VW Passat Limousine – ist das nicht ein urkonventionelles Fahrzeug, das mit Tuning soviel zu tun hat, wie ein Rentner mit der Disco am Stadtrand? Marco Röhring zeigt uns das Potential seines 99er Passats Typ 3B.

Die große Show im VW-Lager gebührt Golf und Polo. Niemand erwartet irgendwelche Wunderdinge von einem Passat, obwohl sich die Limousine für individuelle Umbauten hervorragend eignet. Nicht das Angebot an Kaufteilen ist entscheidend, sondern die Ideen des „Produzenten“, in unserem Fall die des Energieelektronikers Marco. Der Leipziger sorgte bereits vor zwei Jahren mit seinem damals rot lackierten Passat (www.derPassat3B.de) bei VW- und markenoffenen Treffen für Aufsehen. Die Zahl der Pokale wuchs jährlich, doch im Lauf der Zeit wurde es langweilig, die Trophäen immer in das gleich aussehende Auto einzupacken und schließlich kamen Luftfahrwerk und Tribals in Mode. Also wurde nachgefasst.

Die Karosserie lebt von der „cleanen Perfomance“ in Verbindung mit der hypergeilen Lackierung von Spectacolor. Bereits vor vier Jahren wurde die Karosserie ihrer Überstände, Sicken und Mulden beraubt, in allen Bereichen glattgebügelt und auf eine rote Ice-Pearls Lackierung mit gold-grünen Funkel vorbereitet. Die wie im „Tuningfake-Studio“ gemalten Schürzen sind störungsfrei. Die Front der Modellpflege 3BG mit Xenon Lichter und Haube verlangte ein Umschweißen der Längsträger. Natürlich besitzt die Frontschürze keine Bestellnummer, sondern wurde aus der Heirat der Passat-Stoßstange mit dem Unterbau von JE-Design geboren. Das spoilerfreie Hinterteil erzielt seine Wirkung durch die Verlängerung der hinteren Dachhälfte. Die verkleinerte Heckscheibe wirkt wesentlich spannender und in Verbindung mit den ebenfalls verkleinerten Heckleuchten wirft er Passat einen „Bösen Blick“ direkt auf die Pupillen des Hintermanns. Im Alleingang sind derartige Änderungen kaum machbar. Der Mann hinter dem Schweißgerät nennt sich Ronny Birkmann, ein gelernter Lackierer. Marco Moschner (Spectacolor) ließ unterhalb der passat`schen Gürtellinie den roten Effektlack verschwinden und brachte die Tribals in Freihand-Technik auf.

Rot Weiß Leipzig ist eigentlich ein Tanzclub. In diesem Auto ist Rot-Weiß Leipzig eine Kombination beider Farben zu einem stimmenden Gesamtkonzept. Von einer Sattlerei verarbeitetes Leder markiert die weißen Flächen von Cockpit, Seitenteile, Sitze und Himmel. Die Umrandungen der Details aus rotem Samt bilden den sorgfältig auserwählten Kontrast, sogar am Dachhimmel beweisen rot lackierte Tribal die Begeisterung für Eigenbau aus GFK. Natürlich entsprechen Armaturenbrett und Cockpit nicht mehr denen eines 99er Passats. Zerklüftetes Interieur wurde in glatte Flächen verwandelt und mit Infotainment bestückt, von dem dieses Auto im Überfluss zu besitzen scheint. Monitore in den Kopfstützen. Monitore in der Mittelkonsole und im Kofferraum, wobei letzterer nicht mehr zur Gepäckaufnahme geeignet ist. Zwei fette, in GFK Hüllen eingepackte 30er Woofer bestimmen das Szenario, welches von Spectacolor mit filigranen Zügen aus der Luftpistole verfeinert wurde.

