Kein Plastik, keine Spoiler, no fucking airride. Einfach nur – Oldschool pur. Folge dem Oldschool Boulevard und du wirst Heb City nicht verfehlen. Du stehst vor einer mattschwarzen Fahrmaschine auf breiten Walzen, in denen sich rote Ratten wie Hamster im Laufrad drehten. Wage es nicht, Hauben oder Türen zu öffnen, ohne dich zuvor mental des Tunings von der Stange befreit zu haben. Ricky Hebs Kadett City ist ein Meisterwerk aus der Oldschool und Tattoo Szene.
Rickys Schritt von B-Kadett zum C-Kadett war die logische Konsequenz einer Erfolgsgeschichte. Ungezählte Pokale errang seine zwischen 1998 und 2001 aufgebaute Kadett B Limousine in Beige, meist mit unisono lackiertem Wohnanhänger auf Tour: Deutscher Meister bei Irmscher, Vize-Europameister zur Tuningworld Bodensee. Kurzum, das Gespann kannte jeder. Und urplötzlich lief Ricky ein giftgrüner City eines Kumpels über den Weg, der im typischen Tuningstyle seiner Zeit bereits 1995 den Weg in die Flash gefunden hatte. Die hervorragende Basis rettete den City nicht vor einer totalen Demontage, um Jahre später in komplett frischem Layout den Zeitgeist der aktuellen Dekade zu repräsentieren.
„Oldschool stammt aus der Hot Rod und Tattoo Szene“. erklärt Ricky, Pressesprecher der Letzten Luden e.V. Die visuellen Elemente unterscheiden sich kaum voneinander. „Mattschwarz, rot und weiß sind die drei typischen Basisfarben“ fährt er fort. Pinstribes, Iron Cross, Totenköpfe, gebrushte Frakturschrift, werden garniert mit Ikonen wie Lady Luck. Die 13 ist die Glückszahl der Oldschooler. Die schwarze 8, die letzte Kugel des Billard, bedeutet „keine Angst vor dem Tod“. Der die 8 trägt, der fällt als Letzter. Die 76 gilt als purer Kult, abgenommen einer nicht mehr existierenden Tankstellengruppe, die in alten Filmen entlang der Route 66 den muskulösen Mopars Nahrung verlieh. Würfel, Spielkarten und Horrorfiguren wie SAW ergänzen sich zu einem Gesamtkunstwerk.
See me! Hear me! Außen Mattschwarz konkurriert mit inneren Chrom Über 200 Stunden Schleifarbeit stecken im Motorraum. Jede Kante, jede Sicke, Haubenzughalter und Haubenstangenhalter verschwanden im Reich des Nichts. Rot lackierte Flächen spielen mit gebrushten Figuren um ihr Leben. Unter der verchromten Domstrebe sitzt das Herz von Heb City. Ein moderner 2-Liter-16V wäre der größte Frevel in diesem Oldschooler. Der altgediente 2 Liter Block, vereinigt mit einem 2,2 Liter Kopf, erhält Nahrung von Familie Weber mit 45er Fütterungsöffnung. Die von verchromten Trichtern mit Filtern aus dem Motorradzubehör getarnten Mäuler saugen und schmatzen wie ein Rudel Wolfsjunge. Selbst nach Demontage würde sich die Maschine im Neuzustand präsentieren, da nach intensiver Reinigung alle Lager und Dichtungen von Neuteilen ersetzt wurden. Das Schlürfen der Weber erhält mit jedem Tritt auf das Pedal Konkurrenz aus der Hölle. Eine Gruppe A Anlage reicht die Abgase ungefiltert bis zum Endrohr durch. Die Trompeten von Jericho müssen ähnlich geklungen haben.
Chrom über Chrom, sogar bis ins letzte unsichtbare Detail, Bremszylinder, Leitungen, auch die Ölwanne glänzen um die Wette. Ganz im Gegenteil zur mattschwarzen Karosserie, lackiert von Luden Kollegen Frank. Mehrere Schichten mattem Klarlack mit Zwischenschliff, sowie Airbrush und Pinstribing teilen sich das Finish. Verchromte Räder sind keinesfalls Oldschool-Elemente. Auf 8×13 Zoll aufgeschweißte Stahlfelgen mit ausgenullter Einpresstiefe und 175/50er Breitreifen füllen die Radkästen. Natürlich in mattschwarz lackiert, wobei die rote Ratte nur vorne links rotiert. Alle Airbrush-Applikationen stammen von Oliver Hertel, in der Szene unter „OH Design“ bekannt.
