„Der Commodore A ist das wahrscheinlich schönste Coupé, das Opel je gebaut hat“, wird auf einer Internetseite behauptet. Wolfgang „Luggi“ Müllers 67er Commodore tritt den Beweis dafür an.

Mopar (motor parts) bezeichnet ursprünglich das von Chrysler gegründete Unternehmen zur Sicherstellung der Teileversorgung für die hauseigenen Motorsport- und Tuningabteilungen. Verweilen wir in Detroit. Schlagen wir den Bogen herüber zum GM-Konzern, der in den Sechzigern fantastische Autos wie den Chevy Camaro SS und auf den US-Markt warf. Die deutsche Schwester „Opel“ durfte am optisch aufregenden Hüft-Aufschwung teilhaben. Der Rekord C war ein auf europäischen Radstand und Geschmack mutierter Chevrolet mit einer fantastischen Linienführung und einer außergewöhnlich sexy geformten Hüfte im so genannten Coke Bottle Style. 1967 zählt zu den letzten „guten Jahren“, bevor die Ende 1973 einsetzende Ölkrise den Benzinschluckern den Garaus machte, den Schwung aus den Karosserien herausnahm und glattflächige Langweile als Ergebnis aus dem Windkanal proklamierte.

1967 erweiterte Opel das Rekord-Modellprogramm nach oben durch den generell mit Sechszylindern ausgestatteten Commodore A. Vor uns steht sozusagen Opel-Kult pur, ein 1967er Commodore A der allerersten Generation. Wolfgang, von Beruf Hubschraubermechaniker bei Eurocopter Donauwörth und zuständig für den Sikorsky CH-53 Baujahr 1967, weiß, wie man den Beat der Sechziger zum Abheben bringt.

Ersatzteileträger „Schlachtkarosse 2“

Der Commo war ein Blender in rollfähiger Rohkarosse ohne Motor, erinnert sich unser Helikopter-Spezialist. Der Preis stimmte, weil er das Auto inklusive zweier Hänger voller eBay-fähiger C-Coupé Teile aufkaufen konnte. Zwar zeigte sich der Unterboden des Commos löchrig wie Schweizer Käse, dank der „Traktor-Fraktion“ konnte der Unterboden in Neuzustand verwandelt werden Kumpel Micrig aus dem Schlepperbau von Fendt fertigte Blechprofile für die Schweller und der Bodengruppe. Auf der Suche nach Motor und sonstigen Ersatzteilen stieß Wolfgang auf einen Opel-Freak, der fünf Monzas (!) auf einen Schlag loswerden wollte. Selbst dieser Deal entpuppte sich als akzeptables Geschäft. Einer der Monzas im unverbastelten Originalzustand mit nur 50.000 Kilometer fand sofort einen Käufer.

Ein weiterer Monza besaß einen getunten Motor mit eingetragenen 171 Kw, dessen Maschine sprichwörtlich von Mo nach Co wanderte. Nach der ersten Probefahrt schoben sich die Kurbelwellenlager übereinander, nichts ging mehr. Ein neu gelagerter Motorblock brachte den Commodore auf die Straße zurück, der heute fast so gut wie seine Amerikanischen Brüder klingt. An den vergrößerten Krümmer schließt sich eine Gruppe A Eigenbau-Anlage an, deren Töpfe vom Vectra A (vorne) und aus dem US-Car Shop (hinten) stammen. Der Sound des Sechszylinders blubbert nahezu ungefiltert aus zwei Supersport-Endrohren.

Vorne tief, hinten extrem hoch. Vorne 14 Zoll, hinten deren 15. Bei modernen Autos wäre diese Konfiguration auf Grund eines kreuzweise geschalteten ABS nicht machbar. Die Seitenansicht des Commodores verdeutlicht die extreme Keilform. In Internet-Foren hatte es sich herumgesprochen, dass die Federn der Mercedes W123 Serie (Vorgänger der E-Klasse) gute Dinge leisten können. Wolfgang kombinierte an der Vorderachse gekürzte 300er Diesel Spiralen mit roten Konis für Chevy Camaro. Die relativ zivilen 7×14 Zoll Cragar Super Spoke  mit 195/45er Falken erleichtern die Rangierarbeit im Vergleich zu Superbreitreifen. Obwohl die Federn des 230er Benziners einige Windung verloren, reckt der Commo sein Hinterteil in die Höhe. Knackige 15 Zöller mit 225/50er Champiros lassen ihn  wie einen Dragster auf dem Asphalt stehen. Trotz der breiten Radnaben des Monza GSE waren keine Karosseriearbeiten notwendig.