Um ganz vorne mitmischen zu wollen, zählt der Einbau eines Luftfahrwerks zu den „Muss-man-haben“ Punkten. Aus der Sicht des „einmal Installateurs“ Marco war  das Verlegen der Leitungen und vor allem das luftdichte Abschließen die Herausforderung des Einbaus. Der Lohn der Angst ist ein Verstellbereich von ungefähr 15 cm, wobei in der untersten Stufe die Räder tief in die Radhäuser eintauchen dürfen. Ein Sachse fährt auf Bayern ab. Die 3-teiligen Kerscher CS aus dem Süden der Republik zeigen sich mit  9,5×18 und 10,5×18 Zoll punktgenau auf den Passat abgestimmt und das nicht nur in der Dimension. Sterne und Betten gönnten sich ein Chrombad und wurden nach ihrer Rückkehr aus der Galvanik mit güldener Verschraubung beglückt.

Sämtliche Aggregate im Motorraum durften in der Galvanik baden gehen. Der Motor hinterlässt den Eindruck, als ob Marco seine Entscheidung nach militärischen Muster getroffen hat: „Goldanwärter rechts raustreten, die Chromer links und Abmarsch zur Veredelung“. Die Rückkehr von Schellen, Schrauben und sonstiger Anbauteile verwandelte den vormals rot lackierten Maschinenraum in ein glänzendes ElDorado. Wer fragt hier nach Leistung? Der 1,8 Liter 20V Benziner erfuhr eine Optimierung, die im Wesentlichen den Einbau frischer Dichtungen und Lager umfasste. 130 PS reichen locker aus für ein gemütliches Cruising. Leute ihr wisst doch, dort wo jeder kleine Steinschlag heftige Schmerzen verursacht, liegt der Wahnsinn nicht am Leistungsprüfstand.

VW Passat Typ 3B, Baujahr 1998

MOTOR: 1,8 L 20V Benziner, 130 PS, Motoroptik: Spritzwand, Seiten, Motorhaube innen, Dome, Schlossträger gecleant, Ansaugbrücke, Ventildeckel, Domstrebe, Lüfterräder, Spannrolle, Schrauben und Schellen vergoldet, Lichtmaschine, Ölfilter, Zündkerzenverteiler, Motorstützen, Öldeckel, Ölwanne, und diverse Bleche und Kleinteile verchromt,

RÄDER: 3-teilige Kerscher CS, Sterne und Betten verchromt, Schrauben, Radboldzen und selbst gedrehte Felgendeckel vergoldet, Goodyear Eagle, VA: 9,5×18 Zoll ET22, 225/40-18, HA: 10,5×18 Zoll ET22, 10mm Distanzscheiben, 255/35-18

FAHRWERK: G.A.S Luftfahrwerk, 15 cm Verstellbereich,, großer Kompressor, 20l Tank

AUSPUFF: VSD Ersatzrohr, Remus Endschalldämpfer

EXTERIEUR: Frontumbau Modellpflege Passat 3BG inklusive Xenon, Heckklappe 3BG, Frontschürze Original plus JE-Design, Dach um 20cm verlängert, Komplettes Cleaning (Dachsicken, Schutzleisten, Logos, Griffleisten, Schlösser), A6 Türgriffe ohne Schloss, Klarglasrückleuchten von in.pro um 9cm gekürzt, Radläufe geweitet (va: 2cm, ha: 4cm), Lupo Außenspiegel, Ice Perles Sonderlackierung mit Airbrush (Spectacolor),

INTERIEUR: Weißes Leder von Latusek (Gera), Teppich, Lenkrad, Schaltknauf roter Samt, Instrumententafel mit weißen Zifferblättern Eigenbau, vergoldete Pedale, Sony XR-M500 Steuergerät, Magnat Combat 900 4-Kanal Endstufe, Original-Lautsprecher in Türen, Infinity 3-Wege System im Hutablage, 2 Pioneer Subwoofer im Kofferraum, LCD Monitor im Armaturenbrett, 2 directetvideo Monitore in Kopfstützen, Legacy Monitor im Kofferraum, DVD Player im Armaturenbrett, Kofferraumausbau aus MDF und GFK,

DANKE AN: Ronny, Maik Renner, Frances, marko, meinen Eltern Christa & Manfred

fotografiert am 2. September 2006 in Leipzig für Autotuning 11/2006
fotografiert am 26. Juli 2009 in Weiden beim NEW Styler Treffen für VW Scene 5/2010

reloaded für Tuningcars.org am 15. März 2021 mit Text für Autotuning