„Ich bau mir mein Auto, so wie es mir gefällt und renne keinem Trend hinterher“. In Hubert Gigl Cabrio-Konzept passen keine übergroßen Räder, die tief in die Radkästen eintauchen. Er steht lieber auf Fahrbarkeit. Er bevorzugt Originallackierung anstatt Folie. Er steht auf brachiale Motorleistung, ehrliches Handwerk und sogar auf total nicht-trendige Flügeltüren.

Der Gigl Hubert ist familienbezogen Audimäßig vorgeprägt. Dass auch sein allererstes Auto stolz vier Ringe ausweisen kann, versteht sich von selbst. Als Vorbesitzer seines 1992er Audi 80 steht Audi Zentrum Ingolstadt im damals ausgegebenen Brief. „Dieser Audi existiert noch“, sagt er, doch die Zeit für den ist noch nicht gekommen. Im Brennpunkt steht heute das 1995er Audi 80 Cabrio Typ 89, ein „NonLetterCar“, demnach ein Auto ohne verkaufsfördernde Buchstaben wie „C“ oder „LS“ oder sonstige. Der Vorbesitzer ist dem Hubert bekannt. Jener wollte unbedingt einen Porsche, weshalb das Cabrio dessen Garage blockierte. Der Preis passte. Dass der Vorbesitzer bereits einen S4 Motor mit Biturbo hat installieren und den Rieger Bausatz montieren lassen, kam Hubert entgegen.

Wir schreiben das Jahr 2010. Als seine erste persönliche Tat am Fahrzeug steht die Installation der LSD-Flügeltüren im Protokoll. Nicht weil der damals dem Trend hinterher hechelte, sondern weil es ihm so gefiel. Dabei ist es geblieben. Kleinigkeiten folgten. DE-Scheinwerfer, rote US-Blinker, das übliche „Gläsertuning“ halt. Es wuchs Karbon im Innenraum, anschließend verlor der Kofferraum seinen angeborenen Sinn und Zweck. Wann, was eingebaut wurde spielt keine Rolle. Fakt ist, der Audi ist ein Gigl-Mobil mit kompletter Rieger Verspoilerung, so wie es der Toni aus dem oberbayerischen Eggenfelden am liebsten sehen täte. Die DE-Scheinwerfer aus dem RS2 wurden in späteren 80er-Cabrios serienmäßig verbaut, erklärt Hubert. Den Verdeckkastendeckel hat er ausgewechselt, weil das Leder abgenutzt war und er verzierte gleichzeitig die Abdeckung mit Porscheschriftzug in Echtkarbon.

Die meistgestellte Frage der Szene „welche Felgen für mein Auto“ wurde von BBS beantwortet. Oder doch nicht? Es sind zweiteilige Lenso-Nachbauten im konischen E88 Design in der Größe von 8.5x19Zoll ET 45. Da  die recht hohe Einpresstiefe viel Luft im Radhaus hinterlässt, steckte Hubert vorne sowie hinten fette Distanzscheiben zwischen Sattel und Rad. Leichtes Ziehen der Radkästen verhindert Schleifgeräusche beim Einfedern. „Aber die Radlaufkante ist original“ fügt er schnell hinzu.

Der Motor ist eh das wichtigste. Zunächst wurde das S4-Triebwerk auf 320 PS gechippt, anschließend von Grund auf in die Mangel genommen. Block, Kolben, Kurbelwelle, Turbolader, nichts blieb so wie es war. Vor dem von BP Motorsportauf 3 Liter Hubraum erweiterten Motor sitzt ein Turbolader von ETTL Motorsportdes RS6 mit modifiziertem Verdichtergehäuse und vergrößerter Ansaugspinne. Wichtig war Hubert, dass nicht an der Karosserie herum geschnitten werden müsste, um alle Aggregate unterzubringen. Den Umbau an sich erledigte Hubert eigenhändig, wobei er alle Motorhalterungen auf Maß fertigte. Er ist Schreiner von Beruf. Ein dreifach Hoch dem, der dies‘ gold‘ne Handwerk schuf.

Wetten dass Schreiner auch Auspuff können? 3 Zoll von vorne ab 100 Zellen-Kat bis hinten zum universellem Endtopf selbst gebastelt, Und der TÜV gab seinen Segen dazu. Getriebe war nicht sein Ding. 01E Getriebetechnik baute das 6-Gang Schaltgetriebe mit 100%iger Sperre, sollten die Vorderräder nicht die Kraft auf den Asphalt bringen. Apropos Kraft. Zum Zeitpunkt des Fototermins befand sich der Motor noch in der Einfahrphase und wurde elektronisch auf ungefähr 320 PS gedrosselt. Später dann, bekommt das Steuergerät von EMMU zwei Softwareversionen aufgespielt, wobei die Kampfversion über 600 Pferdchen ausspucken soll. Dementsprechend sind die für die Verzögerung eingebauten Module bestückt. Vorne die 370×32 Scheiben des Audi RS3 mit Vierkolbensättel, hinten die 335x25er aus dem RS6, der Hauptbremszylinder stammt vom S2. Für die Adaption verwendete er die Anschlüsse von Ultimot und selbstverständlich Stahlflex-Bremsleitungen.

