„Nur Fliegen ist schöner“, texteten die Werbemacher aus Rüsselsheim dem Opel GT auf den Leib.  „Schöner als nur Fliegen“ hätte dementsprechend der Werbespruch  für ein Opel GT Cabrio lauten müssen. Oder was meint Frank „Oepfel“ Oerlein dazu?

Ein offener Opel GT war sein Traum, den der Speditionskaufmann  unbedingt erfüllt wissen wollte. Zumindest suchte der Targa, besser gesagt einen Aero, so wie sie von Lenk oder Jordan im Einzelauftrag gefertigt wurden. Bekanntlich hatte Opel den Aero GT fix und fertig gebaut und sogar die Werbeaufnahmen hingen im Fotolabor. Leider wurde das Projekt urplötzlich gestoppt.. Der im Eishockey verwendete Begriff „sudden death“ kommt dem Ende des GT Aero ziemlich nahe. Ein Bekannter brachte „Oepfel“ auf die Fährte. Acht Jahre lang hatte ein Privatverkäufer das bei einem Suzuki Händler umgebaute Opel GT Cabrio mehr oder weniger sinnlos herumstehen. Der Umbausatz und das Verdeck stammte von der ehemaligen Firma Convertible Cars aus Neustadt Aisch und wurde vom Suzuki Händler in Eigenregie verarbeitet. Das Cabrio ist sozusagen „made in Franken“. Die Persenning sowie die komplett graue Leder-Innenausstattung fertigte ein Sattler. Zur Einzelabnahme fuhr man bei Convertible Cars vor. Viele Jahre später. Der TÜV des mit der original 1,9 Liter Maschine und 3-Gang Automatic bestückten Cabrio-Umbaus war längst abgelaufen, dafür bot der Verkäufer als Zugabe einen 2,7 Liter Motor mit einer Kiste Ersatzteile an. Für 15.000 DM wanderten GT und Motor in Oepfels Garage.

Ein 2,7 Liter Motor im GT! Das übte seinen speziellen Reiz aus. Nachdem Oepfel von seiner Versicherung mittels Gutachten grünes Licht erhalten hatte, wurde das Triebwerk eingelassen und bei dieser Gelegenheit die Automatic gegen ein 5-Gang Getrag getauscht. Die Zulassung mit 07er Wechselkennzeichen war zum damaligen Zeitpunkt ein Kinderspiel. Die Vorlage des Briefs genügte, die Abnahme gemäß §21 wurde nicht verlangt. Die folgende Vergangenheitsform hat bei der Beschreibung des 2,7 Liter Motors ihre Berechtigung. Als Basismaschine diente ein Zweiliter, aufgebohrt und mit 2,3 Liter Opel Diesel-Kurbelwelle, BMW Pleuel und Schmiedekolben bestückt.

Diese Maschine unbekannter Herkunft tat sich als Vernichter von Zylinderkopfdichtungen hervor. Sieben Dichtungen verrauchten innerhalb kürzester Zeit und erst eine 2mm starke Dichtung von Risse hielt einigermaßen durch. Doch von Leistung nach wie vor keine Spur. Nach dem finalen Exitus der Maschine stellte sich heraus, dass von Anfang an falsche Kurbelwellen- und Pleuellager eingebaut worden waren. Auch mit dem 2,0 E Motor aus einem Ascona B kehrte nicht sofort die Zuverlässigkeit in den GT zurück, weil beim Neuaufbau eine falsche Nockenwelle installiert wurde. Zum Glück bemerkte Oepfel den Ölmangel im Zylinderkopf, weil ziemlich eigenartige Geräusche aus dem Motorraum kamen. Die Maschine konnte gerettet werden und verrichtet heute zuverlässige Dienste.

Die Historie des GTs ist typisch für ein Tuningcar aus den 70ern. Zunächst wurde die Karosserie mit einem extremen Breitbausatz bestückt. In der nächsten Phase legte der Vorbesitzer Wert auf extreme Tiefe, bevor die Karosse in einen originalnahen Zustand zurückversetzt wurde. 1992 köpfte man den GT und verstärkte die Karosserie mit dem Umbausatz von „Convertible Cars“. Die zur Stabilität verhelfenden Querstreben am Unterboden haben ihre Tücken, denn eine Tieferlegung ist kaum mehr möglich. Lediglich Silentblocks drücken die  Blattfedern der Vorderachse und senken die Nase des GT leicht nach unten. An der Hinterachse sind Serienfedern im Einsatz, wie vorne mit gelben Konis kombiniert.

