veronika und sich selbst. Motivation zur letzten Phase sind Steinschläge und gerissener Spachtel. Schließlich regnet es küblerweise Airbrush zum Abschluss.

Dominiks Astra zählt zu den bekanntesten Opels in der Szene. Er glänzt auf Messen und Ausstellungen, steht im Finale bekannter Wettbewerbe und nimmt erfolgreich an den größten Opeltreffen teil. Nicht nur im Land und bei Opeltreffen feiert er Erfolge. Als einziges deutsche Fahrzeug bis dato kehrt er mit einem Pokal des 2006er Tuningtreffens während Autoshow Prag nach Bayern zurück. Seine „Zeitungskarriere“ beginnt nach einem Totalschaden Ende der Neunziger und Neuaufbau in der Opel Club & Trend unter dem Titel „electric orange“ (siehe Chronik am Ende). In unregelmäßigen Abständen folgen in verschiedensten Magazinen „Arbeitsfortschrittsberichte“. Insgesamt zerlegt der Installationstechniker den Opel 5-mal in seine Bestandteile, um ihn mit neuen Ideen ausgestattet wieder aufleben zu lassen. „Genau darin liegt ein Problem“, informiert Dominik. Die vielen Demontagen greifen die Substanz des Fahrzeugs an. Das Material arbeitet. Die Schrauben werden ausgeleiert und das Justieren der Spaltmasse gelingt immer schwerer. Zudem ist sein Astra ein vollwertiges FahrZeug, keine Standuhr, die per Hänger zum Zielort und zurück geschippert wird.

Antreibende Kraft im Motorraum ist der altbewährte 2-Liter 8-Ventiler, den Dominik und sein Kumpel Bernd mit einer Einzeldrosselanlage von dBilas ausrüstet. Bei 16-Ventilern ist die Technik durchaus üblich, ein C20NE Motor mit Einzeldrosselklappen gilt ehr als Rarität. Vollbeladen mit Dachbox lässt er gerne schon mal 16 Liter auf 100 Kilometer durchlaufen, was wiederum bei geringer Kilometerleistung im Jahr durchaus zu verkraften ist.

Ohne auf die in verschiedenen Phasen durchgeführten Änderungen eingehen zu wollen, fassen wir zusammen: Dieser Opel besitzt alles, was in der Szene der privaten Tuner lieb und teuer ist. Die Höhe des Fahrzeugs wird mit einem H.A.S Luftfahrwerk per Fernbedienung nach Belieben eingestellt. Die Türen schwenken schräg nach oben. Kaum hatte KW Automotive die LSD-Scharniere für Astra  auf den Markt gebracht, stand Dominik mit der Bohrmaschine neben der A-Säule. Der Rieger Infinity II Breitbaukit wird an der Front von einer Lumma Schürze und Vauxhall Grill ergänzt. Nach diversen Felgengrößen und Designs fällte Dominik seine Entscheidung für 17 Zoll Kerscher KCS in maximalen Breiten und minimalen Einpresstiefen. Proppensatt scheint der Astra mit seinem Tiefbettfelgen bei abgesenktem Fahrwerk auf der Straße zu kleben. Scheinwerfer (devileyes), dunkle Heckleuchten (Lexmaul), sowie Detailarbeiten an der Karosserie vervollkommnen das Bild eines repräsentativen Tuningcars der obersten Kategorie.

Die vielen Steinschläge im mit Airbrush geschmücktem Canyon Pearl Metallic, sowie Risse am Übergang von Schweller zu den hinteren Verbreiterungen missfallen Dominik. Sparfüchse wären dem Übel mit „Smart Repair“ auf den Pelz gerückt. Dominik jedoch bittet Klaus Kübler um Rat. Der Airbrusher aus der Heilbronner Gegend schlägt passend zum Innenraum den Audi Q5-Lack „Epanema Braun“ vor. Dominik schwärmt von Motiven aus „Transformer“, was wiederum Kübler als „zu digital“ einstuft. Schließlich war es Freundin Veronika, die Motive aus dem 2004er Science Fiction „Chronicles of Riddick“ abfotografiert und zusammen mit Klaus Kübler imaginär über den Astra verteilt. Die Zeit drängt: Der Pirelli Tuning Award steht vor der Tür. Über 300 Stunden verbringt Kübler in seinem Studio, wobei er den Riddick Motiven einige Nächte opfert. „Ein komplettes Motivbild auf das Dach zu zaubern war ein Novum für mich und meine Bandscheiben“ erinnert sich Kübler. Die fertigen Einzelteile holt Dominik ab, um letztendlich den Astra in seiner Garage zu komplettieren.