Was noch bleibt ist ein Blick in den Innenraum. Die Karbonüberzüge fertigte er ebenfalls selbst. Ansonsten gibt es den RS4-Tacho, der ab 270km/h  auf Digital umschaltet. S2 Lenkrad, Gurt Integral Sitze, Audi Herz was willst du mehr? Ein Autogramm vom Walter natürlich. Der mag auch Cabriolet.

Audi 80 Cabriolet (Typ 89), Baujahr: 1995

Motor: Serie 2,6l, 150PS, Motorumbau auf 2,7 Liter Biturbo aus dem Audi S4 B5 ( MKB: AZB ), kompletter Neuaufbau mit 3 Liter Hubraum, Block Neuaufbau von BP Motorsport, Kurbelwelle aus dem AVK Motor, Wösner-Kolben mit Übermaß, ARP Dehnschrauben, RS6 Turbo mit modifizierte Verdichtergehäuse (Ettl Motorsport), 60er Lüfterrad, RS6 Drosselklappe, vergrößerte Ansaugspinne mit Golfball Prinzip in den Kanälen, Trichter in der Spinne Optimiert ( NG Motorsport ), Zylinderköpfe vom 2,8l ACK Sauger Motor aus dem Audi A4 von NG Motorsport, Ein und Auslässe gefräst und Golfballpinzip Brennraum, Ventilsitze optimiert, SUPERTECH Inconel Ein- und  Auslassventile, Schrick Ventil Federnsatz, AGR System komplett entfernt, bearbeitet Steuergerät von EMMU, Verdichtung Reduziert auf 8,7:1, Abstimmung von Ettl Motorsport, RS4 Luftfilterkasten, RS4 Luftmassenmesser, TheTuner Ansaug Y, TheTuner 60mm Frischluftrohre, TheTuner Druck Y in Original Optik für die RS6 Drosselklappe, Ladeluftkühler vom Turbozentrum Berlin, Motorabdeckungen Eigenbau Teils in Carbon bzw mit Leder bezogen, Schlossträger mit Leder bezogen

Leistung (max): 320 PS ( Einfahrsoftware ), 600+ (finale Stufe)

Kraftübertragung: 6-Gang Schaltgetriebe von 01E Getriebetechnik mit QUAIFE Torsen Differenzialsperre Auspuff:  Eigenbau ab Turbolader, 2×100 Zellen Magnaflow-Rennkat, 3 Zoll Rohre, ohne Mitteltopf FK-Universal-Endtopf,  

Vorderachse: KW Gewindefahrwerk V1, Lochkreisumbau auf 5×112

Hinterachse: KW Gewindefahrwerk V1, Lochkreisumbau auf 5×112

Bremsen:  Audi RS3 8P (370×32), RS6 C5 (335×25) mit Adaption von Ultimot, S2-Hauptbremszylinder, Stahlflex-Bremsleitungen, Brembo Bremsbeläge

Felgen: (Herst./Größe): Lenso Roadsport (BBS E88 Design) 8,5x19Zoll ET45, va: 20mm, ha 25mm SCC-Distanzscheiben

Reifen:  (Herst./Größe): Hankook/225/35 R19

Karosserie: Originallack Cassis Perleffekt LZ4Y, LSD-Türen, Rieger Verspoilerung (Schürzen, Schweller), Seitenteile gezogen, DE Scheinwerfer (RS2), RS2 Rückspiegel, Originalverdeck Verdeckkasten Abdeckung mit BiTurbo Schriftzug im Porsche Design in Echt Carbon, US Blinkerecken, Scheibenwischer Eigenbau aus Passat und A4 B6 Teilen verchromt,

Interieur: S2 Lenkrad mit Carbonleder Bezogen, GIS Sitze, Überrollbügel in Wagenfarbe lackiert, Vergoldete S-Line Embleme in den Kopfstützen,  RS4 B5-Tacho mit Beleuchteten Emblemen, Tacho innere mit Echt Carbon überzogen, Modellauto im Tacho, FIS Control, Echtcarbon Leisten, DoppelDIN Umbau, Lüfterdüsen in der Mitte entfernt, Eigenbau Doorboards, Windschott mit Airbrush,  Verkleidungen Teils mit Carbon Leder bezogen, Fußmatten aus Carbonleder,

HiFi: JVC Steuergerät, 3 Farrad Kondensator von Crunch, 17 Zoll Monitor im Kofferraumdeckel, Hifonics 4 Kanal Endstufe, Crunch 2 Kanal Endstufe, 10Zoll Free Air Woofer in der Rücksitzbank, jeweils 2 8Zoll  Pioneer Lautsprecher in den Türen, Kofferraumausbau aus GFK und MDF Platten, 1:18 Modelauto Umgebaut auf  Originallook mit Beleuchtung, Lederarbeiten von der Autosattlerei Geledert

Danksagungen: Sitzberger Georg für die Technische Unterstützung beim Umbau und den Lackierarbeiten,

fotografiert am 21. Juli 2018 bei VAG Treffen Motor Nützel Hof
Text & Fotos: Michael Kolb für Audi Scene 1/2019, reloaded für tuningcars.org am 1. April 2021