Die Strecke des Hosenrohrs beschreibt ihre eigenen Wege, weil wegen der vorderen Strebe das Rohr durch den Getriebetunnel verlegt werden musste. Dahinter schließt sich eine Edelstahlanlage von Klaus Priewe (California Youngtimer Import) an.

Der ATS Radsatz entlockt jeden Oldtimer-Kenner ein zustimmendes Kopfnicken. Oepfel rüstete lediglich die Breite auf. Die hinteren 8x13er wanderten nach vorne, dafür wurde an der Antriebsachse auf 9,5×13 Zoll hochgerüstet. Der GT stammte aus der GT/J Serie mit mattschwarzen Zierleisten, was Oepfel mittels Chromleisten korrigierte. Das Dach ist dicht. Selbst nach 450 Kilometer im strömenden Regen blieb das Interieur trocken. Die grauen Partien stammen noch vom Vorbesitzer und werden im Laufe der Zeit von schwarz-roten Materialien  ersetzt. Das Cockpit überzog ein Sattler, Sachen wie Türverkleidungen übernimmt Oepfel in Eigenregie. Auch die Persenning soll Farbe gewinnen, nämlich rote. Doch die Zukunft des GTs soll bezogen auf das Kennzeichen nicht mehr Rot, sondern Schwarz sein. Nach einer Revision, in der zum Beispiel die Spaltmaße verringert werden sollen und die Räder zurückgerüstet werden, ist ein erneuter Anlauf für das Historische Kennzeichen geplant. Cabrio-Umbauten sind nicht H-fähig, hatte man Oepfel beim TÜV im Nürnberger Raum erklärt. Da in anderen Regionen bereits GT Cabrios mit H-Kennzeichen unterwegs sind, ist in dieser Beziehung das letzte Wort noch nicht gesprochen. (Stand 2006)

Oepfel tauschte Grau gegen Rot und ließ auch das Cockpit beziehen

Typ: Opel GT Cabrio (1972)

Motor: 2,0 L Reihenvierzylinder mit LE-Jetronic (Manta/Ascona B), K&N Luftfilter

Auspuff: Eigenbau Hosenrohr, Edelstahlanlage von CYI-Priewe

Leistung: 110 PS

Kraftübertragung: 5-Gang Getriebe Getrag 240

Vorderachse: Einzelradaufhängung mit Doppelquerlenkern

Hinterachse: Zentralgelenkachse,

Federung(vo/hi): Querliegende Weitspaltblattfedern mit Silentblock (VA), Serie Schraubenfedern (HA)

Dämpfung(vo/hi): Koni gelb

Felgen: ATS Fünfstern / 8×13 Zoll ET-12 (VA)/ 9,5×13 ET-16 (HA)

Bereifung (Herst./Größe): Yokohama / 215/50-13 (VA) / 235/50-13 (HA)

Bremsen: Scheiben (Rekord 2,2i)/ Trommeln

Weitere Extras: Umbau Convertible Cars, Stoffdach Convertible Cars, graue Persenning,

Interieur: schwarz/rote Innenausstattung, 33cm Raid Sportlenkrad, Alu Schaltknauf PS Autoteile, modifizierter Handbremshebel aus Zubehör, elektrische Fensterheber vom Monza, Funk-Zentralverriegelung mit Alarmanlage und Wegfahrsperre von Kings Gun.

Musik: CD MP3 Player von Pioneer, 4-Kanal RTO Endstufe, 2-Wege Frontsystem, 3-Wege Hecksystem (no Name), Hifonics Hercules Monoblock für 2x 20 cm Xtreme Woofer

Besitzer (2006): Frank „Oepfel“ Oerlein

Heinz Bauriedel für Opel Flash Mai/2006, Michael Kolb für Tuningcars.org Februar/2021