Lieber eine viertürige Limousine als ein Coupé 16V. Normalerweise stehen die Opelfans auf fette Motoren mit Leistung bis zum Abwinken. Franky Busch spielt sein eigenes Spiel. Er zog den Kadett C 1200S einem Coupé mit 16-Ventil Motor vor. Die Limousine gehört ihm seit dem 16. Lebensjahr.

Beamen wir uns zurück in das Jahr 2001. Der vom Elternhaus her Opel-Infizierte Franky war gerade 16 geworden und besuchte sein allererstes Opeltreffen in Neudorf (bei Oberwildenau). Die Vielzahl an Kadett C in allen Variationen erweckten in ihm das Will-Auch-Haben-Gefühl. Kurze Zeit später meldete er sich als Mitglied bei den Opelfreunden Black Angels in Nabburg an. Er wurde ein begeisterter Leser der Opel Flash und begab sich auf die Suche nach den „richtigen“ Auto. Kadett Limousine oder C Coupé? Beide Fahrzeuge bot ein Verkäufer in den privaten Kleinanzeigen einer Tageszeitung gleichzeitig an. Von Armin Rauch, dem damaligen Vorstand der Black Angels, ließ er sich  „hinti Richtung Tscheche“ kutschieren. Die Frage verdichtete sich: Signalrotes Coupé mit 16-Ventiler oder die blaue 1200N-Limousine? Obwohl Franky zu diesem Zeitpunkt noch keine Fahrlizenz besaß, fällte er innerhalb wenigen Sekunden seine Entscheidung pro Limousine.

Der am 21. Juli 1977 zugelassene Kadett C 1200N gehört zu den frühen Modellen nach der Modellpflege, erkennbar an den neben den Scheinwerfern sitzenden Blinkern. Lediglich an Türen und Motorhaube angegriffen, präsentierte sich das Fahrzeug in akzeptablem Zustand. Um jedoch einen sehr guten Zustand zu erreichen, kam der Kadett nicht um eine Teilrestauration herum. Freilich wollen wir nicht verheimlichen, dass Franky, Porzelliner bei einem großen Porzellanhersteller in Weiden, auf einige Helfer zurückgreifen konnte. Der Stöckls Markus beispielsweise, bekannt durch seinen Top-Chop Kadett, machte sich beim Neuaufbau nützlich. Originallack  „Signalblau“ oder ein zur damaligen Zeit moderner Effektlack, stellte sich die Frage. Bereits angesprochener Armin Rauch lackierte den Originallack, was siche heute, viele Jahre später, als gute Entscheidung erweist. Als einziges, die Karosserie von Original unterscheidendes Anbauteil, steht der Kamei Frontspoiler im Datenblatt. Der hat nämlich schon vor Facebook-Zeiten von Franky ein „gefällt mir“ erhalten.

Jahrelang rollte die Limo mit 7×13 Zoll ATS Classic Felgen durch die Lande. Zu seinem 30-jährigen Geburtstag schenkte Franky sich selbst, besser gesagt dem Kadett, schön anzusehende Tramont TY2 Felgen in 7×13 und 8×13 Zoll. Auch die ehemals 50mm Tieferlegung rückte nochmals um 2 cm gen Asphalt, so dass das Auto heute gemäß seinen Worten „a scheeins Buildl“ abgibt.

Vor einiger Zeit hatte sich die nominell 55 PS starke N-Maschine wegen Hitzeproblemen verabschiedet. Franky blieb seiner Linie treu und bevorzugte anstatt dem Einbau einer Kampfmaschine wieder einen OHV, nämlich den S-Motor mit vergleichsweise dezenter Leistungssteigerung auf 60 PS in Serie. Zufällig  hatte WDS-Tuning die Maschine auf Lager, doch ein bisschen mehr als 60 Pferde sollten es schon sein. Ein 40er Weber DCOE ersetzt den 35er Solex Vergaser und die von einem 2-Liter geraubte Völkl-Auspuffanlage bringt und klingt nach mehr. Da der Auspuff ohne operativen Eingriff übernommen werden konnte, kümmerte sich WDS-Tuning auch um die Anpassung am Hosenrohr. Irgendwo soll die Leistung bei glaubwürdigen 65 bis 70 PS liegen. Und irgendwie wird die Leistung von der Optik übertroffen. Diverse Deckel, Riemenscheiben, Türbolzen und die Galerie durften die Galvanik von Gold Parts besuchen. Dennoch ließ der Exitus des 1,2 N Franky keine Ruhe. In der abmontierten Ölwanne entdeckte er unter anderem diverse Kolbenringe und Restbestände von Schrauben.

Relativ originalnah zeigt sich auch der Innenraum. Seriensitze mit blauen Hosenträgergurten sind typisch für Frankys Kadett. Freilich entsprechen weder Instrumentarium, noch das 30cm Raid Lenkrad dem Urzustand. Einerseits opferte ein GT/E seinen Tacho und den Drehzahlmesser. Die Mittelkonsole hingegen wurde um den Viererblock aus einem SR erweitert. Und ein bisschen Krach gehört auch dazu, wenn auch die Anlage nicht unbedingt für Wettbewerbe geeignet ist. Der Kadett ist zumindest öfters im Rennen, wenn es um Jubelkelche bei Opel Treffen geht und die Heimfahrt mit kleinem Gepäck stattfindet.

Dass Wackeldackel Waldi im Fahrbetrieb nickenderweise seine Zustimmung kundtut, macht den Besitzer glücklich. Es ist eben ein guter Hund eines guten Herrchens in einem guten Auto.

apropos Waldi: Der Waldi im Hintergrund gefiel mir nicht, weil die Silhouette ehr zum Coupé als zur Limousine passt. Also sprach ich zu Franky: Entweder du gehst rinter und holzt den Wald ab, oder ….
…. oder ich muss mich tieferlegen

Opel Kadett C 1200 N (1977)

Motor:  1196 ccm OHV, (S-Motor nachgerüstet), 40er Weber DCOE Doppelvergaser, Motoroptik, 

Auspuff: Völkl Auspuffanlage (aus 2-Liter 8V) am Hosenrohr angepasst

Leistung (max): 70 PS

Kraftübertragung: 4-Gang Schaltgetriebe

Vorderachse:  KAW Federn ca. 80mm, Koni Dämpfer

Hinterachse: KAW Federn ca. 80mm, Koni Dämpfer

Felgen:  Tramont TY2 in 7×13 ET25, 8×13 ET15

Bereifung:  Conti Sport 195/45×13

Bremsen: Scheiben / Trommeln

Weitere Extras: Kamei Frontspoiler, Lackierung: Signalblau,

Interieur: 30er Raid Sportlenkrad, H-Gurte, Tachoringe, GT/E-Hauptinstrumente SR-Zusatzinstrumente (Volt, Öldruck, Temp, Tank)

ICE: Alpine Radio, Lautsprecher Rockfort Fosgate, 1X5 Kanal Endstufe Kenwood, 2×30 er Rockfort Fosgate Push P2

Danksagungen an: Xavier, Armin Rauch, Markus Stöckl ,Christian, Thomas, WDS-Tuning, Gold Parts

fotografiert von Heinz Bauriedel am Flughafen Pegnitz am 15. Mai 2016 beim Opeltreffen; erschienen in Opel Flash 4/2017; reloaded für tuningcars.org am 8. März 2021