Feel me! Grill me! Dass der Grill zum aufwendigsten Detail der Karosserie gehört, soll in wenigen Worten erklärt werden. Um einen perfekten, vom Opel-Blitz befreiten Grill zu erhalten, sind fünf Grills notwendig, weil immer nur die unterste Strebe verwendbar ist. Kunststoffkleber, Gfk und Spachtel vereinigen die von Alt heraus gesägten Streben in Neu eingesetzten Streben zu dem Grill der Grills. Die Rückspiegel im Iron Cross Design entführte Ricky aus dem Reservoir der Custom Biker. Wohin mit dem Tankdeckel an einer lupenreinen Karosse? In die B-Säule der Beifahrerseite – wohin denn sonst? Hier baute Ricky Stutzen und weiterführende Schläuche ein.
An dieser Stelle ein Dank an Schrauberkollegen Christian, der mit seinen Händen den Aufbau in Zusammenarbeit mit Ricky gestaltete Nachnamen mit drei Buchstaben besitzen einen entscheidenden Vorteil. Drei Buchstaben für die Pedalerie. Ricky wettet, dass er als einziger Oldschooler seinen Namen mit Füßen tritt. H E B! Die Buchstaben sind pure Eigenarbeit, geschnitten, gefeilt und geschliffen. Das rote Schlangenleder ist selbstverständlich Kunstleder, weil er im Leben nicht soviel Schlangen überfahren könnte. Holzlenkrad mit Chromüberzug, chrombedampftes Chevalier Cockpit, Mofakolben als Schaltknauf, erweiterter Wiechers Bügel mit City Schriftzug – Rickys Raritäten Reservoir ist schier unglaublich. Mit 14 schnappten ihn die Bullen zum ersten Mal, als er mit einem getunten Mofa die zulässige Geschwindigkeit verdreifachte. Mit 17 starben vier seiner 80er Mopeds einen schnellen Tod. Die schwarze 8 fällt als letzte Kugel. Last City standing!°
Opel Kadett C City (1979)
Motor: 2 Liter Block mit 2,2er Kopf, polierte und verchromte 45er Weber Doppelvergaser mit speziellen Trichtern, Custom Bike Filter, Motorchrom (Anlasser, Lichtmaschine, Wasserpumpe, Bremsanlage, Bremsleitungen, Schrauben, Halterungen)
Auspuff: Gruppe A (63,5 cm) durchgehend
Leistung (max): 117 Kw (ca. 160 PS lt. Prüfstand)
Kraftübertragung: 5-Gang Getrag-Schaltgetriebe
Vorderachse: Einzelradaufhängung, doppelte Dreiecksquerlenker, Stabi, Domstrebe (nachträglich verchromt)
Hinterachse: Verbundlenker-Hinterachse, Stabi (C Coupé GT/E)
Fahrwerk: Koni gelb, Mantzel Federn
Felgen (Herst./Größe): aufgeschweißte Opel-Stahlfelgen / 8×13 ET0
Bereifung (Herst./Größe): Dunlop SP2000/ 175/50
Bremsen(vo/hi): Scheiben/Trommeln (GT/E)
Weitere Extras: Eigenbaugrill aus fünf Grills, Iron Cross Motorradspiegel, Lackierung: Luden Frank aus Kassel, Airbrush: Oliver Hertel (OH Design)
Interieur: verchromtes Billet Holzlenkrad, König Sitze in Schlangenleder, erweiterter Wiechers Käfig mit City Schriftzug, HEB-Pedale, chrombedampftes Chevalier Cockpit mit deutschen Instrumenten, Showkasten mit Modellautos anstatt Heizung, Zusatzinstrumente C-Coupé, Mofakolben, Oldschool-Blinkerhebel mit gebrushter Eisenkugel, SAW