Tuningwettbewerbe sind wie Fußballspiele. Es gewinnt nicht unbedingt die Mannschaft mit dem höchsten Trainingsaufwand und den teuersten Spielern, sondern diejenige, die die meisten Tore schießt, sprich, von den Juroren die höchste Punktzahl erhält. Abgeschlagen landet der Astra im Mittelfeld, während Autos mit weit weniger aufwendigen Tuning-Accessoires weit höher bewertet werden. Würde die Anzahl von Monitoren im Eigenbau-Armaturenbrett, würde zweifarbiges Alcantara und ein durchtrainierter Kofferraum mit noch mehr Monitoren und flankierenden Woofern stets höher bewertet werden, als schlichte Eleganz, nie täte das Wettrüsten ein Ende finden. Nach über 100 Pokalen hat Dominik genügend in den Astra investiert. Nur eine kleine Erweiterung ist vorgesehen, nämlich ein Front-Kondom gegen Steinschläge. Seiner Veronika hat er versprochen, nur noch zur Gaudi mit seinen Kumpels Treffen zu besuchen. So soll es sein – so soll es bleiben.

Opel Astra F GSI  (1992)

Motor:  2 Liter 8V (C20NE), Lexmaul RAM, DBilas Einzeldrosselanlage, Bonrath Powerrohr, Motoroptik mit Chrom, Gold und Wagenfarbe

Auspuff: Lexmaul Fächerkrümmer, Formel K Gruppe A mit 2x76er Endrohren

Leistung (eingetragen): 96 Kw (130 PS)

Kraftübertragung: 5-Gang Serie

Fahrwerk:  H.A.S (Hesse Airride Systems) Airride mit Fernbedienung, zwei 11,5 Liter Lufttanks, 2 450er Kompressoren

Felgen (Herst./Größe): Kerscher KCS 9×17 Zoll ET35, 5mm Distanzscheiben (va), 10×17 Zoll ET4 (ha)

Bereifung (Herst./Größe): Hankook Ventus S1 evo,  215/40R17, 245/35R17,

Bremsen(vo/hi): Scheiben/Scheiben

Weitere Extras: Lumma Front, Vauxhall Facelift-Grill, FK Rieger Infinity II Breitbau-Kit (Seitenschweller, hintere Radläufe, Heckschürze), LSD Türen, Lexmaul Rückleuchten, ATU Dachbox auf Opel Grundträger, Sonar Devileyes, Bonrath Einarmwischer, Lackierung: Epanema Braun (Audi Q5), Riddick Airbrush (Kübler)

Interieur: 2-Sitzer, Recaro Halbschalensitze mit Schroth Automatic-Gurten, 32-cm Momo Millenium -Lenkrad, Kadett GSi LCD Tacho, Raid Schaltknauf und Handbremshebel, Wiechers Bügel, Kunststoffteile verchromt, Alcantara (schwarz und Wagenfarbe), ZV und elektrische Fensterheber nachgerüstet, Eigenbau Cockpit

ICE:, Zenec DIN-Radio, Cockpit:  2×7 Zoll Tft Monitore, Türen: 2-Wege System Rockford, Heckklappe: 2x16er JBL-Systeme, Kofferraum: 4 x 7 Zoll Zenec Monitore, 2 x 15 Zoll Emphaser Woofer, Ground Zero Endstufe, Rockford Monoblock

Danksagung: Bernd Träger (Technik, Mechanik) ,Edgar Zimmer (Lackierung), Klaus Kübler (Airbrush) Heiner Fleischer (Sattler), Christian Donath (HiFi), Freundin Veronika und den Eltern

Text & Fotos: Heinz Bauriedel für Opel Flash 7/2012, reloaded für Tuningcars.org am 20. März 2021
Chronicle of Dominiks Astra: Opel Club & Trend 4/2003, Text und Fotos: Michael Kolb
Chronicle of Dominiks Astra: Opel Tuning 03/2004, Text und Fotos: Mirko Koenig, Miroslav Koscinsky
Chronicle of Dominiks Astra: Autotuning 8/2005, Text und Fotos: Michael Kolb (die Überschrift war keine Ruhmes Tat, Herr Kolb)
Chronicle of Dominiks Astra: Opel Tuning 07/2007, Text und Fotos: Mirko Koenig, Miroslav Koscinsky