Die optische Performance des Commodores täuscht nicht über technische Erfordernisse hinweg. Negative Beschleunigung gewährleisten Diplomat V8 Sättel an der Vorderachse, kombiniert den bereits angesprochenen Radnaben und Scheiben des Monza GSE. An der Hinterachse kommt  Commodore GSE Technik mit den großen Radbremszylindern zum Einsatz. Kein Teil blieb unangetastet. Wolfgang versetzte beide Achsen in quasi Neuwagenzustand. Traggelenke wurden getauscht, alle Gummis und Buchsen durch Neuware ersetzt. Sogar die Servolenkung aus einem der Monzas kombinierte er mit dem Lenkgetriebe des Omega A 3000. Die Druckschläuche stammen natürlich aus der Helikopter-Produktion.

Lieber Original mit Patina als Massenware, lautet Wolfgangs Maxime in Sachen Interieur. Das rote Serienleder zeugt von guter Pflege und das Lenkrad erkennen Opel GT Piloten auf ersten Blick. Selbstverständlich wurde das magere Instrumentarium des ex-2,5 Liters im Bereich Tacho auf GSE-, in der Mittelkonsole auf GT/E Standard aufgewertet. Die Konsole ist eine selbstgebaute Kombination aus Ford (Granada) und Commodore Teilen. Car HiFi findet statt. Krawall aus Lautsprechern in einem 67er ist jedoch so uninteressant, als ob in Korea ein Sack Kia vom Band fällt.

Don Commo Luggi Müller
Commodore A Coupé, Baujahr 1967

MOTOR: Reihensechszylinder 2935 ccm, (Typ 30E aus Monza A), modifizierter Monza Ansaugkrümmer, Zylinderkopf C30NE, Ein-, Auslaß vergrößert, 296er Imotec H12 Sportnockenwelle, Ventilfedern verstärkt, Nockenwellenrad einstellbar, Ventile 45mm Ein, 41mm Auslaß, Motoroptik, vergrößerter und bearbeiteter 30E Krümmer, Gruppe A Eigenbau (63,5 mm) mit Bastuck VSD (Vectra A), Auspuffbirne (US-Car) , Supersport 2×70 Endrohre, 265er 5-Gang Getrag mit verstärkter Sachs-Kupplung

KAROSSERIE: Restaurierte Originalkarosserie, selbst gefertigte Blechteile, Lackierung RAL 9005 Tiefschwarz, schwarze Scheinwerfer, Blinker

FAHRWERK: Va: Gekürzte Mercedes W123 300D Federn, Koni rot Dämpfer (Cheyv Camaro), gekürzte Mercedes W123 230 E Federn, Ha: Koni Gelb (Manta /Ascona B), Tieferlegung -120, + 30), Achsen überholt, neu gelagert, va: Cragar Super Spoke 7×14 ET -6, 195/45 R14 Falken, ha: 8×15 ET -20, 225/50 R15 GT Champiro, Va: Diplomat V8 Bremssättel mit Monza GSE Scheiben und Radnaben, Ha: Commo GSE Radbremszylinder mit Druckminderer

INTERIEUR/MUSIK: Rotes Leder (Serie), Commo GSE Tacho, Rekord 2,2 Drehzahlmesser, Manta A GTE Zusatzinstrumente; Mittelkonsole Eigenbau aus Commodore und Ford. Sony XR-C200R Steuergerät mit 10-fach Wechsler (Kofferraum), vorne Pioneer 2 Wege Ts-G1348 (120mm), hinten Crunch USA 3 Wege Drive CDS693 CX (6“ x 9“)

DANKE AN: Hallenkollegen Micrig, Tom, Kundl, Stefan, Vroni und Traudl, Opel Autohaus Böttcher in Rain/Lech, PS-Autoteile, OHF Opel Hecktriebler Forum

Text: Mirko Koenig, Fotos: Miroslav Koscinsky für Opel Tuning 8/2007, reloaded für Tuningcars Februar 2021